Ms. Quested (Judy Davis) und ihre Schwiegermutter in spe, Mrs. Moore (Peggy Ashcroft), unternehmen eine Reise nach Indien - es sind die 20er Jahre und Grossbritannien ist nach wie vor Kolonialmacht - um deren Sohn Ronny (Nigel Havers), der Friedensrichter in Britisch Iniden ist, zu besuchen und das Land etwas kennenzulernen. Beide jedoch sind angewidert vom Verhalten der Briten in Indien, sie setzen alles daran um näher in Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen, etwas was von den Besatzern nicht gerne gesehen wird. Währenddessen ist sich Adela Quested in ihrer Liebe zu Ronny nicht mehr so sicher.
Über den Bildungsbeauftragten Fielding (James Fox) lernen Sie Dr. Aziz (Victor Banjeree) kennen. Mit ihm nehmen die beiden Damen die strapaziöse Reise zu den Marabar Höhlen auf sich. Aziz organisiert eine wahre Safari mit allem drum und dran. Doch die Mystik und Geheimnisse der Höhlen überwältigt Adela, sie flüchtet panisch und unter Schock in die Hände einer skeptischen Engländerin. Aziz wird festgenommen und unter Anklage gestellt, die Angelegenheit wird zu einem rassistischen Justizfall und könnte die politische Lage aus dem Gleichgewicht bringen.
A Passage to India ist der letzte Film von Regiemeister David Lean, der sich zwischen seinen letzten Projekten, die fast ausnahmslos auf Romanen basierten, immer sehr viel Zeit liess - so zählt seine Filmografie von 1957 bis 1984 denn auch lediglich sechs Filme, während er in der Zeit zuvor ab seinem Erstling In Which we Serve (1942) auf elf Filme kam.
Der Film erzählt von Rassismus und Ablehnung der höher gestellten Kolonialmacht gegenüber den Einheimischen. Weiss vor farbig, Englisch vor Indisch, so lautete der Wahlspruch der dekadenten britischen Besetzer. Alle die sich für eine weitergehende Kommunikation zwischen den beiden grundverschiedenen Kulturen einsetzten, wurden herablassend und als Gefahr für die Kolonialmacht betrachtet. Die heraufbeschworene Auseinandersetzung zwischen Indern und Briten wurde, wenn wundert's, mehr oder weniger durch ein Missverständnis und mit einflussreich lenkender Art ausgelöst. Der Zeitpunkt war einfach gerade günstig um ein Exempel statuieren zu wollen.
Auch die Indien-Reise begeistert mit wuchtigen Bildern, einer ruhigen, bedachten Erzählweise und einem tollen Darstellerstab, angeführt von den Ladies Judy Dench und Peggy Ashcroft und einem witzig agierenden Alec Guiness in der Rolle eines weisen, orthodoxen Inders. Eine Ausnahme ist die Charakterisierung von Dr. Aziz: Victor Banjeree spielt etwas gar aufgesetzt und manchmal allzu theatralisch. Die Geschichte selber ist reizvoll, aber im finalen Konflikt ein wenig vorhersehbar. Das schöne Ende macht diesen Makel jedoch fast wieder wett.
A Passage to India, mehrfach oscarnominiert und mit einer herrlichen Musik von Maurice Jarre ausgestattet (ich liebe die einführende Titelmusik), ist sicher nicht das bestechendste und erinnerungswürdigste Werk von Lean. Ein schönes, mystisches Alterswerk, sieben Jahre vor seinem Tod erstellt, ist der Film aber allemal und für Fans des Regisseurs ohnehin ein Muss.
Extras: Die DVD wird in einem hübschen Kartonschuber präsentiert. Die Extras befinden sich auf der zweiten Disc, dessen Höhepunkt sicher die Erinnerungen von Produzent Richard Goodwin sind. Neben weiteren Rückblicken der Produktionszeit sind auf Texttafeln Biografien zu David Lean zu finden. Ein CD-ROM Teil bietet Auszüge aus den Memoiren Goodwins. Das Bild ist insgesamt gut. Etwas Rauschen und wenige Artefakte hie und da können die Farbenpracht nicht mindern. Der Tonbereich bietet für Originalmuffel lediglich eine 2.0 Stereospur, die ist aber sehr räumlich abgemischt. Die 5.1 Spur kann nur im Original genossen werden (was man ohnehin tun sollte) und hier wird wirklich etwas geboten. Gerade die Massenszenen überzeugen mit viel Druck und Kraft.