Die Ehe des Apothekers Armand (Denis Podalydès) steht vor dem Aus. Dies stellt ihn vor grosse Probleme, besitzt er doch zusammen mit seiner Noch-Ehefrau Hélène (Isabelle Candelier) eine Apotheke, womit sie sich fast 24 Stunden täglich sehen. Doch nur fast, denn in Liebesdingen hat Armand schon mal vorgesorgt, unterhält er schon länger eine Affäre mit der Zahnärztin Alix (Valérie Lemercier). Wäre der Stress mit den zwei Frauen nicht schon genug für Armand, erreicht ihn jetzt auch noch die Todesnachricht seiner Grossmutter.
Dies ist für ihn aber nicht etwa deswegen stressig, weil er dem Grosi sehr nahegestanden hat, sondern weil das Begräbnis-Arrangement je länger denn mehr zur zusätzlichen Belastung wird. Seine Noch-Schwiegermutter Suzanne hat zwar schon den dubiosen Bestatter Rovier-Boubet (Michel Vuillermoz) engagiert, doch dieser ist Armand alles andere als geheuer. Er tendiert eher zu der günstigeren Variante mit dem Duo Haroun (Samir Guesmi) und Yvon Grinda (Bruno Podalydès), die neben Menschen auch noch Hamster, Schlangen und andere Tiere beerdigen. Das Chaos ist da vorprogrammiert.
Nicht plangemässe Begräbnisse gibt es in Filmen immer mal wieder. Bekannte Beispiele sind Death at a Funeral und Plots with a View. Beide Filme stammen aus Grossbritannien, das bekannt ist für einen etwas anderen Humor und sich in dieser Spezialdisziplin über die Jahre besonders hervorgetan hat. Frankreich ist in dieser Hinsicht weniger bekannt, doch die Brüder Denis und Bruno Podalydès planen dies mit ihrem Adieu Berthe - l'enterremente de mémé zu ändern. Gelungen ist es ihnen aber nicht. Ihr Film ist eine Aneinanderreihung von nicht zündenden Witzen, mit unsympathischen Figuren, die sich durch eine schleppende Geschichte mühen.
Midlife-Crisis, Sinnkrise, Scheidung, Tod - es sind schwere Themen, welche die Podalydès-Brüder in ihrem Film ansprechen. Doch ein gutes humoristisches Gegengewicht dazu ist nicht wirklich vorhanden. Klar gibt es lustig gedachte Reibereien, und auch zwei Bestattungsunternehmen konkurrieren sich. Doch es scheint, als würden sich alle humoristischen Szenen immer dann abspielen, wenn die Kamera woanders ist. Wir folgen grösstenteils dem untreuen Apotheker Armand, der nie zu lachen scheint und als Sympathieträger sowas von versagt.
Wieso die Brüder überhaupt auf die Idee gekommen sind, hier Stoff für eine Komödie zu haben, ist mehr als schleierhaft. Selten bewegen sich die Mundwinkel nach oben. Auch die unvermeidbaren Traumsequenzen, die wohl in jedem Midlife-Crisis-Film auftauchen müssen, wirken mehr auf dem Gebiet der Charakterzeichnung. Das funktioniert aber auch nicht wirklich, da einem die Figuren egal sind. So passiert es, dass in dieser Tragikomödie weder die Tragik noch die Komödie irgendwie funktioniert. Dafür haben die Interpretationsfreunde wiedermal einen Höhenflug, wenn der berühmt-berüchtigte rote Ballon durch den Raum schwebt.
Fazit: Adieu Berthe ist ein träger Film, der keiner der geplanten Ebenen wirklich funktioniert. Mal abgesehen von Langeweile empfindet man hier nichts und müht sich so durch ein Werk, dass sich auch noch furchtbar in die Länge zieht. Anstatt schwarzen Humors sieht man hier eher schwarz für die nächsten Werke der Podalydès-Brüder.
Chris Schelb [crs]
Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.