Ladder 49 (2004)

Ladder 49 (2004)

Im Feuer
  1. , ,
  2. 115 Minuten

Filmkritik: Leiterlischpiil

© Studio / Produzent

Bei der Feuerwehr, da sind die Männer noch Männer. Ein solcher Mann ist auch Jack Morrisson, gespielt von Joaquin Phoenix. Bei einem gefährlichen Einsatz wird er in einem brennenden Gebäude durch Trümmer abgeschnitten, jeder Ausweg scheint blockiert zu sein. Der richtige Zeitpunkt ein wenig an sein bisheriges Leben zurückzudenken. Damals, als er noch ein Neuling war beim Chicago Fire Departement und ihn seine Kameraden mit diversen "Ritualen" verhinterteilten. Es war eine schöne Zeit. In dieser Zeit lernte er auch die wunderhübsche Linda (Jacinda Barrett, Bridget Jones 2) kennen, die nun seine Ehefrau und Mutter der geimeinsamen Kinder ist.

© Studio / Produzent

Gefährliche Einsätze hat er schon zu Genüge erlebt und immer wieder hat sich seine Frau sorgen um ihn machen müssen. Doch es ist schliesslich sein Beruf, Leute zu retten und in brennende Häuser zu rennen, wenn alle anderen raus wollen. Und er ist gut darin. Wer weiss wieviele Menschen dank ihm eine Brandkatastrophe überlebten? Sein Chef (John Travolta, The Punisher) war ihm während der Ausbildung immer eine grosse Hilfe und Jack konnte viel von ihm lernen. Ja, er wurde richtiggehend ein guter Freund von ihm. Überhaupt war das Feuerwehrteam von grosser Kameradschaft geprägt, trotz kleinen Streitigkeiten hie und da. Doch nun sitzt er hier fest, umgeben von Schutt, Asche und Feuer. War dies nun tatsächlich sein letzter Einsatz bei der Feuerwehr?

Grosse Hollywoodklischees auf 35mm abgefilmt müssen nicht immer ärgerlich sein. Herzschmerz und Mystifizierung von Männern zu Helden können funktionieren. Ladder 49 beweist dies und erweist sich als spannendes Tearjerker-Drama mit Top-Besetzung. Während Ron Howard 1991 in Backdraft eher auf spektakuläre Feuer-Stunts aus war, beschäftigt sich Jay Russells Post-9/11 Feuerwehrdrama detaillierter mit dem Alltag der Behelmten. Dieser besteht nämlich nicht nur aus Löscheinsätzen. So verbringt der Zuschauer viel Zeit im Feuerwehrhaus, wo die Truppe diskutiert, spielt oder schläft, bevor der Alarm alles im Nullkommanichts unterbricht.

Die wunderbare Performance von Joaquin Phoenix gehört zu den besten des Schauspielers. Die Liebesgeschichte zwischen Jack und Linda bildet den Anker des Filmes. Die Chemie stimmt und die Beziehung kommt trotz einfachsten Dialogen glaubwürdig und realistisch hinüber. Das Selbe gilt für die dicke Kameradschaft unter den Feuerwehrmännern. Hier hätte ich mir doch noch enige stärkere Charaktere gewünscht, wie zum Beispiel Captain Mike Kennedy. John Travolta macht in dieser eigentlichen Nebenrolle einen guten Eindruck und mimt den Chief sympathisch und vertrauenswürdig.

So schaffen es also gute Schauspieler klischierte Dialoge und Szenen durch ihre Bodenständigkeit natürlich zu machen und sorgen so dafür, dass sich der Zuschauer nie langweilt. Man kann Ladder 49 vieles vorwerfen wie Kitsch, Patriotismus und einen mangelnden Fluss in der Inszenierung. Doch schlussendlich funkioniert die Manipulierung und Tränen werden bei vielen Kinobesuchern auch dann rollen, wenn ihnen bewusst ist, wie offensichtlich es der Film darauf abgesehen hat. Zumindest erging es mir so und ich schämte mich fast ein wenig, mich von einem so plakativen Film derart berührt haben zu lassen.

Marco Albini [ma]

2003 verfasste Marco seine erste Kritik auf OutNow und ist heute vor allem als Co-Moderator des OutCast tätig. Der leidenschaftliche «Star Wars»-Fan aus Basel gräbt gerne obskure Genrefilme aus, aber Komödien sind ihm ein Gräuel.

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