Dark Star: HR Gigers Welt (2014)

Dark Star: HR Gigers Welt (2014)

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Filmkritik: Die Kunst des Nicht-Wahnsinnig-Werdens

Wein ist fein, drum schenk ich noch mehr ein.
Wein ist fein, drum schenk ich noch mehr ein. © Frenetic Films

Hansruedi «HR» Giger lebte in der Nähe des Zentrums von Zürich. Bekannt war er für seine düsteren Kunstwerke, wobei er ein Pionier der «Kunst der Biomechanik» (Verbindung von Mensch und Maschine) war. Sein Talent erhielt lange Zeit nicht die Aufmerksamkeit, die es verdiente, da seine Bilder zu düster, seine Skulpturen zu unheimlich waren. Internationale Bekanntheit erlangte er schliesslich, als ihm 1980 der Oscar in der Kategorie «beste visuelle Effekte» für Alien verliehen wurde.

Bilbo schreibt «Der Herr der Ringe», oder?
Bilbo schreibt «Der Herr der Ringe», oder? © Frenetic Films

Seinen eigenen Aussagen nach sind seine Bilder und Skulpturen für ihn der Weg, nicht wahnsinnig zu werden. Daher bestimmte die Kunst sein Leben und auch das seiner Verwandten und Freunde. Er passte sich nicht dem Umfeld an, sondern das Umfeld passte sich ihm an. Dark Star - HR Gigers Welt zeigt dieses Umfeld und die Welt des HR Giger. Verwandte und enge Freunde erzählen von ihrem Leben mit dem seltsamen Künstler und den prägenden Eindrücken, die sie durch ihn und seine Werke erlebt haben.

Dark Star - HR Gigers Welt ist ein eher langweiliger Dokumentarfilm, der nur durch vereinzelt witzig gehaltene Sequenzen die Aufmerksamkeit des Publikums behält. Als Biografie versagt er ganz. Für eingefleischte Giger-Fans könnte er jedoch lohnenswert sein, obwohl da ein Museumsbesuch vielleicht mehr bringen würde.

Hansruedi Giger, der düstere Künstler, der es mit seinem Können bis nach Hollywood schaffte, war witzig und alles andere als normal. Leider ist aber Dark Star - HR Gigers Welt genau das: normal. Der Zuschauer erwartet eine anderthalbstündige Biografie über die Person Gigers, stattdessen erhält er nur einen kleinen Einblick in die Welt und das Umfeld des Künstlers und kriegt viele seiner Werke zu sehen statt das Genie hinter der Person. Diese Tatsache enttäuscht, denn schliesslich möchte der Filmgänger einen Film sehen und kein Museum besuchen.

Daneben lässt Regisseurin Belinda Sallin den Film zusammenhangslos von Interview zu Interview und von einer alten Filmaufnahme zur nächsten springen. Einzig die Streifzüge der Kamera durch das Haus, in dem Giger wohnte, sind einigermassen interessant, denn das zeigt, wie der Künstler lebte und wo seine Werke entstanden. Dabei ist besonders schön zu beobachten, dass Giger seinen Oscar für Alien unscheinbar in einem der unzähligen Regale stehen hat. Dies und Sprüche wie «Chasch scho säge, dass das Bild währendme LSD Trip entstande isch» lassen den Charakter des Protagonisten wunderschön durchsickern und bieten ein paar Lacher. Sie kommen aber leider viel zu wenig vor.

Neben den vielen Werken, die buchstäblich das ganze Haus ausstatten (inkl. Geisterbahn im Garten), werden durch Interviews die Familie und engsten Freunde Gigers gezeigt. Wirklich interessant sind die Geschichten nicht, aber sie geben dem Ganzen eine gewisse Intimität, die den Zuschauer näher an die Kultfigur «Giger» heranlässt. Es gibt auch ein paar wirklich rührende Geschichten zu hören, teilweise von Giger selbst und auch von Verwandten oder Freunden. Diese Mittel können aber am Grossen und Ganzen des Films nichts ändern. Daher bleibt Dark Star - HR Gigers Welt grundsätzlich langweilig und erinnert an einen Lehrfilm, den man in der Primarschule zu sehen bekommen könnte.

Diana Rolny [dro]

Diana arbeitet seit 2013 als Freelancerin bei OutNow. Sie liebt Dokumentationen wie «The Life of Brian» und Wanderfilme aus Mittelerde. Zu schwarzhumorigen Komödien geniesst sie gerne einen Martini Dry, bei Sci-Fi einen Pangalactic Gargleblaster und bei sinnfreien Kunstfilmen einen Molotowcocktail.

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Trailer Deutsch, 1:49 © Frenetic Films