Vanity Fair (2004)

Vanity Fair (2004)

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  2. 141 Minuten

Filmkritik: bei den Schönen und Adligen

Beast and the Beauty
Beast and the Beauty © Studio / Produzent

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Briten sind ein mächtiges Volk, stolze Konlonialherren über Indien und in dauernder Fehde mit Frankreich und Napoleon. Das Leben der britischen Gesellschaft ist von feudalistischem Denken geprägt: Ansehen geniesst, wer einen adligen Titel hat.

In dieser Epoche strebt Rebecca Sharp (Reese Witherspoon) den sozialen Aufstieg an. Die Tocher früh verstorbener Eltern (die Mutter französische Opernsängerin, der Vater englischer Maler) wächst in einem Mädchenpensionat auf und weiss genau, wohin sie möchte: In die Gesellschaft der Vornehmen und Adligen.

Beauty and the Beast
Beauty and the Beast © Studio / Produzent

Dank ihrer Intelligenz, ihrer Zielstrebigkeit und ihrem Durchhaltewillen kommt sie diesem Ziel auch stetig näher - sie erhält eine Anstellung bei einer landadligen Familie, lernt dort ihren zukünftigen Gatten, den Offizier Rawdon Crawley (James Purefoy) kennen, beisst sich durch die Wirren der Kriegszeit und scheint schliesslich mit der Bekanntschaft des Marquis von Steyne (Gabriel Byrne) an ihrem Ziel, dem Zugang zum Hochadel, angekommen zu sein.

Doch der Preis für das Erreichen des sozialen Gipfels ist mehr, als Becky zahlen kann. Die couragierte junge Frau verliert fast alles und fällt die mühsam erklommenen Stufen der Gesellschaft wieder herunter. Becky verlässt England und nimt in Deutschland eine Stelle als Croupier in einem Spielcasino an. Ihr eigenes Spiel um Ansehen und Glück scheint Rebecca verloren zu haben...

Vanitas Vanitatum

"Ah! Vanitas vanitatum!", oh Eitelkeit der Eitelkeiten! schreibt der Autor William Makepeace Thackeray am Ende seines Romans "Vanity Fair" und fragt, wieviele von jenen Menschen, deren Wünsche in Erfüllung geganen sind, auch tatsächlich glücklich sind. Die Regisseurin Mira Nair (Monsoon Wedding) hat sich nach eigenen Angaben bei der Verfilmung des Romans von dieser Frage leiten lassen. Ein sehr philosophischer Ansatz also, der dem Film zu Grunde liegt.

Doch Vanity Fair regt nur wenig zum Nachdenken über Glück und den Umgang damit an. Was nach den mehr als zwei Stunden Spielzeit im Gedächtnis bleibt, sind vielmehr die opulenten Bilder, die farbigen Kostüme und die reiche Ausstattung des Films. Die optische Darstellung der britischen Oberklasse des frühen 19. Jahrhunderts wirkt sehr detailgetreu. Die Zeitreise zwei Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit überzeugt.

Vielleicht liegt es an dieser Bildgewaltigkeit, dass die Charaktere und ihre Botschaften im Gegensatz dazu etwas flach bleiben, ja fast schon davon erdrückt werden. Reese Witherspoon (Legally Blonde) spielt die energische Becky zwar sympathisch und James Purefoy (Resident Evil) ist als Rawdon ein Kerl zum lieb haben. Doch nach dem Ende des Films verblassen die Personen sehr schnell wieder. Mit ein Grund für diese Uneingänglichkeit der Charaktere mag auch sein, dass die Personen, im Kontrast zum ansonsten sehr authentisch wirkenden Film, überhaupt nicht altern - und das, obwohl sich der Film über einen Zeitraum von circa zwanzig Jahren erstreckt.

Einzig im Gedächtnis geblieben ist mir persönlich die Darstellung von Rhys Ifans. Weshalb? Weil ich die Wandelbarkeit des Schauspielers vom unvergessen schrulligen Spike aus Notting Hill zum korrekten aber faden William Dobbin doch ganz beachtlich finde...

Lange Rede, kurzer Sinn: Vanity Fair wird dem hohen Anspruch der Regisseurin, der Frage nach der Bedeutung von Glück und Zufriedenheit auf den Grund zu gehen, nicht gerecht. Die Bildgewaltigkeit und Üppigkeit machen den Film aber optisch zu einem sehr eindrücklichen Erlebnis. In diesem Sinne wird das Werk seinem Titel unerwartet gerecht: Vanity Fair, Markt der Eitelkeiten - wenn das Aussehen wichtiger ist als die Substanz.

/ Rita Schlegel [rs]