Brake (2012)

Brake (2012)

  1. 92 Minuten

Blu-ray-Review: Comfy?

Jeremy Reins (Stephen Dorff) wacht benommen in einer Plastiktruhe im Kofferraum eines Wagens auf. Er kämpft mit Sauerstoffmangel und Platzproblemen. Auf einer rot leuchtenden Digital-Uhr zählt der Countdown runter und startet nach Ablauf stillschweigend von neuem. Ohne irgendeine Ahnung spricht Reins in seine einzige Verbindung zur Aussenwelt, ein CB-Funkgerät. An der anderen Leitung befindet sich Henry (JR Bourne), der, wie sich rasch herausstellt, im selben Boot sitzt und ebenfalls in einem Kofferraum festgehalten wird.

Plötzlich stoppt der Wagen und Reins erhält durch ein Loch eine Postkarte mit der Abbildung des Weissen Hauses und einer Frage, die er zu beantworten hat. Auch Henry bekommt eine Nachricht und versucht aus Jeremy die Antwort auf dessen gestellte Frage zu bekommen. Als die beiden Entführten erfahren, dass ihre Familien ebenfalls in grosser Gefahr sind, wird die Lage noch ungemütlicher und Jeremy beginnt langsam zu begreifen, was eigentlich vor sich geht.

In Quentin Tarantinos Kill Bill: Volume 2 wurde Uma Thurman lebendig in einen Sarg gesteckt und begraben. Ein paar Jahre später musste sich auch Ryan Reynolds vergraben lassen und kämpfte in Buried ums nackte Überleben. Klaustrophobie ist ein beliebtes Stilmittel für Horrorfilme, war aber vor allem als atmosphärisches Unterstützungssegment gedacht. Buried ging einen Schritt weiter und thematisierte diese Angst. Reynolds Darbietung wurde gefeiert und seine Tour de Force auf engstem Raum ging tief unter die Haut. Ebenfalls schwer beeindruckt von diesem Werk war anscheinend auch Regisseur Gabe Torres, der mit Brake einen ähnlichen Weg einschlug.

Stephen Dorff, der sein Karrierehighlight (Bösewicht in Blade), wohl bereits erleben durfte, ist keine üble Wahl, um die Tortur auf engstem Raum durchzustehen. Trotz vielen undankbaren Rollen und einigen Fehlgriffen ist Dorff kein schlechter Schauspieler und durchaus in der Lage, eine so beängstigende Grundlage glaubhaft auf die Zuschauer zu übertragen. An ihm liegt es auch nicht, dass der Thriller zu keiner Minute an die Intensität seines Idols herankommt. Drehbuchschwächen, Plotlöcher und ein Schluss, den man lieber nie zu Gesicht bekommen hätte, sind im Endeffekt die Schuldigen an diesem Schlamassel. Timothy Mannion ist der Mann hinter dem Drehbuch und man merkt, dass er bisher keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte.

Eigentlich schade, denn die Grundidee ist ansprechend, die ersten Andeutungen machen Lust auf mehr, sorgen für Spannung, und dem Hauptdarsteller kauft man die ernste Situation sofort ab. Doch die klaustrophobische Stimmung schwappt nicht auf die Zuschauer über, was hauptsächlich an der unspektakulären Kameraführung liegt, und durch die nervenden Logiklöcher wird man immer wieder aus dem Film gerissen. Das absolute Todesurteil kommt aber mit dem Ende, das eine Antwort mit sich bringt, die weder Sinn macht, noch wirklich befriedigt.

Fazit: Brake wandelt auf den Spuren von Rodrigo Cortés Buried, kann sich aber weder in inszenatorischer Hinsicht, noch mit der beklemmenden Atmosphäre des Thrillers messen. Stephen Dorff ist zwar kein zweiter Ryan Reynolds, kann aber gewisse Akzente setzen. Trotzdem und vor allem dank dem völlig absurden Ende ist Gabe Torres Kofferraumalbtraum eine Enttäuschung.

Das Bild der Blu-ray ist mehrheitlich in Ordnung. Einige körnige Momente, vor allem in dunkleren Szenen, sind zwar auszumachen, störend sind diese jedoch kaum. Der Ton wagt sich leider nicht allzu weit aus dem Fenster, hält sich meist zurück und kann so auch kaum positiv auffallen. Ein Making-of und der obligate Trailer sind zwar als Extras verfügbar, ansonsten hat man mit dem Bonusmaterial aber ziemlich gegeizt. Ein zusätzliches Musikvideo und ein weiterer Trailer sind da eindeutig zu wenig.

Yannick Suter [yan]

Yannick arbeitet seit 2010 als Freelancer für OutNow. Sci-Fi-, Horror- und Mindfuck-Filme sind seine Favorites. Wenig anfangen kann er mit Kostümfilmen und allzu prätentiösen Arthouse-Produktionen. Wer aber etwas über äusserst verstörende Filme erfahren möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.

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Trailer Englisch, 01:59