The Necessary Death of Charlie Countryman (2013)

The Necessary Death of Charlie Countryman (2013)

Lang lebe Charlie Countryman
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  3. 108 Minuten

Filmkritik: Unterwegs in Bukarest

Kiss of the devil
Kiss of the devil © Studio / Produzent

Charlie Countryman (Shia LaBeouf) ist bei dem Tod seiner Mutter im Krankenhaus dabei. Als Tote rät sie ihrem Sohn, nach Bukarest zu reisen, um sich abzulenken und den Kopf frei zu bekommen. Im Flugzeug lernt Charlie einen Mitreisenden kennen, der wenig später neben ihm stirbt. Kurz nach dem Tod des Mannes bittet dieser ihn, seiner Tochter Gabi (Evan Rachel Wood) ein Geschenk zu überreichen. Als Charlie nach einigen Unstimmigkeiten am rumänischen Flughafen auf Gabriela trifft, verliebt er sich sofort in sie.

Für einmal keine Keinohrhasen
Für einmal keine Keinohrhasen © Studio / Produzent

Schon bald entwickelt sich Charlies Aufenthalt in Bukarest weniger zum entspannten Trip als vielmehr zu einem grossen Abenteuer. Denn Gabi ist nicht nur Musikerin, sondern auch mit einem psychotischen Gangster verheiratet. Nigel (Mads Mikkelsen) findet es nicht lustig, seine Frau mit dem jungen Amerikaner zu sehen. Zusehends wird Charlie zum Spielball zwischen seinem Beschützerinstinkt für Gabi und einer Horde rumänischer Gangster, vor denen er fliehen muss. Deren Anführer Darko (Til Schweiger) ist kein Mann langer Reden, sondern lässt lieber Fäuste sprechen.

Charlie allerdings ist hart im Nehmen und stellt sich für seine Liebe zu Gabi allen Gefahren. Es scheint jedoch, als ob er am Ende den Kürzeren ziehen müsse.

Der Schwede Fredrik Bond begann seine Karriere als Werbefilmer und konnte am Werbefilmfestival in Cannes 2011 den Hauptpreis, den goldenen "Lion", in Empfang nehmen. Sein Spielfilmdebüt hat nichts mehr mit Werbung zu tun, einzig die Musik von Moby zeugt noch von der Vergangenheit, denn mit dem Musiker drehte Bond einst Musikvideos. Für seinen ersten Langfilm konnte der Regisseur ein namhaftes Cast gewinnen, allen voran Shia LaBeouf, bekannt durch die Transformers-Reihe.

The Necessary Death of Charlie Countryman ist ein durchgedrehter Film, der von allem etwas hat: Krimi, Drama, Komödie und Romantik, alles ist dabei. Vor allem aber ist er ein Roadtrip durch die meist weniger schönen Ecken von Bukarest und quasi ein Vorbild für jeden Touristen, nicht auf jeden Hinweis Einheimischer zu hören. Je mehr Charlie versucht, in die Nähe von Gabi zu gelangen, desto mehr wird er in ihr Leben und vor allem in die merkwürdigen Menschen in ihrem Leben verstrickt.

Shia LaBeouf spielt den Charlie als eine seiner bisher besten Rollen, was umso tragischer ist, weil diese gute Performance den Film trotzdem nicht retten kann. Denn das Manko des Films ist vor allem seine Liebesgeschichte, aber auch die grosse Unentschlossenheit und Überfrachtung. Man möchte einerseits mehr sehen vom Hauptdarsteller, der in jeder Szene wirklich gut ist, andererseits gibt es so vieles, was einfach nur stört: allem voran der ständige Erzähler aus dem Off, der unnötig ist, denn die Bilder des Films sprechen ja für sich. Aber auch der erzwungen wirkende Versuch, dem Film die ganze Zeit einen Coolnessfaktor aufdrücken zu wollen, den er überhaupt nicht nötig hat, ist störend.

Oftmals wirkt der Film wie ein viel zu lang geratenes Musikvideo: viele schöne Aufnahmen, die Darsteller gut in Szene gesetzt und diese wiederum meist auch sehr gut spielend - in seiner Gesamtheit dann aber enttäuschend und seine vielen Möglichkeiten, angefangen mit der an sich guten Idee der Geschichte, zu wenig nutzend.

So ist The Necessary Death of Charlie Countryman mehr dem Tod geweiht als seine Hauptfigur, denn schöne Ideen und ein toll agierender LaBeouf allein machen noch keinen guten Film aus.

Julia Stache [jst]

Julia ist seit 2007 Freelancerin bei OutNow und kommt aus Berlin. Seit 2002 ist sie regelmässig bei der Berlinale dabei. In Jane-Austen-Filmen kann sie träumen und mitleiden. Sehr angetan haben es ihr Thriller, Christian Bale und James McAvoy.

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Trailer Englisch, 02:30