DVD-Review: Vom Flügelstutzen auf wirtschaftlicher Basis.
Die Swissair. Der Stolz einer Nation. Neben dem Heidi und dem Emmentaler ein grosses Symbol eines kleinen Landes. Nie, aber auch gar nie, hätte jemand auch nur zu denken gewagt, dass sich daran jemals etwas ändern sollte. Man liebte die Schweizer Airline, man flog bevorzugt ihre Maschinen und freute sich ab den Schöggelis und den feinen Glaces. Dass diese Luftblase einmal platzen würde, konnte man sich nicht vorstellen. Dass gar einmal alle Flugzeuge der Swissair am Boden bleiben und die Firma so Bankrott gehen würde, dass nicht mal mehr die Hotelrechnungen für die Crews bezahlt werden konnten, war schlichtweg unmöglich. Grounding beweist uns das Gegenteil.

1992 lehnte das Schweizer Volk den Beitritt zum europäischen Wirtschaftsraum ab und brachte so den damaligen Chef des Unternehmens auf die Idee, sich mit anderen, kleinen Fluglinien (Austrian Airlines, KLM und SAS) zusammenzutun, um sich gemeinsam gegen die Grossen des Marktes zu wehren. Kaum ist dieser Schritt bekannt, macht sich Crossair-Gründer Moritz Suter (Lazlo I. Kish) auf und deponiert "Phoenix". Eine Alternative, welche die Übernahme der Swissair durch die billigere Crossair vorsieht. Die Verhandlungen scheitern, neue Partner werden gesucht und scheinbar auch gefunden. Unter Philippe Bruggisser, dem neuen CEO der Swissair, wird nun alles gekauft, was nicht niet- und nagelfest ist. So soll die Schweizer Nationalfluggesellschaft wieder zu neuem Glanz kommen.

Natürlich geht auch dieses Projekt nicht auf und der CEO wird ein weiteres Mal gewechselt. Moritz Suter ist nun dran, schmeisst aber nach kurzer Zeit den Bettel hin. Mario Corti Hanspeter Müller Drossaart) wechselt von Nestlé zu Swissair und versucht, diese wieder auf Vordermann zu bringen. Als Unterstützung holt er die Amerikanerin Jaqualyn Fouse (Katharina Von Bock) an Bord, die ihm helfen soll, dieses Chaos seiner Vorgänger zu entwirren. Ebenso macht ein Aufsteiger von sich reden. André Dosé (Michael Neuenschwander) scheint der Mann der Stunde zu sein, ohne den die Rettung der Swissair nicht möglich wäre. Auch er wird sein wahres Gesicht erst noch zeigen. Steigende Benzinpreise, terroristische Anschläge und der Verlust von Passagierzahlen bringen den kämpfenden CEO in arge Not, aus dem ihm schlussendlich nur noch die wahren Mächtigen dieses Landes helfen können. Die Banken.

Die UBS in Basel wird von Marcel Ospel (Gilles Tschudi) und seinem Wadenbeisser-Anwalt vertreten, während die Zürcher CS durch Lukas Mühlemann (Rainer Guldener) repräsentiert wird. Zusammen müssen liquide Mittel geschaffen werden, um die immer mehr in finanzielle Not geratene Swissair, aus dem Schlamassel zu ziehen. Doch wo anfänglich ein freundlicher Händedruck war, folgt bald schon das Messer im Rücken. Die Bänker zeigen ihr wahres Gesicht, übertrumpfen sich gegenseitig mit Machtdemonstrationen und vergessen dabei eins total: Die Rettung der Swissair.
Neben all den politischen Machtkämpfen und offenen Anfeindungen zwischen Zürich und Basel, sind da auch noch die persönlich Betroffenen. Der Pilot (Pasquale Aleardi), der zusammen mit der Maître de Cabine (Stephanie Japp) Depositen hinterlegt und sein Geld davonschwimmen sieht. Der Italiener (Enzo Scanzi), der bei seit -zig Jahren bei "Gate Gourmet" arbeitet und nun seinen Job verliert wegen einer Bank, in der sein Sohn (Leonardo Nigro) arbeitet. Diese und viele andere Menschen haben damals, im Oktober 2001 mehr verloren als nur ihren Job.