The Guantanamo Trap (2011)

The Guantanamo Trap (2011)

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  2. 90 Minuten

Filmkritik: Im Zweifelsfalle gegen den Angeklagten

© Studio / Produzent

Die Wege dreier Menschen kreuzen sich in Guantanamo: Murat Kurnaz, strenggläubiger Muslim aus Bremen, wird 2001 auf einer Pilgerreise in Pakistan festgenommen. Unter dem Vorwand, er hätte Kontakte zu den Drahtziehern der Anschläge vom 11. September 2001, wird er von pakistanischen Kopfgeldjägern an die US-Armee ausgeliefert. Nach seiner fragwürdigen Überführung an die amerikanischen Behörden wird er nach Kuba gebracht, wo man dem jungen Mann ein Geständnis über Al Kaida zu entlocken versucht.

© Studio / Produzent

Möglich wird dies durch die Gutachten von Diane Beaver, Rechtsberaterin des US Armeecorps; die im Nachhinein als "Folter-Lady" bekannte Beaver ebnet der Armee den Weg, sich auf legale Weise fragwürdiger Verhörmethoden zu bedienen. Während man versucht, Kunaz‘ Willen zu brechen, spielt Navy-Anwalt Matt Diaz im Glauben, das Richtige zu tun, geheime Namenslisten von Guantanamo-Insassen einer Menschenrechtsorganisation zu. Eine vermeintlich ehrenhafte Tat, die jedoch unvorhersehbare Konsequenzen nach sich zieht.

In Thomas Selim Wallners Dokumentation sprechen die drei Personen darüber, was ihre Motive waren und welche Konsequenzen die Geschichte auf ihr Leben hatte.

In The Guantanamo Trap wird die Guantanamo-Thematik für einmal von drei Blickwinkeln aus betrachtet. Drei Blickwinkel, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, doch auch drei Blickwinkel, die es den Zuschauern schwer machen, Sympathien oder Verständnis für die jeweiligen Personen zu entwickeln. Man könnte das als vollumfänglich gelungene neutrale Darstellung bezeichnen, ehrlicherweise muss man aber sagen, dass die Aufmachung dieser Dokumentation sogar jegliches Aufkommen von Interesse vermissen lässt. Man sitzt so da, hört sich die einzelnen Statements an und geht dann wieder nach Hause.

Dass man die Existenz von Guantanamo aufarbeiten und diskutieren muss, ist unumstritten. Fraglich ist aber, ob sich diese Protagonisten dazu eignen, das Publikum für das Thema zu sensibilisieren: ein strenggläubiger Muslim, der Frauen die Hand nicht gibt und kaum Emotionen zeigt; eine Mutter, die sich zu gerne in den Medien gezeigt hat, als der Sohn im Gefängnis sass; ein Anwalt der das Richtige getan hat, sich aber im Nachhinein vor allem selbst bemitleidet, anstatt für sein Recht zu kämpfen; und eine militärische Rechtsberaterin, die vor lauter Pseudopatriotismus die Grenzen zwischen Richtig und Falsch nicht mehr wahrnimmt. Eine schwierige Ausgangslage für den Regisseur. Leider hat er diese Herausforderung nur ungenügend umsetzen können.

The Guantanamo Trap ist eine klassische Dokumentation ohne Überraschungseffekte. Der Film dümpelt ein bisschen vor sich hin und man ist zwischendurch froh, wenn man die damaligen Presseberichte über den "Taliban von Bremen" in den Zeitungen mit den grossen weissen Buchstaben auf rotem Hintergrund mitverfolgt hat, da man sonst den Faden verlieren würde. Um Leute anzusprechen, denen der Name des kubanischen Gefängnisses nicht geläufig ist, wird zu viel Vorwissen vorausgesetzt; aber um die anzusprechen, die sich schon einmal mit Guantanamo beschäftigt haben, bietet der Film definitiv zu wenig Substanz und Hintergrundinformationen. Vermutlich hätte sich der Regisseur Thomas Selim Wallner einen Gefallen gemacht, wenn er die Finger von diesem Einzelschicksal gelassen hätte und die Zuschauer stattdessen Murat Kurnaz‘ Buch "Fünf Jahre meines Lebens: Ein Bericht aus Guantanamo" hätte lesen lassen. Ziemlich sicher wären dabei mehr Emotionen geweckt worden.

/ hom