Sarah (Valeria Bruni Tedeschi) ist 41 Jahre alt, verheiratet und kinderlos. Ihren Kinderwunsch hat sie schon lange begraben, da ihr mehrere Ärzte versichert haben, dass sie aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen wird. Umso freudiger ist die Überraschung, als sie trotz dieser negativen Botschaften plötzlich doch schwanger ist. Aber das Ganze bedeutet primär Stress, denn ihr familiäres Umfeld ist schon ein einziger Kindergarten.
Ihr Mann (Arié Elmaleh) baut zu Hause Hindernisparcours für Mäuse, ihre Mutter (Bulle Ogier) ist geistig benebelt und entwickelt täglich neue Marotten, die nicht nur ihren Ex-Mann und ihre Tochter, sondern auch ihren dunkelhäutigen und treu ergebenen Pfleger M. Mootoosamy (Bakary Sangaré) in den Wahnsinn treiben. Ihr Vater Salomon (Jean-Pierre Marielle) ist ein alternder Frauenheld, der Studentinnen anbaggert und seinen weiblichen Bekanntschaften erzählt, er sei kinderloser Witwer. Auf Sarah wartet alles andere als eine entspannte Schwangerschaft.
Aus dem Leben gegriffen oder doch schnurstracks daran vorbei? Diese Frage stellt man sich im Verlauf von Faut que ça danse immer wieder. Einerseits sind da die typischen Macken und Probleme, die man in jeder Familie findet: Scheidung, Tod, Eigenheiten, Schwierigkeiten mit dem Altern, das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, innere Leere. Auf der anderen Seite steht allerdings Absurdistan pur. Szenen des Alltags mischen sich hier willkürlich mit bunten, schillernden Anekdoten, die auf Märchenwelten basieren.
Manchmal sind diese Einspielungen ganz amüsant und dienen der Lockerung, bei der grössten Zahl bleiben sie allerdings unaufgelöst im Raum stehen. In einer Szene beispielsweise heiratet die hochschwangere Sarah ihren eigenen Vater, doch das Ganze ist weder Traum noch Vorstellung. Wozu dient die Szene dann, trägt sie doch nichts zur Geschichte bei und hat sie keine tiefere Bedeutung?
Am negativsten aufgefallen ist die makabre Tötungsszene Hitlers. Die Handlung erinnert an eine groteske Parodie, die alles andere als gelungen ist. Wohl kaum ein Mensch ist an Hitlers Genitalien in Grossaufnahme interessiert, ebenso wenig wie an seinen kindlichen und quengelnden Verhaltenszügen. Deshalb hinterlässt die Szene für den Rest des Films einen fahlen Beigeschmack, der gänzlich unnötig gewesen wäre.
Auch sonst wechselt der Film häufig zwischen diversen Genres hin und her, fast so, als könne er sich selber nicht entscheiden, was er denn nun eigentlich ist. Traurige Momente mischen sich mit komischen, nur um sogleich in Ernsthaftigkeit zu verfallen. So weit so gut, bloss hätte man sich in diesem Gefühlsspektrum die überdrehten und sketchähnlichen Szenen dazwischen sparen können: Die Geburt des Babys findet im Irrenhaus auf einem Tisch statt, und Salomons Freundin versucht sich in der Badewanne zu ertränken, nachdem sie nicht fähig war, sich die Pulsadern aufzuschlitzen.
Trotz dieser negativen Punkte ist Faut que ça danse eine gelungene Ode ans Leben, welche dem Tod spöttisch in die Augen sieht und sich nicht unterkriegen lässt. Wie der Titel schon sagt, sollte man in Bewegung bleiben, Schlechtes vergessen und versuchen zu "überleben". Der Film ist ein amüsantes Stück mit einem harmonierenden und begabten Schauspielerensemble. Obwohl es eher schwerfällig in die Gänge kommt und im Allgemeinen ruhig bleibt, ist es auf alle Fälle sehenswert, bloss: Wenn so die durchschnittliche französische Familie aussieht, dann Gnade uns Gott.