Pour elle (2008)

Pour elle (2008)

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  3. 96 Minuten

DVD-Review: Prison Break auf französisch

Vorher...
Vorher... © Studio / Produzent

Der Lehrer Julien (Vincent Lindon) und die Übersetzerin Lisa (Diane Kruger) führen eine leidenschaftliche Beziehung und ein glückliches Familienleben mit ihrem Sohn. Doch diese heile Welt wird eines Tages abrupt zerstört, als eine Polizeitruppe die Wohnung der beiden stürmt und Lisa kurzerhand abführt. Gerade noch erfährt Julien, dass hier in einem Mordfall ermittelt wird, und starrt ungläubig auf seine Gattin, welche seiner Meinung nach nie im Leben ein solches Verbrechen begehen könnte. Dennoch ist die Beweislast gegen Lisa erdrückend und sorgt schliesslich dafür, dass sie für zwanzig Jahre hinter Gitter muss.

... nachher.
... nachher. © Studio / Produzent

Julien hingegen will nicht aufgeben und schöpft alle Möglichkeiten aus, um Lisa mit Berufung auf legalem Weg aus der Justizmühle wieder herauszuholen. Als alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und sie auch nach drei Jahren immer noch im Gefängnis sitzt, fällt Julien eine folgeschwere Entscheidung. Er beschliesst, seine Frau aus dem Gefängnis herauszuholen. Sogleich beginnt der Lehrer mit den Vorbereitungen und tastet sich immer weiter in kriminelle Gebiete vor, mit welchen er ansonsten nicht einmal annähernd in Berührung gekommen wäre. Wird er seine Frau befreien können?

Wie weit würde man für seine Liebste oder seinen Liebsten gehen? Auf dieser Frage bauen viele Filme auf und präsentieren mögliche Antworten. Pour elle zählt zu diesen Filmen und stellt die Frage, wie seit ein normaler Lehrer gehen würde, um seiner scheinbar unschuldig im Gefängnis sitzenden Ehefrau zu helfen. Dabei geht der Thriller äusserst realistische Wege und erzählt wirklich die Geschichte eines normalen Menschen, der über sich herauswachsen muss, und nimmt nicht plötzlich übertriebene und xXx-ähnliche Dimensionen an.

Was die Handlung betrifft, verliert Pour elle nicht viel Zeit mit einem Intro. Kurz, nachdem im Vorspann der letzte Beteiligte eingeblendet wurde, wird Lisa aus der Familie herausgerissen und ins Gefängnis gesteckt. Dies stellt den Lehrer Julien vor eine schier unlösbare Aufgabe und treibt ihn schon bald an seine Grenzen. Leider wird in Pour elle vieles - manchmal Nebensächlichkeiten, aber auch ganze Geschehnisse - kurzerhand aussen vor gelassen: Weder die Gerichtsverhandlung noch andere Plattformen werden genutzt, um Lisas Hoffnungslosigkeit zu verbildlichen, und die Verzweiflung, mit der Julien für seine Frau kämpft, wird kurzerhand in einem Dreijahres-Sprung übergangen. Da zu all dem noch Lisas Figur kaum vorgestellt wird, kann man - ganz im Gegensatz zu Nothing but the Truth - auch kaum Sympathien für sie entwickeln, und somit interessiert man sich auch nur bedingt für ihr Schicksal.

Durch die vielen Ausblendungen von wichtigen Elementen vermittelt Pour elle somit auch nie das Gefühl, dass es wirklich keinen anderen Ausweg mehr gäbe. Deshalb verfolgt man die sehr in die Länge gezogenen Vorbereitungen, wie Lisa aus dem Gefängnis herausgeholt werden könnte, auch eher mit einem Stirnrunzeln als mit Interesse. Besonders im Vergleich zum genial inszenierten Prison Break wirkt Pour elle wie eine Schmalspur-Version, denn während in Prison Break die penible Planung zu 100% zum Einsatz kommt, wird hier letztendlich nur sehr wenig genutzt. Deshalb entpuppt sich das Ganze auch als sehr einfach gestrickt und bleibt ohne wirkliche Überraschung. Dennoch nimmt man Vincent Lindon die Rolle des verbitterten Ehemannes absolut ab, was den Film schliesslich vor der absoluten Belanglosigkeit rettet.

Fazit: Pour elle ist ein realistischer, aber etwas falsch gewichteter Streifen. Er fokussiert sich handlungsmässig so fest auf Lisa und Julien, dass man gar nicht mitbekommt, in welcher Zwickmühle sie stecken und wie hoffnungslos die Situation ist. Deshalb wirken Juliens Bemühungen, Lisa aus dem Gefängnis zu befreien, auch eher gesucht und fragwürdig. Ansonsten bleibt es ein sehr gut gespielter Streifen, der auch die Entwicklung vom Lehrer zum Verbrecher sehr gut aufzeigt und daraus ein menschliches Drama macht, das durchaus sehenswert ist.

Die DVD bietet den Film in einer sauberen und guten Qualität, welche aber auch das Noir-Feeling des Filmes unterstreicht. Als Bonusmaterial gibt es neben einem Trailer nur ein 23-minütiges Making-of. Dieses gibt gute Einblicke in die Dreharbeiten und lässt alle Beteiligten zu Wort kommen. Interessant und eine gute Ergänzung zum Film.

/ db