Eddie Morra (Bradley Cooper) hat sein Leben nicht mehr im Griff. Das versprochene Buch kann er nicht schreiben, die Freundin Lindy (Abbie Cornish) verlässt ihn und es läuft einfach nicht so, wie es sollte. Da trifft er auf der Strasse seinen ehemaligen Schwager Vernon (Johnny Withworth), der ihm ein Geschenk machen will. Eine Pille, die erst nächstes Jahr auf den Markt kommen soll und einen Wert von 800 Dollar hat. Was hat Eddie schon zu verlieren? Genau, gar nichts. Drum wird das Ding eingeworfen.
Und die Wirkung ist grandios. Eddie fängt an, sein ganzes Potenzial zu erkennen, nützt 100% seines Gehirns (anstatt wie alle anderen Menschen "nur" 20%) und erinnert sich an alles, was er je gesehen hat. Er lernt Sprachen im Schnellgang, schreibt sein Buch innert Tagen fertig und macht an der Wall Street das schnelle Geld. Doch dieser soziale Aufstieg, diese Karriere, bleibt nicht unbeobachet. Und schon bald steht Finanzmogul Carl Van Loon (Robert De Niro) parat, um den "Star" unter seine Fittiche zu nehmen. Aber auch andere Gestalten machen sich je länger je brutaler bemerkbar...
Regisseur Neil Burger hat sich mit The Illusionist bei uns schon einen Namen gemacht und zudem wird er 2013 das Action-Adventure-Konsolenspiel Uncharted verfilmen. Für seinen Drogen-Thriller Limitless hat er sich "Wolfpack-Member" Bradley Cooper ins Team geholt. Dem 36-jährigen Amerikaner scheint es anscheinend Freude zu bereiten, sich allerlei berauschende Substanzen reinzuziehen. Denn in Limitless mutiert er mit Hilfe einer Wunderdroge vom Nobody zum Alleskönner.
Limitless hat grundsätzlich alles, was ein intelligenter Thriller benötigt: eine sauber ausgearbeitete Idee, tolle Schauspieler, eine grandiose Inszenierung und ein wenig Mindfuck. Die Geschichte um den an einer Schreibblockade leidenden Schriftsteller Eddie Morra beginnt zwar zahm, doch sobald Morra die erste Pille einwirft, ändert sich alles. Scharfe, wunderschöne Bilder und wirre Kamerafahrten symbolisieren auf beachtliche Art und Weise den eher freundlichen Trip. Extremes Doping fürs Gehirn, das gab es noch nie. Als Zuschauer bestaunt man den glorreichen Aufstieg des einstigen Versagers und fragt sich bald mal: Was ist eigentlich, wenn er an keine Pillen mehr rankommt? So beginnt dann auch der eigentliche Thrill. Actionsequenzen und tragische Momente wechseln sich ab, Eddie Morra erlebt ein Wechselbad der Gefühle - unbesiegbar und doch freiwillig abhängig, von einer Droge, von der anscheinend keiner weiss.
Limitless fehlt es aber an Tiefe. Zu oft möchte man als Zuschauer Antworten, die man nicht bekommt. Das Ende kommt extrem plötzlich und man möchte noch so Vieles erfahren und sehen. Hier wäre entweder eine Fortsetzung oder gar eine Miniserie sicherlich eine Überlegung wert. Man kann dies natürlich auch positiv sehen, denn Limitless fesselt. Man möchte die Aufstiege des Eddie Morra genauso miterleben, wie seine Suche nach neuen Pillen. Ein wohl nie endendes Dilemma, dass durch und durch unterhält.
Fazit: Limitless brilliert mit einer Spitzenidee, einem wandelbaren Bradley Cooper und einer abwechslungsreichen Story, die den Zuschauer über die ganze Spielzeit und darüber hinaus amüsiert. Die moderne Inszenierung und die visuelle Durchschlagskraft entschädigen für ein paar Logiklöcher und unbeantwortete Fragen.
Das Bild der Blu-ray-Disc ist eine Offenbarung. Die diversen visuellen Spielereien wirken dank des exzellenten Bildes noch einmal wuchtiger. Der Ton kann sich ebenfalls hören lassen, wobei Limitless im Grossen und Ganzen mehr fürs Auge bietet. Die Extras sind für Blu-ray-Verhältnisse ein wenig rar ausgefallen. Zwar bietet die Disc eine Extended Fassung des Films an, doch die ist bloss eine Minute länger und daher unbedeutend. Das Making-of hingegen ist ausführlich und interessant. Das alternative Ende ist nice to have und auch die Audiokommentare des Regisseurs sind ein schöner Bonus, doch grundsätzlich ist die Blu-ray-Disc alleine durch das geniale Bild sowieso ein Pflichtkauf.
Yannick Suter [yan]
Yannick arbeitet seit 2010 als Freelancer für OutNow. Sci-Fi-, Horror- und Mindfuck-Filme sind seine Favorites. Wenig anfangen kann er mit Kostümfilmen und allzu prätentiösen Arthouse-Produktionen. Wer aber etwas über äusserst verstörende Filme erfahren möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.