Les émotifs anonymes (2010)

Les émotifs anonymes (2010)

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  3. 80 Minuten

Filmkritik: Nervösio und Sensiblia

Zwei ganz Süsse
Zwei ganz Süsse © Studio / Producer

Die glorreichen Zeiten des Schokoladeproduzenten Jean-René Van Den Hugde (Benoît Poelvoorde) sind schon lange vorbei. Nur noch sehr wenige Läden kaufen seine Produkte, die von vielen als altmodisch bewertet werden. Um dem entgegenzuwirken, sucht er mit Hilfe einer Annonce nach einer Verkäuferin, die den Kunden die Schokolade wieder schmackhaft machen soll. Als eine der ersten meldet sich Angélique (Isabelle Carré) auf das Inserat, mit der Hoffnung, eine Stelle als Chocolatière zu erhalten. Als sie schon eingestellt ist, bemerkt sie ihren Irrtum.

Schräge Truppe
Schräge Truppe © Studio / Producer

Wegen ihrer übersensiblen Art traut sie sich nicht, die Wahrheit zu sagen. Doch Angelique ist nicht die Einzige mit Problemen. Ihr Chef Jean-René ist extrem schüchtern und besucht deswegen auch einen Psychiater. Auf Anraten vom diesem lädt er seine neue Mitarbeiterin zum Abendessen ein. Obwohl der Abend wegen der Macken der beiden zum Desaster wird, hat es zwischen ihnen gefunkt. Doch wie so oft hindert sie ihre Schüchternheit daran, ihre wahren Gefühle zu offenbaren.

Laut einem Sprichwort geht Liebe auch durch den Magen. Ebenfalls weitherum ist bekannt, dass Schokolade etwas ganz Leckeres ist. Also wieso nicht eine Romanze über zwei Schokoladeliebhaber und -hersteller? Da dies jedoch ziemlich eintönig wäre und Filme über liebende Köche wie Bon Appétit oder No Reservations nur bedingt funktionierten, packt Regisseur Jean-Pierre Améris noch zwei schräge Figuren hinzu, welche direkt aus dem Amélie-Universum entsprungen sein könnten. Fertig ist das Menü, welches zwar ein paar weniger gute Gänge hat, aber am Ende doch als gelungen bewertet werden kann.

Wie die Schokolade im Film ist auch der Anfang mehr als süss. Da singt Isabelle Carré fröhlich und beschwingt eine französische Version von «I Have Confidence», bekannt aus The Sound of Music. Dieser Zuckergussbeginn ist etwas übertrieben - man beginnt beim Essen ja auch nicht gleich mit dem Dessert. Mit der Vorstellung der beiden Hauptfiguren kommt man aber wieder herunter, und die bittersüsse Liebesstory nimmt ihren Lauf. Diese ist zwar etwas vorhersehbar, funktioniert aber vor allem dank des Paares, welches zwar nicht gerade dem Schönheitsbild von Hollywood entspricht, dem Film durchaus zu Gute kommt.

Wohl auch nicht zuletzt wegen der relativ kurzen Spielzeit von 80 Minuten verkommen alle weiteren Charaktere zu Stichwortgebern. Der Film fokussiert sich sehr auf die beiden schüchternen Verliebten, so dass die Auftritte von anderen Figuren etwas störend wirken. Die besten Beispiele sind da sicherlich die Mitarbeiter des Schokoladenunternehmers Jean-René und dessen Psychiater, die dem Film zwischendurch etwas Drive nehmen.

Fazit: Les émotifs anonymes ist eine leichtfüssige, kleine Komödie mit einem sympathischen Paar. Trotz der nur gerade 80 Minuten Spielzeit haben sich in der zweiten Hälfte ein paar Längen eingeschlichen. Zusätzlich ist die Abschlussszene beinahe zu viel des Guten. Doch sie erhält ihre Daseinsberechtigung durch ein wunderbares Schlussbild, welches das (Film-) Menu perfekt abrundet.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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