Alien (1979)

Alien (1979)

Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
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  3. 117 Minuten

DVD-Review: In space, no one can hear you scream

Küss die Hand.
Küss die Hand. © Studio / Produzent

Die Insassen des Versorgungsschiffes Nostromo werden vom Bordcomputer in ihrem Hyperschlaf geweckt. Ein nicht identifizierbares Funksignal verlangt nach einer genaueren Analyse. Ein Teil der Crew macht sich auf, den Planeten, der als Ursprung des Signals lokalisiert wird, zu erkunden. Bei der Exposition wird das Crewmitglied Kane (William Hurt) von einem tintenfischähnlichen Wesen am Gesicht angefallen und in die Bewusstlosigkeit versetzt.

"Uskunft, Sie wünsched..."
"Uskunft, Sie wünsched..." © Studio / Produzent

Trotz anfänglichen Sicherheitsbedenken seitens Leutnant Ripleys (Sigourney Weaver) wird sein lebloser Körper an Bord geholt, um weitere Untersuchungen anzustellen. Nach kurzer Zeit scheint Kane ohne Nachwirkungen geheilt zu sein, und kann wieder am Alltagsleben der Nostromo teilhaben. Die Vorfreude auf das baldige Eintreffen auf der Erde wird aber empfindlich gestört durch das Erscheinen eines weiteren Wesens, das von nun an die Besatzungsmitglieder an Bord der Nostromo terrorisiert. Der ausweglos scheinende Kampf um Leben und Tod beginnt...

"In space no one can hear you scream" lautet die Tagline zu Alien, die im Trailer und auf dem Plakat angewendet wird, um für den Film zu werben. Die zwei Schlüsselbegriffe "Space" auf der einen und "Scream" auf der anderen Seite, machen klar: Hier wird Science-Fiction Horror geboten - und das auf höchstem Niveau. Für viele ist das Science-Fiction Genre selber ein Horror. Oft verkommt die Fiktion, die auf wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Annahmen basiert, zu einer etwas weltfremden Geschichte um Heerscharen von obrigkeitshörigen Rassen in Uniformen mit asymmetrischen Reisverschlüssen, die durch ferne Galaxien tuckern.

Ganz anders bei Alien. Auf dem Versorgungsschiff Nostromo befinden sich etwas verdreckte Protagonisten, die sich in eine Zweiklassengesellschaft der fleissigen Handwerker und intellektuellen Kopfmenschen unterteilen lassen. Sie essen zusammen, lachen zusammen, man raucht an Bord und tut ganz einfach seine Arbeit. Ridley Scott hatte "Lastwagenfahrer im Weltraum" im Sinn, als er sich die Crew der Nostromo vorstellte. Und wenn sie nicht im Hyperschlaf auf einem Raumschiff wären, könnte man meinen, sie führten ein ganz normales Leben. Und das ist für eine Science-Fiction-Film ganz erfrischend.

Nicht neu für das Genre ist die Bedrohung durch Monster. Der achte Passagier, wie das Alien in der spanischen Fassung heisst, ist aber trotzdem bahnbrechend in seiner Bösartigkeit. Es durchläuft mehrere Lebenszyklen, hat ätzende Säure als Blut und ausser vor Feuer eigentlich vor nichts Angst. Zudem sieht es auch noch grossartig aus. Der Bündner H.R. Giger hat ganze Arbeit geleistet beim Entwerfen der der Lebensform und der Planetlandschaften, in denen es sich einnistet. Ein biomechanischer Körper, halb Mensch halb Tier, dem man eine gewisse Phallusartigkeit nicht absprechen kann. Das Biest kann sich dadurch seiner Umgebung hervorragend anpassen. Zum Teil verschwindet es richtiggehend in den Wänden des Raumschiffes. Die Szene mit seinem ersten Auftritt als erwachsenes Exemplar, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und gehört zu den Klassikern des Horrorfilms. Leider haben die jüngeren Kinogänger diese Szene zuerst als Parodie aus "Spaceballs" kennen gelernt, was den Schockeffekt mindert. Aber wenn man bedenkt, dass Ende der siebziger Jahre im wesentlichen noch Männer in Gummianzügen für die Darstellung von Filmmonstern Standard waren, ist man umso mehr beeindruckt von der Qualität der Schockerszenen im Film. Erst wenn am Schluss das Alien aus dem Raumschiff katapultiert wird, ist die Trickserei allzu offensichtlich.

Ein weiterer Clou ist Sigourney Weaver als Leutnant Ellen Ripley. Sie läutete acht Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene, die Ära der starken, selbstbewussten Frauen auch im Weltall ein. Weaver verkörpert hier die mutige Frau, weit weg vom kreischenden Anhängsel, das die Szenerie anderer Science-Fiction-Filme bevölkert. Dass man dabei aber durchaus auch sexy sein kann, zeigt der letzte Kampf gegen das Biest, der in Unterhosen geführt wird. Ripley war ursprünglich nicht als Frauenfigur geplant. Neben dem Bordcomputer, der "Mutter" genannt wird, war dies ein weiteres feministisches Schnippchen, das Regisseur Ridley Scott den Genrekonventionen geschlagen hat.

Interessant ist der Filmtitel Alien. Sicherlich ist dieser Film mitschuldig daran, dass der Ausdruck "Alien" zum Inbegriff für meist bösartige Ausserirdische wurde. Das englische Wort "alien", das ursprünlich nur etwas "fremdes" bezeichnete, bekam eine bedrohliche extraterrestrische Konnotation. Heutzutage sind Aliens omnipräsent und entführen sogar Menschen aus dem Mittleren Westen der USA.

Alien ist und bleibt ein grossartiger Film. 2003 ist der Film endlich wieder auf der Grosseleinwand zu sehen. Für viele das erste Mal. Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum erschien der Director's Cut, bei dem nur wenige Szenen angefügt worden sind. So wird dem Konflikt zwischen den beiden Frauen an Bord ein grösseres Gewicht gegeben, der Tod des ersten Besatzungsmitglieds ist blutiger und zum ersten Mal gibt es die famose Verpuppungsszene zu sehen, die mit drastischen Bildern zeigt, was das Biest mit seiner Beute anstellt. Der Director's Cut ist aber trotzdem weniger lang als die ursprüngliche Kinofassung, da Scott den Film gestrafft hat und an verschiedenen Stellen Kürzungen vornahm, um dem Sehverhalten des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Absolut sehenswert sind beide Versionen.

Einen genauen Vergleich der beiden Fassungen bietet die im deutschen Sprachraum in diesen Dingen führende Webseite www.schnittberichte.com:
Vergleich Kinofassung - Director's Cut
Vergleich Director's Cut - Kinofassung

Roland Meier [rm]

Roland sammelt 3D-Blu-rays, weil da die Publikationen überschaubar stagnieren, und kämpft im Gegenzug des Öfteren mit der Grenze der Speicherkapazität für Aufnahmen bei Swisscom blue TV. 1200 Stunden Film und Fernsehen ständig griffbereit sind ihm einfach nicht genug.

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