Den Ruhestand vor Augen, wird Detective Somerset (Morgan Freeman) ein neuer Partner zugeteilt. Dieser junge Hot-Shot, der sich 5 Jahre lang durch ein Morddezernat durchgekämpft hat, soll allerdings auch den älteren, zynischen Somerset beerben. Detective Mills (Brad Pitt) ist mit seiner Frau Tracy (Gwyneth Paltrow) in diese üble Gegend gezogen, um seine Karriere so richtig zu lancieren. Und es dauert auch nicht lange, bis die beiden so ungleichen Partner den ersten Mordfall vorfinden. Ein 200-kg Mann mit seinem Gesicht in einem Teller Spaghetti, die Beine zusammengefesselt und so zum Essen gezwungen wurde.
Der eklige Mordfall bringt die beiden so unterschiedlich vorgehenden Detectives in Erklärungsnot. Kein Motiv, eine grauslige Tat und keinerlei Hinweise. Oder doch? Denn das Wort "Masslosigkeit" wird, mit Fett an eine Wand geschrieben, entdeckt.
Als sich ein paar Tage später ein zweiter Mord ereignet, bei dem das Wort "Habsucht" mit Blut am Boden steht, scheint der überdurchschnittlich gebildete Somerset ein Muster zu erkennen. Masslosigkeit und Habsucht gehören wie Hochmut, Zorn, Neid, Trägheit und Wollust zu den sieben Todsünden. Folgt der brutale Mörder wirklich dieser Reihenfolge und bringt seine Opfer aufgrund dieser Sünden um?
Die nächsten Morde bringen unser ermittelndes Gespann immer weiter diesem Irren auf die Spur. Durch die vom FBI überprüften Lesegewohnheiten der US-Bürger werden sie fündig bei einem Mann, der schlussendlich sogar auf die Cops schiesst und sich so definitiv zum Hauptverdächtigen macht. Bei der Flucht hätte er sogar die Möglichkeit gehabt, Detective Mills mit einem Kopfschuss zu erledigen, entscheidet sich aber anders. Denn das mörderische Gesamtkunstwerk ist noch nicht vollständig.
Als dieser Mann, John Doe Kevin Spacey) mit Namen, eines Tages mit blutverschmierten Händen in die Polizeistation spaziert und sich stellt, sind noch zwei Todsünden unberührt. Doch Doe weiss genau, wie er seine Taten abschliessen und schlussendlich beweisen kann, dass Sünden in unserer Welt allgegenwärtig sind und an jeder Strassenecke zelebriert werden. Und dieser perverse Plan beinhaltet eine Fahrt in die Wüste. Nur begleitet von den Detectives Somerset und Mills.
Regisseur David Fincher hatte sich bis 1995 hauptsächlich durch Musikvideos und einem lahmen Alien 3 einen Namen gemacht. Mit Seven brachte er einen etwas anderen Thriller in die Kinos, der nicht nur mit einer extrem spannenden und interessanten Story aufwartete, sondern auch mit optimal besetzten Charakteren und einem Filmende, von dem man auch in zwanzig Jahren noch sprechen wird. Seine Karriere ging war lanciert und mit Filmen wie Fight Club oder Panic Room konnte er seinen Ruf als Regisseur für die wirklich coolen Filme festigen.
Der Film an sich ist anfänglich sehr ruhig. Da es immer regnet und die Tatorte (natürlich) in dunklen, schlecht beleuchteten Räumen sind, braucht man eine Zeit, bis man die Stimmung so wirklich erfasst hat. Die Figuren werden langsam und schön ausführlich eingeführt, so dass man wirklich bald mal weiss, warum der ältere Detective so zynisch und realistisch daherkommt, während der Jungspund noch einiges positiver sieht und seine Erfahrungen erst noch machen muss. Dazu kommt eine Ehefrau, die sich in der neuen Umgebung nicht wohl fühlt und trotzdem versucht, eine Bindung zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern zu schaffen. So ist dann auch die Dinner-Szene herrlich anzusehen, weil sich die Charaktere dort erstmal so richtig schön öffnen.
