Danny Boyle, der 2009 für Slumdog Millionaire mit dem Oscar als bester Regisseur ausgezeichnet wurde und sieben weitere Goldmännchen abholte, feierte seinen internationalen Durchbruch mit der dreckigen, in Schottland spielenden Drogen-Tragikomödie Trainspotting, die in vielen Kreisen zum Kultfilm avancierte. Zu Recht, denn das auf dem gleichnamigen Roman von Irvine Welsh basierende Werk ist ohne Frage einer der eindrücklichsten britischen Filme der letzten 25 Jahre. Dies liegt einerseits am unverbrauchten Ensemble, das mit Leib und Seele agiert und in jeder Einstellung das Gefühl vermittelt, nicht Schauspieler, sondern echte Menschen zu sein. Ewan McGregor, der sich als Vorbereitung für seine Rolle monatelang in der Glasgower Drogenszene aufgehalten hat und nach eigenen Angaben nahe vor einem Heroin-Selbstversuch stand, gelang mit dem Film ähnlich wie Boyle der Durchbruch und ist heute ein Weltstar.
Dass Heroin und andere harte Drogen das Leben zerstören, wissen wir nicht erst seit Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, und trotzdem lassen uns solche Geschichte immer wieder das Blut in den Adern gefrieren. Der interessante und schockierende Aspekt an Trainspotting oder auch an Aronofskys Requiem For A Dream ist aber weniger der Drogenkonsum an sich, sondern die selbstzerstörerische Darstellung und Haltung der Figuren. Das Leben ist scheisse und ohne Kick geht nichts. Diese tragische Wahrheit verkörpern die Schauspieler mustergültig, und das triste Setting Edinburghs unterstreicht dies. Was Trainspotting aber von anderen ernsten 'Drogenfilmen' unterscheidet, ist der Humor, der britischer nicht sein könnte. Allein Robert Carlyle als Stammgast und Schläger mit Aggressionsproblemen sorgt schon für haufenweise Lacher, die eigentlich gar keine sein dürften. Allgemein sind viele Szenen an sich sehr witzig, der ernsthafte Kontext dazu lässt es aber kaum zu, positive Emotionen zu wecken.
Wer den Film im Original schaut, ist dem schottischem Slang ausgesetzt, was das Verständnis nicht immer einfach macht. Untertitel sind also keine schlechte Idee, vor allem weil die Dialoge das Herzstück des Films ausmachen. Zynisch und direkt wie aus einer Pistole geschossen, wird das spiessbürgerliche Leben kritisiert und der Zuschauer mit grossartig geschriebenen Dialogen konfrontiert. Ein herrliches und gleichzeitig tierisch schmerzhaftes Chaos, in das keine Ordnung einkehrt. Der Schlusspunkt gehört dem Soundtrack, der mit Iggy Pop und Lou Reed Legenden noch einmal aufleben liess. Trainspotting ist ein Film, den man gesehen haben muss, auch wenn er eigentlich zu keiner Zeit schön anzuschauen ist.