Filmkritik: Piano piano
Jenny von Loeben (Hannah Herzsprung) ist eine Virtuosin am Klavier. Als Kind wurde sie von ihrem ehrgeizigen Vater - sagen wir mal - gefördert. Schon dort fehlte es Jenny an jeglicher Stabilität im Leben. Mit 20 sitzt sie nun in einem Gefängnis als verurteilte Mörderin. Ihre Gefühlsleere und Aggressivität lässt sie auch dort eine Aussenseiterin sein.
Traude Krüger (Monika Bleibtreu) ist weder jung noch aggressiv, und doch teilt die Pianistin zwei Sachen mit Jenny. Einerseits die Liebe zur klassischen Musik, andererseits eine bewegte Vergangenheit. Im zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Krankenschwester und verliebte sich in eine angebliche Kommunistin. Später wurde diese hingerichtet. Traude hingegen konnte sich mit Lügen aus dem Verdacht der Sympathisierung retten. Bis heute verfolgt sie dieses Erlebnis und noch immer ist sie unschlüssig, ob sie damals richtig handelte oder nicht.

Im Gefängnis treffen die beiden Frauen aufeinander. Jenny meldete sich nämlich für den Klavierunterricht, den Traude interessierten Häftlingen gibt. Doch bereits die erste Begegnung zeigt, wie unberechenbar die Gefangene sein kann. Ihre blinde Aggressivität kostet einen Gefängniswärter fast das Leben. Traude aber nimmt sie trotzdem unter ihre Fittiche. Sie erkennt das grosse Talent der Rebellin und bereitet sie für einen Nachwuchswettbewerb vor. Keine leichte Aufgabe, doch trotzdem scheinen die beiden auch menschlich bald Fortschritte zu machen. Nur, je tiefer die Blicke in ihre Seelen gehen, umso verletzlicher werden die Frauen. Immer wieder entwickeln sich Spannungen, die die Zusammenarbeit zu verunmöglichen scheinen.