Literaturprofessor John Halder (Viggo Mortensen) lebt in Deutschland zu der Zeit, als sich die Nationalsozialisten etabliert haben und der Führer die Macht an sich gerissen hat. Wegen eines gut geschriebenen Buches kommt der Mann ins Visier des Militärs, was ihn von seiner schwierigen Familiensituation ablenkt. Hier wirbeln die aktiven Kinder, dort sitzt die kranke Mutter, und die Liebe zur Ehefrau ist auch erloschen. Zum Alltag gehören auch die Treffen mit dem besten Freund, Maurice Glückstein (Jason Isaacs), der als Jude langsam aber sicher in Gefahr gerät. Das wird zwar von Halder als «Unsinn» abgetan, denn Hitler sei ja ein Witz und werde sich eh nicht halten können, aber die Angst bleibt trotzdem.
Und dann folgt die Aufmerksamkeit der SS. Die geht zwar unserem Professor gegen alles, was er liebt, aber er lässt sich von ihr einspannen und wird unfreiwillig und auch etwas naiv ein Teil der Maschinerie, die Deutschland in dieser Zeit trägt. Der erste Gefallen für die Partei wird erledigt, und schneller als es ihm lieb ist, steht John Halder in Uniform an den Veranstaltungen der Machthaber. Und diese unfreiwillige Karriere bringt nicht nur die Freundschaft zu Glückstein in Gefahr, sondern macht Halder selber zu schaffen. Er versucht zu retten, was noch möglich ist, ohne zu merken, dass er sich schon zu tief im braunen Sumpf befindet.
Wenn man in den letzten Jahren einen Schauspieler nennen musste, der sich durch vielfältige und interessante Rollenwahl und stets exzellente Leistungen auszeichnen konnte, dann durfte der Name von Viggo Mortensen nicht lange auf sich warten lassen. Seine Filme bieten ein breites Spektrum, von der Nebenrolle im Western (Blaze of Glory) über die Hauptrolle in der weltbekannten Reihe um Lord of the Rings bis hin zum Russen in Eastern Promises oder der starken Vaterrolle in The Road. Nun kommt mit Good eine weitere Facette dazu. Nämlich diejenige des unfreiwilligen Nazis.
Die Geschichte basiert auf einem Theaterstück und bietet eine interessante Entwicklung eines Charakters, die langsam aber stetig vorwärts getrieben wird. Unser Professor wird vom Leben überfordert, kommt mit dem Stress daheim nicht klar und sucht Auswege. Dumm nur, dass genau diese Lösung der erste Schritt ins Unheil ist. Bis das dem Zuschauer richtig klar wird, dauert es ebenfalls eine Weile, dafür machen die letzten paar Minuten (wenn's auch beim Prof. «klick» macht) allfällige in die Länge gezogene Momente wieder gut.
Darstellerisch mag nicht nur Viggo Mortensen überzeugen, sondern auch sein Filmpartner Jason Isaacs («Lucius Malfoy» aus Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2). Beide bringen exzellente und dramatische Performances, denen man gerne noch ein bisschen länger zugschaut hätte, zumal das steife Englisch seine Wirkung nicht verfehlt. Daneben finden wir in kleineren Rollen auch noch Mark Strong (Sherlock Holmes, Green Lantern) und Gemma Jones (Shanghai Knights), die ebenfalls im Gedächtnis bleiben.
Fazit: Good ist schwere Kost und lebt von einem feinen Schauspiel und der Dramatik, die sich auf leisen Sohlen anschleicht und sich gegen Schluss offenbart. Zwar kommt die Entwicklung nicht überraschend, aber sie ist trotzdem sehr überzeugend umgesetzt. Ein wirklich gelungener Film.
Die Blu-ray von Good hat die gleichen Extras zu bieten wie die DVD. Sie bestehen aus einer interessanten B-Roll und jeder Menge Interviews mit Stars und Machern des Films. Allerdings ist dort der informative Gehalt relativ niedrig. Dafür macht das Ganze in technischer Hinsicht Freude. Das Bild bleibt auch bei den dunkleren Szenen glasklar, und der Ton gefällt mit Stärke und Sauberkeit.
Dani Maurer [muri]
Muri ist als Methusalem seit 2002 bei OutNow. Er mag (fast) alles von Disney, Animation im Allgemeinen und Monsterfilme. Dazu liebt er Abenteuer aus fremden Welten, Sternenkriege und sogar intelligentes Kino. Nur bei Rom-Coms fängt er zu ächzen an. Wobei, im IMAX guckt er auch die!