Nach einem gemächlichen Anfang, der einige eklige Bilder zu bieten hat, nimmt das Tempo und die Intensität von Seven stetig zu. Man erkennt auch als Zuschauer ein Muster in den Mordfällen und beginnt sich zu hinterfragen, was denn als nächstes kommt. Und spätestens als der genial gespielte Charakter von John Doe ganz ruhig in die Polizeistation spaziert und sich zu erkennen gibt, wird der Film spannend wie kaum ein anderer. Was dann folgt, ist ein langgezogenes Finale, das seinesgleichen sucht und den Zuschauer am Schluss mit den Händen vor dem Gesicht und herabhängendem Kiefer zurücklässt. Beeindruckend auch, dass sich Hollywood für einmal gegen seine Standart-Ende ausgesprochen hat und uns ein Finish geboten wird, dass perfekt zum restlichen Film passt.
Die Figuren sind optimal besetzt. Allen voran Morgan Freeman, der als alter Hund seine Strassen kennt und genau weiss, wie er die Fälle anzugehen hat. Seine Einsamkeit in der Nacht, seine Bildung und seine zynischen Sprüche sind grossartig. Ihm in nichts nachstehend ist der sich damals auf dem Weg zum Superstar befindende Brad Pitt, der den Jungspund ebenfalls beeindruckend verkörpert. Seine Schlussszene ist mimisches Schauspiel vom Feinsten. Die kleinste Rolle der drei, aber nicht minder teuflisch gut, hatte Kevin Spacey. Er überzeugt durch seine ruhige und diabolische Art, die mehr als einmal Hühnerhaut verursacht. Gerade erst mit The Usual Suspects, gelang ihm mit seiner Rolle als Wahnsinniger John Doe eine weitere Meisterleistung.
Fazit: Mit Recht gehört Seven zu den besten Filmen, die das Genre "Thriller" zu bieten hat. Die Stimmung ist gedrückt und dunkel, die Figuren hervorragend porträtiert und dargestellt und das Ende ist so herrlich bös und Hollywood-untypisch, dass man sich wünscht, es würden doch öfters solche Filme produziert werden. Auch wenns durchaus Mut und Kreativität braucht.
Die erste dieser beiden Discs ist für Freunde des Filmkommentars ein Stück Ewigkeit. Denn da sind deren vier anzuwählen und Themen wie "Stars", "Film", "Ton" und "Story" werden ausführlich und auch sehr unterhaltsam besprochen. Man möge mir verzeihen, dass ich nicht alle Spuren angehört habe, aber wem das gefällt und wer sich nicht zu schade ist, den gleichen Film viermal zu gucken... Knock yourself out!
Die Special-Edition 2-Disc DVD ist auf der zweiten Scheibe vollgepackt mit Extras und Features, die man kaum in vernünftigem Platz zu Wort bringen kann. Eine Erklärung der Anfangssequenz mit verschiedenen Blickwinkeln, Soundsystemen oder Tonspuren lassen das Heimkino mal richtig zeigen, was es drauf hat. Ausserdem ist das Teil recht gelungen. Geschnittene und unveröffentlichte Szenen, einschliesslich des Storyboards, lassen erahnen, was den Machern von Seven noch alles eingefallen ist. Die verschiedenen Tatorte werden in gruslig-schönen Bildern präsentiert und natürlich mit einem Kommentar versehen. Kaum zu glauben, auf was man da alles achten muss, um eine Crime-Scene so übel wie möglich zu machen. In den alternativen Schlusssequenzen gibt es eine "Test" und eine animierte Storyboard-Szene. Beide zeigen zusätzliche Sekunden von Film und vor allem die gezeichnete Version kommt recht dramatisch daher. Allerdings hat man schlussendlich wohl doch die beste dieser Szene für den finalen Film genommen. Dass "John Doe" Tagebücher schreib, wird im Film erwähnt. Dass ein Team extra für den Look dieser Bücher zuständig war, erstaunt definitiv. Aber auch diese Jungs kommen zu Wort und erzählen, was sie sich genau gedacht haben, als sie einem fiktiven Charakter Tagebücher erstellt haben. Verschiedene Bildergalerien und diverse Trailer bringen uns zum finalen Punkt dieser Extra-DVD. "Mastering für das Heimkino" heisst das Teil und bringt uns Kommentare und Beispiele für Farbkorrektur, Bildmischung und Filmtonmischung. Wer zuhause ein kleines Privatkino hat, der wird sich hier definitiv beschäftigen können.
Dani Maurer [muri]
Muri ist als Methusalem seit 2002 bei OutNow. Er mag (fast) alles von Disney, Animation im Allgemeinen und Monsterfilme. Dazu liebt er Abenteuer aus fremden Welten, Sternenkriege und sogar intelligentes Kino. Nur bei Rom-Coms fängt er zu ächzen an. Wobei, im IMAX guckt er auch die!