Nach dem Tod der Grossmutter leben die drei Schwestern Marina (Maria Canale), Sofia (Martina Juncadella) und Violeta (Ailín Salas) alleine in dem grossen Haus in Buenos Aires. Ganz auf sich selbst gestellt, versuchen sie, sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Während die gestrenge Marina penibel darauf achtet, dass das Haus unverändert bleibt und ihre Schwestern stets zurechtweist, macht Sofia in ihrer Launigkeit das, wonach ihr gerade ist. Die Schule hat sie abgebrochen - dafür jobbt sie nun, geht am Abend aus, und schliesst sich tagsüber in ihrem Zimmer ein. Vitoria dagegen empfängt gelegentlich einen älteren Mann, einen Musiker. Eines Tages brennt sie mit ihm durch.
Damit werden die Spannungen zwischen Marina und Vitoria noch stärker. Entschärfend wirkt da nur die Zuneigung vom Nachbarn Francisco (Julian Tello) zu Marina, die in eine Liasion mündet.
Abrir puertas y ventanas ist das stille Langfilm-Debüt der Regisseurin Milagros Mumenthaler. In Argentinien geboren, wuchs sie in der Schweiz auf, kehrte für das Studium aber wieder für zwei Jahre ins südamerikanische Land zurück. Ihre Liebe zu Argentinien und dessen prägender Einfluss auf ihre Biographie veranlassten sie dazu, ihr Werk, das unter anderem mit Schweizer Geldern realisiert wurde und am Filmfestival Locarno Premiere feierte, in diesem Land handeln zu lassen.
Mit seinem gedrosselten Tempo scheint der Film anfänglich nicht in die Gänge zu kommen. Die eine Schwester macht dies, die andere das - die Handlung gibt sich vorerst wenig kohärent und ohne ersichtliche Richtung. Bald wird jedoch klar, dass Mumenthaler auf diese Art und Weise die aus den Fugen geratene Lebenslage der Frauen reflektiert. Deren letzte familiäre Instanz ist verschwunden, und damit auch ein starker Halt in ihren Leben.
Auch nach der Einführung will dieser Film in erster Linie weniger erzählen und verstärkt beobachten lassen. Er reiht seine Szenen episodenhaft aneinander und verlässt mit der Zeit immer öfters die ausladenden Räumlichkeiten, in denen die verschiedene Grossmutter stets noch präsent scheint.
Es ist die von Maria Canale sehr gut verkörperte Marina, die als älteste Schwester mit der Zeit in den Vordergrund gerückt wird. Sie leidet und massregelt, weint und braust auf, und gibt sich so als ambivalentester Charakter der Frauen. Neben dem Verschwinden von Vitoria ist ihre Liasion mit Francisco der zweite bedeutende Impuls des Films. Einer, der stellvertretend darauf hinweist, dass das Leben weitergeht, dass sich neue Dinge entwickeln können, und man nicht nur an den Erinnerungen festhalten sollte.
Abrir puertas y ventanas ist ein wunderbarer kleiner Film, auf dessen Rhythmus und Struktur man sich zuerst einstellen muss, um seine wahre Schönheit zu entdecken.