Ein dicklicher Mann (Peter Lorentzon), manchmal in Frauenkleidern, manchmal nicht, und eine junge Frau (Mariha Aberg), asiatischer Typ. Sie kriechen in Räumen herum, wühlen im Müll, ziehen Schuhe an, kleben sich eine Fötuspuppe vor das Gesicht - und dergleichen mehr. Dazu ein Voice-Over (Jena Malone), das von Brad Pitt, Paris Hilton und Berühmtheit erzählt, von Maria und Jesus, von Krieg, von dick und dünn, von Sex - und dergleichen mehr.
Mit Container hat der schwedische Regisseur Lukas Moodysson (Fucking Amal, Tillsammans) einen Film gemacht, den in dieser Form wohl niemand von ihm erwartet hat. Zumindest sicher nicht jenes Publikum, das einer restlos ausverkauften Vorstellung der Berlinale beiwohnte: Während der Vorführung verliessen die Zuschauer reihenweise den Saal und die Fragen bei der anschliessenden Question & Answer-Session zeugten teilweise von einer gewissen Fassungslosigkeit.
Container ist kein Film im herkömmlichen Sinne. Dem Zuschauer werden während über siebzig Minuten verwackelte, grobkörnige schwarz-weiss Bilder präsentiert, manchmal in rasend schneller Schnittfolge, dann wieder ruht die Kamera während Minuten auf dem gleichen Nachttischchen mit Lämpchen darauf. Eine lineare Geschichte ist nicht erkennbar, vielmehr handelt es sich um eine Collage mehr oder weniger abstruser Bilder, in deren Mittelpunkt häufig der dicke Mann oder die dünne Frau stehen. Musik gibt es keine, dafür permanent die Stimme einer jungen Frau, die einen gleichförmigen Monolog über Gott und die Welt führt, gewissermassen laut denkt.
Moodyssons Werk erinnert stark an eine filmische Umsetzung der "Stream of Consciousness"-Technik, also einer Erzählweise, welche die Gedankengänge einer Person imitiert und damit meist sprunghaft und unstetig ist. Der Film ist entsprechend in etwa so verständlich und nachvollziehbar wie James Joyces Literaturbrocken "Finnegan's Wake". Kein Wunder, dass sich da mancher Zuschauer geradezu verloren fühlt. Kommt hinzu, dass Malones Voice-Over so nervtötend monoton ist, dass sämtliche Interpretations- und Auslegungsbemühungen des Publikums nach kurzer Zeit in Langeweile und Frustration erstickt werden. Des Regisseurs künsterlische Experimentierfreudigkeit in Ehren, aber mit diesem Film mutet er den Zuschauern nun einfach zu viel zu.
Interessanterweise sieht Lukas Moodysson sein Werk nicht als einen Experimentafilm (so etwas hilflos vom Moderator bei besagter Fragestunde betitelt). Auch hält er Container nicht zwingend für das Resultat seiner Entwicklung als Regisseur. Für ihn ist der filmische Flickenteppich in schwarz-weiss ganz einfach die Verwirklichung eines Wunschprojekts. Produzent Lars Jönsson beantwortete die Frage, weshalb er ein solches Projekt finanziert habe, damit, dass er Lukas Moodysson die Gelegenheit habe bieten wollen, einen Film ganz nach seinem Gusto zu machen - und dass er ihn noch nie so glücklich gesehen habe, wie bei der Entstehung dieses Films.
Moodyssons persönliches Glück in Ehren; dass der Film auch beim Publikum für Zufriedenheit sorgen wird, wage ich sehr stark zu bezweifeln. Und der Regisseur nach eigenen Angaben übrigens auch: So schreibt der Schwede im Presseheft in bescheidener Ironie, dass diesen Film vielleicht - als eine Steigerung zu den vier Personen, welche seinen noch schrägeren Film A Hole In My Heart mochten - sieben Personen als gut empfinden werden...
Mich persönlich hat Container kalt gelassen - und noch selten empfand ich siebzig Filmminuten als so qualvoll langsam und uninspirierend wie bei diesem Film.