Side Effects (2013)

Side Effects (2013)

Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen
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  2. 106 Minuten

Blu-ray-Review: The Girl with the Pill Problem

Lisbeth Salander...
Lisbeth Salander... © Ascot Elite

Kurz nachdem ihr Mann Martin (Channing Tatum) nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden ist, machen sich bei Emily (Rooney Mara) erneut Symptome einer Depression bemerkbar. Aus lauterem Himmel hat die junge Frau Angstzustände, Schweissausbrüche und verfällt in grossen Kummer. Gerade jetzt, wo ihr Leben wieder eine Zukunft hat, geht alles den Bach hinunter. Nach einem Unfall wird der Psychiater Dr. Banks (Jude Law) auf Emily aufmerksam und bietet ihr seine professionelle Hilfe an. Sie macht von seinem Angebot Gebrauch und erzählt ihm von ihren wiederkehrenden Depressionen.

... liebt Magic Mike
... liebt Magic Mike © Ascot Elite

Dr. Banks will Emily Medikamente verschreiben, und zwar solche, für die er bei einem Testprogramm für eine Studie mitmacht. Eines Tages liegt Martin niedergestochen auf dem Fussboden in ihrer Wohnung. Emily, total geschockt, hat keine Erinnerung, wie das passieren konnte. Dr. Banks wird von der Staatsanwaltschaft als persönlicher Berater von Emily beauftragt. Dabei untersucht er ebenfalls die möglichen Nebenwirkungen seiner verschriebenen Medikamente...

"Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker." Wer kennt ihn nicht, den gefühlstot vorgetragenen Spruch, der Zuschauer zum Nachäffen einlädt, dessen immens wichtige Botschaft aber beim einen Ohr reingeht und beim anderen wieder rauskommt. Ja, Medikamente haben Nebenwirkungen und können den Alltag eines Menschen beeinträchtigen. Natürlich muss man sich nicht vor jeder Aspirin-Einnahme Gedanken machen, ob man jetzt den ganzen Tag im Schlafmodus durch die Gegend wandelt, doch ein Blick in die Packungsbeilage hilft und lässt teilweise die Haare zu Berge stehen. Was Medikamente auslösen, welch drastische Folgen Nebenwirkungen haben können und wie sehr damit Schindluderei betrieben wird, erzählt uns Steven Soderbergh in seinem schlicht betitelten Hitchcockschen Psychospiel Side Effects, das mit Rooney Mara und Jude Law nicht nur wunderbar besetzt ist, sondern den Zuschauer auf eine dramatische Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt.

Wie bei der Wirkung eines Medikaments fühlt man auch bei Side Effects anfangs gar nichts, und der Wunsch danach ist umso grösser. Die Stimmung wirkt zwar bedrohlich, angespannt und wohl genau so, wie wenn man hoffnungsvoll auf die Hilfe eines Mittels wartet. Die Spannung hält sich in Grenzen, und doch spürt man, dass es sich hier um keinen Placebo-Effekt handelt, sondern mächtig was unter der Erde brodelt. Wie die Figur der grossartig spielenden Rooney Mara langsam zerfällt, ist Drama pur. Selten wurde eine Depression realistischer, wenn auch kaum plakativer dargestellt. Ein wahrscheinlich notwendiges Unterfangen, denn nur so sorgt der Bruch, der den Film in eine völlig neue Richtung drängt, auch dafür, dass das Publikum vom genialen Kunstgriff überrascht wird. Leider ist Soderberghs Bestreben, ein ansprechendes Ende zu finden, in jeder Einstellung sichtbar. Dies raubt dem Thriller durch die überhasteten und eher konventionellen Schlussminuten etwas an Intensität und hinterlässt ein künstliches Mainstream-Feeling, das auch die offensichtliche Kritik an die Medikamentenindustrie etwas relativiert.

Die Blu-ray verfügt über ein eher unauffälliges, etwas blasses Bild, das aber gut zur Szenerie passt. Der Ton ist ausgeglichen und etwas sanft, was aber das schlafwandlerische Gefühl noch verstärkt, das uns der Score vermittelt. Ein Blick auf das Bonusmaterial zeigt dann auch noch das grosse Defizit der Disc. Einem Super-8 Filmchen von Steven Soderbergh, das visuell zwar interessant, aber ansonsten nicht der Rede wert ist, wurde noch am meisten Beachtung geschenkt. Die beiden fiktiven Medikamentenwerbungen sind zwar im Ansatz ganz interessant, als lose Werbung sind sie aber völlig unbrauchbar und vertiefen die kritische Thematik nur geringfügig. Hier hätte man durchaus noch etwas genauer in die Materie gehen dürfen.

Yannick Suter [yan]

Yannick arbeitet seit 2010 als Freelancer für OutNow. Sci-Fi-, Horror- und Mindfuck-Filme sind seine Favorites. Wenig anfangen kann er mit Kostümfilmen und allzu prätentiösen Arthouse-Produktionen. Wer aber etwas über äusserst verstörende Filme erfahren möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.

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