Napoleon Bonapartes Streitmacht hat in den Bergen Kataloniens, in El Bruc, eine blutige Niederlage einstecken müssen. Die Nachrichten über einen Trommler, der ein gesamtes Kriegsheer ausgelöscht hat, machen sich breit. Der wütende Herrscher fordert den Kopf des Schuldigen, des tapferen Köhlersohns Juan (Juan José Ballesta), und beauftragt Maraval (Vincent Perez) und ein paar Auserwählte mit einem schrecklichen Plan. Die ausgesandte Rächer-Truppe Bonapartes mischt das Heimatdorf des Jungen auf und tötet jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Der mutige Soldat muss zusehen, wie seine Familie und Freunde getötet werden.
Juan flüchtet voller Trauer und Wut in die Wälder und versucht die Gruppe um Napoleons Freund Maraval auszutricksen. Er schwört Rache für die Toten, lockt Maraval und seine Männer immer tiefer in die Wildnis und beginnt, einen nach dem anderen zu töten. Es bahnt sich eine kompromisslose Hetzjagd an, die nur eine Seite gewinnen kann. Juan, der vom Gejagten selbst zum Jäger geworden ist, wehrt sich gegen die Macht Napoleons und wird bei den unterdrückten Völker Europas als Held gefeiert.
Daniel Benmayor hat uns 2009 mit seinem Debütfilm Paintball nicht gerade aus den Socken gehauen. Die Idee war zwar ansprechend, aber es haperte noch an der Umsetzung. Dass der Spanier aber ein grosses Potenzial hat, war bereits dazumal auszumachen. In seinem zweiten Film Bruc verschlägt es die Streitmacht Napoleons ins katalanische Gebirge, wo sie ungemütlich und ziemlich blutig auf die Fresse bekommt. Im Mittelpunkt steht der junge Soldat Juan (Juan José Ballesta), der mit seiner Trommel (kein Witz!!) für die Niederlage gesorgt hat. Historienfilme um verlorene Schlachten gibt es wie Sand am Meer, stinkige Herrscher, die sich für ihre Schmach rächen wollen, ebenso, und auch den kleinen feinen Helden von nebenan kennen wir nur zu gut. In Sachen Story bietet der Film wahrlich nichts Neues.
Die Darsteller setzen leider keine Akzente, was aber nicht primär an der Schauspielerei liegt. Benmayor hat es vergeigt, den Figuren Tiefe zu geben und sie in irgendeiner Form sympathisch oder eben unsympathisch zu charakterisieren. Eine Hetzjagd um Leben und Tod und kein Bezug zu den darin vorkommenden Figuren sorgt unweigerlich zur Langeweile. Einzig die tollen Landschaftsbilder und die Actionszenen können sich sehen lassen. Wie bereits im Debütfilm beweist Benmayor auch hier ein Händchen für einen gelungenen Schluss. Trotz dieser Aspekte kann man mit Bruc nicht wirklich zufrieden sein. Als Zuschauer erwartet man zuerst einen Historienfilm, landet stattdessen im Drama, fühlt sich plötzlich wie bei einer Schnitzeljagd, und dann kommt auch noch blutiger Actionspass dazu. Alles Bestandteile eines guten Historienfilms, doch Bruc ist weder Fisch noch Vogel.
Die Geschichte ist zwar vorgegeben, aber dennoch lässt der Film den Zuschauer mit den Hintergründen im Dunkeln sitzen. Gerne hätte man mehr über die Streitmacht und über die Schlacht selber erfahren, doch Benmayor hält uns drei Viertel der Spielzeit sein Versteckspiel vor, das wie schon erwähnt mehr Tiefen als Höhen besitzt.
Fazit: Trotz schöner Naturbilder, netter Actionszenen, dramatischer Wendungen und solider Schauspieler verschenkt Regisseur Daniel Benmayor unnötig viel Potenzial. Charakterlose Figuren, eine dünne Geschichte, die dem Zuschauer dümmlich interessante Infos vorenthält, und viele Längen machen aus Bruc ein knapp durchschnittliches Werk über Stolz und Ehre.
Die Blu-ray-Disc zeigt uns den Film in einem etwas blassen Bild, das zwischendurch auch mal etwas ruckelt. Die Naturaufnahmen kommen aber auch bei dem schwächerem Kontrast immer noch sehr gut zur Geltung. Beim Ton kann nichts bemängelt werden, es wird viel geschrien und gekämpft, was der Ton grossartig hervorheben kann. Das Bonusmaterial sieht hingegen gleich aus wie auf der DVD: ein eher dürftiges Making-of und der sowieso dazugehörende Trailer.
Yannick Suter [yan]
Yannick arbeitet seit 2010 als Freelancer für OutNow. Sci-Fi-, Horror- und Mindfuck-Filme sind seine Favorites. Wenig anfangen kann er mit Kostümfilmen und allzu prätentiösen Arthouse-Produktionen. Wer aber etwas über äusserst verstörende Filme erfahren möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.