Wenige Stunden nach Beginn des Irakkriegs stirbt der erste Soldat auf amerikanischer Seite: José Antonio Gutierrez. Von der Regierung und den Medien wird er als Held gefeiert, erhält ein Staatsbegräbnis - und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach seinem Tod.
Gutierrez' Schicksal ist kein Einzelfall. Täglich versuchen Flüchtlinge über die mexikanische Grenze in die USA zu kommen, ins "gelobte Land". Was bringt ihn - und all die anderen sogenannten Greencard-Soldiers - dazu, an vorderster Front für ein fremdes Land zu kämpfen? Welche Geschichte steckt hinter diesem 22-jährigen "Kriegshelden"?
Die "Veterans for Peace" stecken an einem Strand unzählige weisse Kreuze in den Sand. Sie machen auf die unzähligen im Irakkrieg gefallenen Soldaten aufmerksam. Auf einem der vielen Passfotos ist José Antonio Gutierrez in Uniform abgebildet. Als Jugendlicher vor dem Bürgerkrieg in Guatemala geflüchtet, schafft er es über Umwege und auf 14 verschiedenen Güterzügen beim dritten Versuch in die USA. Da er sich als Minderjähriger ausgibt, landet er in einer Pflegefamilie. Nach dem (zweiten) Erreichen der Volljährigkeit sollte er abgeschoben werden. Guiterrez meldet sich bei den Marines - die "einfachste" Möglichkeit, um bleiben zu können.
Heidi Specogna illustriert Josés Leben oft mit Bildern anderer Flüchtlinge. Damit wird deutlich, wie universell seine Geschichte ist. Specogna weist auf Zusammenhänge hin, ohne belehrend oder anklagend zu wirken. Die sehr ästhetische Kameraführung ist ein angenehmer Kontrast zu vielen anderen Dokumentarfilmen. Die Kamera geht teilweise sehr nahe heran. Gerade so nahe, dass es nicht zu intim ist, und doch eine hohe emotionale Spannung erzeugt.
Dieser Film sollte Pflichtstoff sein an allen Gymnasien, weil er weltpolitisch brisante Themen (Stellvertreterkriege, Flüchtlingspolitik...) anspricht, ohne den Blick auf das Einzelschicksal zu verlieren. In anschaulichen Bildern und mit hohem Erzähltempo zeigt er eine Realität, die für "unsere" Jugendlichen mindestens so strange wie Fiktion ist. Gerade (aber nicht nur) für Leute in José Antonio Gutierrez' Alter ist "Das kurze Leben..." ein beeindruckender und spannender Dokumentarfilm.