Praia do Futuro (2014)

Praia do Futuro (2014)

  1. ,
  2. 90 Minuten

Filmkritik: Endstation Berlin

Ab ins Wasser
Ab ins Wasser © Alexandre Ermel

Donato (Wagner Moura) ist Rettungsschwimmer am brasilianischen Strand Praia do Futuro. Als zwei deutsche Touristen in Not geraten, gelingt es ihm, nur einen der beiden zu retten. Der Mann heisst Konrad (Clemens Schick) er kommt aus Berlin. Während Konrad auf die Bergung der Leiche wartet, nähern Donato und er sich immer mehr an und eine Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich. Da Konrad nicht in Brasilien bleiben will, beschliesst Donato, ihm nach Berlin zu folgen.

Ein herzliches Wiedersehen
Ein herzliches Wiedersehen © Alexandre Ermel

Weit entfernt von sonnigen Stränden findet Donato sich in einer völlig anderen Realität wieder. Er spricht kaum ein Wort Deutsch und das graue Wetter macht ihm zu schaffen. Nichtsdestotrotz führen Konrad und er ihre leidenschaftliche Beziehung weiter. Konrad bittet Donato, bei ihm zu bleiben. Der Brasilianer muss sich zwischen seinem Freund und seiner Familie entscheiden und bleibt schliesslich in Berlin. Erst Jahre später holt ihn seine Vergangenheit ein, als sein kleiner Bruder Ayrton (Jesuita Barbosa) auf einmal vor der Tür steht.

Praia do Futuro ist in drei Akte unterteilt. Der erste Akt erzählt von der Begegnung zwischen Donato und Konrad und ihrer gemeinsamen Zeit in Brasilien. In Akt Zwei treffen die Zuschauer sie einige Zeit später in Berlin wieder. Im abschliessenden Akt taucht Ayrton in Berlin auf. Die undefinierten Zeitsprünge in der Geschichte lassen sich vor allem am Äusseren der Hauptfiguren ablesen. In Brasilien sind Konrads Gesicht und Haar noch von der Sonne geküsst, im darauffolgenden Abschnitt hingegen wirkt er blass und seine Haare fallen ihm dunkel in die Stirn. Im zweiten Akt hat Donato noch kurze Haare, im dritten ist er vollbärtig und trägt eine lockige Matte auf dem Kopf. Der in Berlin lebende Regisseur Karim Aïnouz erzählte die Geschichte vornehmlich in Kontrasten. Brasilien glänzt mit strahlenden und warmen Farben, wohingegen Berlin sich kalt und grau präsentiert. Die Bilder verraten oft mehr als Worte.

Mit ihrer Umgebung wandeln sich auch die Figuren in Praia do Futuro. Die Orte, an die sich die Charaktere begeben, formen und prägen sie. Dabei bleibt immer eine gewisse Distanz zu den Hauptfiguren bestehen. Zu Anfang des Films - als die Suche nach Konrads ertrunkenem Freund hoffnungslos erscheint - wirft Konrad Donato vor, dass er sich schon an alles gewöhnte habe; selbst an den Tod, so wenig Mitgefühl zeigt er. Donato scheint nichts aus der Fassung zu bringen. Stattdessen nimmt er seine neue Rolle als Brasilianer in Berlin an und lässt sie zu einem Teil von sich werden. Er sehnt sich nicht mehr nach dem Praia do Futuro. Dies wird vor allem im dritten Akt deutlich, der mit dem plötzlichen Geschwisterkonflikt ein wenig gezwungen daherkommt. Ayrton will Antworten. Donato gibt sie ihm nicht. Was in der Zwischenzeit genau zwischen Konrad und Donato vorgefallen ist, wird zudem nicht erläutert. Auf einmal befinden sich die Figuren in einer völlig anderen Phase ihres Lebens. Sie bleiben somit Unbekannte, die einem am Ende fast wieder genauso fremd sind wie zu Beginn des Films.

Praia do Futuro lebt von seinen Kontrasten. Grosse Teile der Geschichte werden über die Bildsprache erzählt, die Figuren werden jedoch nicht richtig greifbar.

Swantje Oppermann [swo]

Swantje ist seit 2013 Teil der OutNow-Crew. Zu ihren Lieblingen gehören «Jurassic Park», «When Harry Met Sally» und «Se7en». Bei «Titanic» muss sie noch heute heulen. Das Filmfestival Venedig liebt sie nicht nur wegen der Filme, sondern auch, weil dort der Aperol Spritz in rauen Mengen fliesst.

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