Lost River (2014)

Lost River (2014)

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Filmkritik: Ööööhm, okay...

Heisses Teil
Heisses Teil © Studio / Produzent

Die alleinerziehende Kellnerin Billy (Christina Hendricks) macht gerade schwierige Zeiten durch. Sie ist mit ihren Hypothekarzahlungen in Rückstand geraten und droht jetzt das Haus zu verlieren. Als sie auf der Bank ihr Leid klagt, hat der neue Bankmanager Dave (Ben Mendelsohn) eine Idee: Er führe nebenbei noch einen Nachtclub, wo es viel Geld zu verdienen gibt. Als die Mutter von zwei Jungs das Angebot annimmt, ist ihr nicht bewusst, worauf sie sich da eingelassen hat.

Zur gleichen Zeit versucht Billys ältester Sohn Bones (Iain De Caestecker) mit dem Verkauf von Kupferdraht an Geld zu kommen. Das wertvolle Gut holt er sich aus den Wänden von verlassenen Häusern. Doch damit konkurriert er mit dem gefürchteten Psychopathen Bully (Matt Smith), der so gar keinen Spass versteht und für Einschüchterungen gerne zum Messer greift. Es dauert nicht lange, bis Bones mit seiner Tätigkeit auch das nette Nachbarsmädchen Rat (Saiorse Ronan) in grosse Gefahr bringt.

Ryan Goslings Regiedebüt ist ein seltsames Monster, das zu gleichen Teilen anstrengend und faszinierend ist; ein Albtraumfilm im Stile der Werke von David Lynch, aber ohne deren Raffinesse und Klasse. Aufgrund des Bilderrausches sehenswert für Leute, die glauben, schon alles gesehen zu haben. Für die Fans von The Notebook: Finger weg.

What. The. Hell. Eine nicht selten gehörte Reaktion nach dem ersten Screening von Ryan Goslings Regiedebüt Lost River am Cannes-Filmfestival. Von vielen wurde der Film, welcher lange unter dem Titel "How to Catch a Monster" bekannt war, mit Spannung erwartet, denn der Kanadier hat in seiner Schauspielerkarriere mit so unterschiedlichen Regisseuren wie Nicolas Winding Refn, Marc Forster und Derek Cianfrance zusammengearbeitet. Von wem hat er sich wohl das meiste abgeguckt? Die Antwort: von allen ein bisschen, doch Gosling packt in seinem wilden Erstling auch noch vieles von Guillermo Del Toro, Danny Boyle, Gaspar Noé und Richard Kelly rein, sowie eine grosse Portion David Lynch. Das Ergebnis ist ein sonderbarer Trip, der nicht richtig zufrieden zurücklässt.

Regisseure wie Lynch sind bekannt dafür, dass sie dem Zuschauer gerne den Boden unter den Füssen wegziehen. Gosling hingegen verweigert dem Zuschauer sogar den Boden. Von Anfang an wirren wir durch eine Story, die ganz seltsam zusammengebastelt ist und die Protagonisten an unheimliche Orte bringt, wo schräge Figuren lauern. Da gibt es ein Etablissement, in dem sich die Besucher an blutigen Varieténummern erfreuen können, und einen jungen Mann, dem die Lippen abgeschnitten wurden. Zwischen diesen WTF-Szenen ist immer mal wieder eine Story auszumachen, doch grösstenteils ist Goslings Film vor allem eines: ein Albtraum.

Solche ergeben ja eher selten einen Sinn. So schaut man einfach mal diesem Treiben zu. Doch weil es hier rein gar keinen Halt gibt, kommt zur Verwirrung keine wirkliche Zufriedenheit hinzu. Bei der Kinofassung von Donnie Darko zum Beispiel blieb am Ende das Gefühl, einen guten Film gesehen zu haben. Man hat das Treiben um das Tangentenuniversum und den Riesenhasen Frank zwar nicht ganz begriffen, aber es war unterhaltsam und man fühlte sich nicht verarscht. Bei Lost River ist es schwierig zu sagen, ob Gosling nun genial oder komplett durchgeknallt ist.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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