Unglücksfälle und Verbrechen, bei denen prominente Namen involviert sind, ziehen immer in den Medien. Die Verfilmungen lassen meist auch nicht lange auf sich warten. In dieser Hinsicht ist die Geschichte der Ringer-Brüder Schultz ein gefundenes Fressen für Hollywood. In Foxcatcher präsentiert Regisseur Bennett Miller nun die Umsetzung dieser Geschichte. Da der Film - im Unterschied zu vergleichbaren Produktionen - das bekannte Ende nicht gleich von Anfang vorwegnimmt, sei hier auf die "True story", auf der der Film basiert, nicht näher eingegangen. Daher nur so viel: Sie endet fatal.
Trotz des eigentlich nach Boulevard schreienden Themas inszeniert Miller seinen Film alles andere als effekthascherisch. Wie schon in seinem letzten Film Moneyball legt er der Geschichte auch hier wieder einen hierzulande eher wenig populären Sport zugrunde. Und er schafft es aufs Neue, dennoch eine Faszination dafür auszulösen. Die eindrückliche Szene zu Beginn, in der Channing Tatum und Mark Ruffalo trainingshalber miteinander ringen, verrät wahrscheinlich mehr über die schwierige Beziehung zwischen den beiden Brüdern, als es lange Dialogszenen getan hätten.
Aber natürlich geht es in Foxcatcher nicht in erster Linie um den Sport. Im Zentrum steht vielmehr die Beziehung zwischen den drei Hauptcharakteren: Es ist denn auch in erster Linie Steve Carells Film. Der vor allem aus komischen Rollen bekannte Schauspieler wurde für diese Rolle im Vorfeld bereits als Oscaranwärter gehandelt, ehe das Startdatum für den Film nach hinten geschoben wurde, was ihn aus dem Oscarrennen für 2014 warf. Auf seine Leistung hat dies aber keinen Einfluss. In seiner Rolle als einsamer Multimillionär mit Mutterkomplex, der sich seine Freunde erkaufen muss, setzt Carell voll auf Understatement. Wildes Herumschreien oder Gestikulieren lässt er grösstenteils sein, stattdessen arbeitet er mit der Mimik und holt so viel mehr aus dieser eigentlich himmeltraurigen Figur heraus. Der lauernde Wahnsinn hinter der ruhigen Fassade ist immer spürbar.
Carells Co-Darsteller Mark Ruffalo und Channing Tatum können ihrem Kollegen die Stirn bieten. Während Ruffalo als Dave Schultz ein weiteres Mal seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt, legt Tatum als Mark Schultz eine starke Präsenz an den Tag. Er mag nicht der begnadetste Schauspieler seiner Generation sein, doch passt er wunderbar in die Rolle des ehrgeizigen Ringers - eine Idealbesetzung.
Regisseur Miller nimmt sich viel Zeit - über zwei Stunden -, um die tragische Geschichte nachzuzeichnen. Ironischerweise wirkt der Film an einigen Stellen aber dennoch etwas überhastet inszeniert. Die subtile Charakterentwicklung von John du Pont hätte gerade in diesen Szenen noch besser ausgearbeitet werden können, während man andere durchaus etwas hätte straffen können. Dem positiven Gesamtbild tut das aber keinen Abbruch.