Elite Squad 2 - Tropa de Elite 2 - O Inimigo Agora É Outro (2010)

Elite Squad 2 - Tropa de Elite 2 - O Inimigo Agora É Outro (2010)

Elite Squad: Im Sumpf der Korruption
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  2. 115 Minuten

Blu-ray-Review: Die Totenkopf-Gang ist zurück!

Wo ist Walter, äh, Wagner?
Wo ist Walter, äh, Wagner? © Studio / Produzent

Zehn Jahre nach der brutalen Säuberung eines Favelas ist Captain Nasciemento (Wagner Maura) nun Leiter der gefürchteten Polizei-Spezialeinheit BOPE in Rio de Janeiro. Als er bei einer Gefangenrevolte im Hochsicherheitsgefängnis für die Drogendealer Rios seine Männer "gewähren" und den Anführer liquidieren lässt, wird dies vom Menschenrechtler Fraga (Irandhir Santos) lautstark vor den Medien angeprangert. Der Gouverneur ist aufgrund des Mediendrucks und dem bevorstehenden Wahljahr gefordert, doch die Menschen sehen in Nasciemento einen Helden, der die Drogenbosse eiskalt aus dem Weg räumt. Deshalb wird Nasciemento nicht entlassen, sondern zum Verantwortlichen für den Überwachungsgeheimdienst befördert.

Wagner, interrupted!
Wagner, interrupted! © Studio / Produzent

Plötzlich weg von der Strasse, erkennt Nasciemento aber, dass er hier die Chance hat, nicht nur die Dealer zu ergreifen, sondern das ganze Drogen- und Korruptionssystem zu zerstören. Knallhart geht er gegen die Drogendealer und -labors in den Favelas vor, worauf die Kriminellen der Strasse wie geplant plötzlich die korrupten Cops nicht mehr schmieren können. Was in der Theorie funktioniert, klappt in der Realität nicht, da nun die korrupten Polizisten erkennen, dass sie viel mehr Geld machen, wenn sie nicht nur die Drogendealer, sondern die ganze Favela unter ihre Kontrolle bringen.

Dadurch steigen einige Cops wie Russo (Sandro Rocha) zu Paten der Viertel auf, welche zusätzlich durch ihre Verflechtungen mit Politikern und Stimmungsmachern wie Fortunado (André Mattos) ungesühnt ihren kriminellen Aktivitäten nachgehen können. Schliesslich ist Wahljahr, und jede Stimme, insbesondere auch jene der kontrollierten Favelas, zählt, um wiedergewählt zu werden. Dafür gehen auch viele Politiker über Leichen. Als Nasciemento auf die Spur dieser Männer kommt, haben diese schon eine solche Macht erlangt, dass die ganze Familie des loyalen Polizisten in grosser Gefahr schwebt.

Mit der Fortsetzung zu Elite Squad kam 2010 ein Film in die brasilianischen Lichtspielhäuser, der nicht nur von dem Publikum und den Kritikern gelobt und gefeiert wurde, sondern auch an den Kinokassen mächtig abräumte: Aktuell ist Elite Squad 2 der erfolgreichste brasilianische Film aller Zeiten und national sogar noch erfolgreicher als Avatar.

Die Story setzt rund zehn Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils an und beginnt mit unvermittelten Gewaltszenen. Einerseits wird auf diese Weise gleich zu Anfang ein knallharter Spannungsbogen geboten, andererseits weiss man als Zuschauer leider gar nicht, was auf dem Bildschirm vor einem gerade passiert und es bedarf einiger Zeit der Orientierung. Leider wechseln die Situationen und Geschehnisse so ruckartig, dass man immer wieder verloren ist. Klarheit verschaffen soll die Erzählung des Protagonisten aus dem Off. Dadurch erinnert die komplexe Geschichte aber mehr an ein Hörspiel, das an Polemik wohl kaum zu überbieten ist.

Mit über 110 Minuten Laufzeit ist Elite Squad 2 überraschend lang geworden. Störend ist das keineswegs, der Film wirkt insgesamt sogar ein wenig gehetzt, was die eben genannte Orientierungslosigkeit erklärt. Das Ende bleibt entsprechend hinter den Erwartungen zurück und hinterlässt ein Gefühl der Machtlosigkeit, was innerhalb der Story durchaus Sinn macht, aber kaum innovativ ist.

Insgesamt macht die Produktion allerdings einen hochwertigen Eindruck. Die Schauspieler legen insgesamt zwar gute Leistungen an den Tag, Irandhir Santos geht dagegen mit seiner wenig nuancierten Darstellung teilweise auf die Nerven. Schnelle Schnitte, grandiose Kameraführungen, wunderschöne Bilder von Rio de Janeiro und ein rockiger Soundtrack runden den überwiegend positiven Eindruck der Machart ab.

Fazit: Elite Squad: Im Sumpf der Korruption bietet eine komplexe Geschichte über Korruption in den eigenen Reihen, die zwar interessant ist, aber tierisch gehetzt und polemisch wirkt. Was die Produktion anbelangt, wurde auf höchstem Niveau gearbeitet, und die knallharten Actionsequenzen können sich wirklich sehen lassen. Auf ganzer Linie überzeugt ist man hinterher trotzdem nicht.

Bild und Ton bei der Umsetzung der Blu-ray sind hervorragend gelungen. Insbesondere die erstklassige Akustik macht richtig Laune, wenn es bei Schiessereien aus jeder Ecke knallt und scheppert. Neben einem Making-of, das mit fast 60 Minuten sehr ausführlich gehalten ist, finden sich ein deutscher und ein US-Trailer auf der Scheibe. Ein wenig mehr hätte hier sicherlich nicht geschadet.

/ lop