The Rambler (2013)

The Rambler (2013)

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  2. 97 Minuten

Filmkritik: Simply Something

«Spiel doch mal 'Smells like Teen Spirit'!»
«Spiel doch mal 'Smells like Teen Spirit'!» © Studio / Producer

Der frisch aus dem Gefängnis entlassene Rambler (Dermot Mulroney) versucht nach vierjähriger Haftstrafe den Tritt ins Leben wiederzufinden. Doch seine Freunde sind ihm fremd, sein neuer Job ist mies und ein sonderbares Piepen am Himmel lässt ihn wahnsinnig werden. Als ihn seine Freundin Cheryl (Natasha Lyonne) aus dem Wohnwagen wirft und die neue Chefin mit seiner Arbeitsmoral unzufrieden ist, entscheidet er sich dazu, das Weite zu suchen.

Auf der Reise zur Farm seines Bruders lernt er einen verrückten Wissenschaftler (James Cady) kennen, der mithilfe irrsinniger Ideen versucht, Träume aus dem menschlichen Gehirn zu filtern und auf Band zu bannen. Neben vielen weiteren merkwürdigen Bekanntschaften trifft Rambler auch auf eine blonde Schönheit (Lindsay Pulsipher), die ihm den Kopf verdreht. Mit der Frau seiner Träume im Sinn erlebt er eine abgefahrene Odyssee voller Blut und Surrealismus und weiss dabei zu keiner Zeit, was eigentlich genau vor sich geht.

David Lynch ist der König des Surrealen. Von ihm weiss man, dass die Eulen nicht das sind, was sie scheinen und dass der Traum von einem Leben als berühmter Schauspieler wirklich bloss ein Traum ist. Er ist ein Magier, der es wie kein anderer versteht, die Zuschauer auf eine Reise mitzunehmen, die man nicht fassen und verstehen kann, bei der man aber dennoch einer enormen Anziehungskraft ausgesetzt ist. Immer wieder versuchen andere Regisseure dieses Mindfuck-Level für ihre eigenen Projekte zu erreichen. Auch der abgefahrene The Rambler von Calvin Reeder möchte auf das geheimnisvolle Lynchkarussell aufspringen und hat damit vereinzelt sogar richtig Erfolg. Vor allem optisch und handwerklich kommt Reeder mit seiner trashigen Hommage der Faszination Lynchs nahe.

Auch wenn The Rambler visuell an einen blutigen und völlig ungreifbaren Albtraum erinnert, fehlt es ihm doch an Tiefe. Die Story ist nichts mehr als ein Haufen zusammengewürfelter Ideen, die wie lose Puzzleteilchen auf dem Boden rumliegen. Wenn man das Gesamtkonstrukt mal genauer betrachtet, stellt man aber fest, dass sich die Teilchen auch mit grösstem Einsatz der Gehirnzellen nicht aneinander fügen lassen. The Rambler ist einfach irgendetwas. Ein Nichts. Ein Trip, der viele kuriose Figuren zum Kaffeeplausch und Smalltalk einlädt, aber keine konkreten Fragen beantwortet. Zum Glück wird dieses 'Nichts' wenigstens ansehnlich auf den Bildschirm gebracht, und so darf man in eine Welt abtauchen, in der zu jeder Zeit alles passieren könnte. Ein zweiter Grund, Gefallen an The Rambler zu finden, sind die trashigen Splattereffekte, die sich immer wieder in den Vordergrund drängeln und liebevoll gemacht, ja richtiggehend ekelerregend sind.

Calvin Reeder hat sich Mühe gegeben, mit Gesichtsausdrücken zu spielen und diese ins rechte Licht zu rücken. Diese Zurschaustellung der Mimik lässt es zu, dass in Rückblenden immer wieder dieselben Mienen auftauchen und damit eine schaurige und eben lynchsche Atmosphäre entsteht. Das eher schwache und oberflächliche Schauspiel und die vielen Leerläufe können aber auch mit ein paar witzigen Dialogen und vielen WTF-Momenten nicht aus dem Weg geräumt werden.

Fazit: Calvin Reeder (V/H/S) hat mit The Rambler einen nebulösen, aber völlig konzeptlosen Surrealismus-Albtraum gebastelt, der mit seinen abgefahrenen, unausgearbeiteten Ideen zwar immer wieder ein Staunen oder Grinsen hervorlockt, insgesamt aber ziemlich enttäuscht und vielerlei Fragen offen lässt oder gar nicht erst stellt.

Yannick Suter [yan]

Yannick arbeitet seit 2010 als Freelancer für OutNow. Sci-Fi-, Horror- und Mindfuck-Filme sind seine Favorites. Wenig anfangen kann er mit Kostümfilmen und allzu prätentiösen Arthouse-Produktionen. Wer aber etwas über äusserst verstörende Filme erfahren möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.

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