Mobbing in der Schule kennt wohl jeder in der einen oder anderen Form. Was meistens mit ein paar blauen Flecken oder einem schlechten Gewissen endet, kann aber auch schwerwiegende Folgen mit sich tragen. Amokläufe wie derjenige in Columbine 1999 zeigen, dass Mobbing tiefschürfende Wunden hinterlässt und nicht immer Hauptgrund, aber durchaus mitverantwortlich für die schrecklichen Taten sein kann. Die Angst vor solchen Schiessereien in Schulen ist mittlerweile weit verbreitet, und auch in der Filmwelt hat man sich bereits einige Mal damit beschäftigt. White Rabbit oder April Showers thematisieren solche Amokläufe aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem deutlichen Augenmerk auf das Schreckensszenario. We Need To Talk About Kevin dreht den Spiess um und erzählt die schreckliche Zeit für die Familie des Täters nach dem Amoklauf. Sogar in Serien wie Glee oder One Tree Hill gibt es eine Episode, die sich mit einem Amoklauf auseinandersetzt.
Matt Johnsons Erstling The Dirties als einfachen Amoklauf-Thriller anzupreisen wäre falsch. Viel mehr geht es in diesem einfach inszenierten Drama darum, wie schnell aus viel Rauch um nichts ein loderndes Feuer ausbrechen kann. Zwei gequälte Seelen drehen einen Film, in dem sie sich an ihren Peinigern rächen. Ein schlichtes und doch ehrliches Unterfangen, dass immer die gewisse Lockerheit mit sich bringt, damit man keinesfalls auf dumme Gedanken kommt.
Doch hier zeigen sich eindeutig Schwächen im Drehbuch auf. Die Entwicklungen der Geschichten machen durchaus Sinn, sind aber nur bedingt tiefgründig. Die Psyche der Protagonisten erhält ein schemenhaftes Abbild, kann aber nicht genug erforscht werden und bleibt zu trivial, um Hintergründe oder mehr als typische Motive auszumachen. So ist The Dirties oftmals etwas zu simpel und versucht mit einfachsten Mitteln, die Folgen des einst als Joke gedachten Schulprojekts und der darin enthaltenen Rachegelüste zu vertiefen.
Viel interessanter ist die Freundschaft zwischen Matt und Owen, die sich im Laufe der Geschichte entscheidend verändert. Ebenso passend ist dabei das natürlich dargestellte Leben an der High School. Hier kann sich für einmal auch der ansonsten eher störende Low-Budget-Look mit dazugehöriger Wackeloptik auszeichnen. Am originellsten ist The Dirties aber immer dann, wenn sich Matt und Owen ihrem eigenen Filmprojekt widmen. Die Hingabe, die unterdrückte Wut, die symbolischen Gefühlsausbrüche und die geschwindelte, aber ironisch verpackte 'Ist doch alles nur Spass'-Attitüde lässt die beiden Regisseure wertvoller erscheinen, auch wenn ihre psychischen Probleme nur ansatzweise auf den Zuschauer übergehen.