Das Dorf Edenstown in Irland ist zu einem beinahe apokalyptischen Slum mit verrammelten Gebäuden und Autowracks zerfallen. Tommy (Aneurin Barnard) wohnt ebenfalls in dieser Gegend in einem der abbruchreifen Hochhäuser, die zum Teil bereits zur Sperrzone erklärt wurden. Deshalb hat er sich dazu entschlossen, dem Dorf den Rücken zu kehren und ist gerade mitten im Umzug. Als er zum letzten Mal vom Taxi mit dem Lift nach oben fährt, verklemmt sich jedoch die Türe, und er muss untätig zusehen, wie eine Gang aus wild gewordenen Kindern in Kapuzenpullovern über seine Frau herfallen, sie krankenhausreif prügeln und anschliessend noch mit etwas Unbekanntem infizieren. Das Opfer fällt in ein tiefes Koma, doch das Baby kann gerettet werden und erfreut sich bester Gesundheit.
Tommy hingegen ist ein Wrack. Er entwickelt eine sehr starke Agoraphobie, die es ihm beinahe unmöglich macht, das Haus zu verlassen. Draussen sieht er nämlich an allen Strassenecken genau die Kinder in ihren Kapuzenpullover, die einst seine Frau angegriffen haben, und diese folgen ihm auch bis nach Hause. Marie (Wunmi Mosaka), die als Krankenschwester arbeitet, unterstützt Tommy, wobei sie ihm auch klarmacht, das seine Ängste nur in seinem Kopf stattfinden und die Jugendlichen bloss missverstanden und ungeliebt sind. Ein Priester (James Cosmo) hat jedoch einen ganz anderen Standpunkt. Er erzählt Tommy, dass die Kinder ein düsteres Geheimnis haben und tatsächlich hinter seiner Tochter her sind. Ein Alptraum beginnt.
In jedem Film steckt etwas vom Regisseur. Bei Citadel ist dies besonders der Fall, denn Regisseur und Autor Ciaran Foy litt in seiner Jugend, nachdem als er von einer Gruppe Teenager ohne Provokation brutal niedergeschlagen worden war, tatsächlich unter Agoraphobie. Dies scheint er nun zu verarbeiten, und bei näherem Hinsehen ist die Sozialkritik offensichtlich. Doch er wollte wohl nicht einfach alle Jugendlichen dämonisieren, weshalb er kurzerhand die fantastischen Elemente in den Film aufgenommen hat - und nun einen Grossstadtschocker präsentiert.
Citadel gehört zu den raren Schockern, die eine männliche Hauptrolle haben. Doch glücklicherweise wirkt der verstörte Ehemann, der seine Frau nicht retten konnte und auch sein Baby nicht wirklich beschützen kann, sehr glaubwürdig, was auch hilft, den Einstieg in die Geschichte zu finden. Bereits in den ersten Minuten führt der Film in die völlig abgewrackte und beinahe apokalyptische Vorstadt ein, aus der jegliches Leben und Farbe gewichen zu sein scheinen. Der Film macht nicht lange auf heile Welt, denn Tommys Frau wird bereits kurz nach dem Intro attackiert, und ab da beginnt ein zermürbender Spiessroutenlauf durch den zerfallenen Slum. Hier ist besonders die Leistung von Aneurin Barnard hervorzuheben, der wohl auch mit Rat vom Regisseur die Panik, welche die Aussenwelt in ihm auslöst, sehr gut darstellt. Unterstützt von den düsteren Gassen und der trägen Kameraführung, gelingt es Citadel grossartig, die Panik auf den Zuschauer zu übertragen, der sich hier nie wirklich zurücklehnen kann.
Von der Handlung her muss man sich vor allem zuerst mit den Tommys Panikattacken zurechtfinden. Diese verdammen ihn zu einem Grossteil der Handlung zur Untätigkeit, und er muss entweder von Mary oder dem Priester wachgerüttelt werden. Da er zudem über die meiste Zeit sein neun Monate altes Baby schützen muss, kommt dies noch als weiteres Element dazu, das den gesamten Spannungsbogen nach oben schraubt. Nur wenige Male, als Tommy bei Mary zu Hause ist, lässt Regisseur Ciaran Foy etwas Farbe in den Film, die dann sobald wieder erlischt, als es in Richtung Finale geht. Im grossen, halbzerfallenen Hochhaus zeigt der Film dann schliesslich sein gesamtes Potenzial. Und da im Gegensatz zu schwarzen Komödien wie The Children hier der Humor komplett abwesend ist, fällt der düstere Trip die Hölle besonders eindrücklich aus.
Fazit: Citadel ist ein düsterer, apokalyptischer, farbloser und spannungsgeladener Schocker, der primär dank der grossartigen Leistung von Aneurin Barnard und der apokalyptischen Welt sehr gut funktioniert. Schon ab der ersten Minute wird die Spannungsschraube angezogen und bis zum Schluss nicht gelockert. Allerdings hat der Film auch einige Logiklücken, ist sehr linear und kann auch keine wirklichen Überraschungen bieten. Dennoch hat Ciaran Foy eine zermürbende Vergangenheitsbewältigung geschaffen, die jedoch nichts für Zartbesaitete ist.