Fitzcarraldo (1982)

Fitzcarraldo (1982)

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  3. 158 Minuten

DVD-Review: Wahn und Visionen am Amazonas

Wo ist denn bloss das kühle Nass hin?
Wo ist denn bloss das kühle Nass hin? © Studio / Produzent

Fitzcarraldo (Klaus Kinski) ist ein Spinner. Seine Projekte, eine Eisenbahn durch den Amazonas, Eis herstellen im Urwald, er ist an seinem Grössenwahn bisher immer gescheitert. Mal knapper, mal weniger knapp. Nun will der irisch stämmige Auswanderer im tiefsten Dschungel ein Opernhaus bauen und Enrico Caruso auftreten lassen. Doch dazu braucht Fitzcarraldo Geld. Viel Geld.

Ach hier...!
Ach hier...! © Studio / Produzent

Mit Hilfe eine Investors ersteht er die Option für einen weit abgelegenen Flecken Kautschuk-Wald. Um dort hinzugelangen und einen Transport der lukrativen Ware zu garantieren, kauft Fitzcarraldo ein Dampfschiff und nimmt eine zwielichtige Crew mit an Bord. Gefährliche Stromschnellen verhindern allerdings ein direktes Anlaufen, also müssen diese umgangen werden. Der "Visionär" will das Riesenschiff über einen Hügel schaffen und auf der anderen Seite wieder ins Wasser setzen.

Werner Herzog ist wohl nicht weniger Exzentriker als Klaus Kinski. Und wenn diese beiden aufeinander treffen und einen Film über einen exzentrischen Typen mit spinneten Ideen drehen, kann man sich vorstellen was neben und vor der Kamera alles so abgegangen ist. Doch das ist ein anderes Thema.

Fitzcarraldo ist ein beachtenswertes Projekt und eigentlich mein Liebstes aus der Feder von Werner Herzog. Der Film hat bei mir schon als jugendlicher viele Eindrücke hinterlassen und er weckt bei neuerlichem Ansehen Erinnerungen an ereignisvolle Filmtage im Kino. Was denkt man über einen Mann, der ein Schiff über einen verwaldeten Dschungelhügel bewegen will? Visionen hat er, der Mann. Dass dieser ein egoistischer, selbstherrlicher und manchmal wahnsinniger Charakter ist, der im falschen Jahrhundert Südamerika für sich entdeckte, steht bald fest.

Dieser Charakter ist wie so oft bei Herzog dem Klaus Kinski auf den Leib geschrieben. Und voller Inbrunst schmettert Kinski seine Tätigkeiten, selber ein bisschen verrückt und fast zu hingebungsvoll, in die Welt hinaus. Kein Wunder wollten ihn die laiendarstellenden Einheimischen kurzzeitig umbringen, denn was vor der Kamera geschah, passierte auch neben der Kamera.

Ich mag diesen Film, diese verrückten Ideen mit Weitsicht und ohne Einsicht. Das Spiel zwischen Improvisation, Chaos und Planung, die langen Einstellungen auf dem Wasser und Kinsiks Mimik. Herzog war nie besser.

Die Extras: Die Einzel-DVD unterscheidet sich von der alten Special Edition vor allem dahingehend, dass das berühmte Making Of, mit Szenen des Wunschensembles mit Jason Robards und Mick Jagger, fehlt. Ein toller Bonus wäre auch die Doku Mein liebster Feind gewesen, aber ich glaube rechtliche Gründe verhindern eine solche Zusammenstellung. Also finden wir einen guten Audiokommentar und weitere Kleinigkeiten wie Auszüge aus Kinskis Vertrag (zum Gröhlen!). Einige Szenen sind extrem verregnet und sehr körnig, andere wieder sind annehmbar, so ergibt sich über den ganzen Film gesehen eine: mittelprächtige Bildqualität.

/ pb