Among Ashes (2024)

Among Ashes (2024)

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PS5-Review: Das Game im Game

Immer mitten in die Fresse rein.
Immer mitten in die Fresse rein. © Rat Cliff Games

David sitzt an einem stürmischen Abend zur Weihnachtszeit im Jahr 2001 alleine vor seinem PC, als eine Messenger-Nachricht von seinem Kollegen Mark reintrudelt. Darin ist ein Link zu einem angeblich verfluchten Game, das soeben viral gegangen sei. «Night Call» nennt es sich und ist nach einem kurzen Download sofort spielbar.

Auch wenn David zunächst skeptisch ist, folgt er dem Rat seines Kollegen und startet «Night Call». Darin spielt er einen Polizeibeamten, der mit seiner Arbeitkollegin nachts das Anwesen von Dr. Stoker besucht, weil da angeblich übere längere Zeit seltsame Geräusche und Schreie gehört wurden. Schnell ist David im Spiel drin, bis er merkt, dass langsam Fiktion und Realität verschmelzen. Ist das Game tatsächlich verflucht oder bildet er sich dies nur ein?

Ein Game im Game? Geht das? Na logo, wie der Indie-Horror-Titel Among Ashes beweist. Was sich zunächst etwas holprig anfühlt, wird mit der Zeit zum Fiebertraum, aus dem man paradoxerweise gar nicht mehr aufwachen möchte. Das Spiel mag ein kurzer Horrortrip sein, fühlt sich aber nach krassem Cardio-Training an: eine Mischung aus Fluch und Segen mit Konfetti und Glitches.

Nostalgie pur.
Nostalgie pur. © Rat Cliff Games

Der zweite Release des spanischen Entwicklers Rat Cliff Games verspricht mit seinem Game-in-Game-Konzept etwas Neuartiges und noch nie Dagewesenes. Allen Zweifeln zum Trotz präsentiert Among Ashes tatsächlich eine frische Herangehensweise und setzt dies ohne grosses Budget sehr wirkungsvoll um. Obwohl bereits in der Inhaltsangabe angedeutet wird, worum es im Game wirklich gehen könnte, schmälert diese Erkenntnis den Spielverlauf kaum.

Zunächst muss man sich im In-Game «Night Call» zurechtfinden. Es fühlt sich an wie eine Hommage an frühe Playstation-Klassiker wie Silent Hill und entfernt Resident Evil. In verpixeltem Setting mit Schlagstock und Pistole ausgerüstet und verflucht mit holpriger Steuerung, spielen wir in Among Ashes zuerst mal dieses In-Game. Und dies ist nicht nur ein kleiner Zeitvertreib, sondern der Kern der Story. Das nächste Level besteht aus Chat-Nachrichten, die wir von unserem Kollegen via PC erhalten, auf dem wir «Night Call» zocken. Und in einem weiteren Level können wir uns vom PC entfernen und in der realen Welt (ist sie das?) navigieren.

Obwohl der Fokus auf «Night Call» liegt, verschmelzen die Dimensionen miteinander. Bald einmal erscheinen Gegenstände aus dem In-Game in der Realität - was spannend und verwirrend zugleich ist. Da erinnern wir uns wieder an die Inhaltsangabe und erkennen ganz viele Metaphern. Gespeichert wird meistens in «Night Call», was bei gewissen Sequenzen zu längeren Nachspielzeiten führt, sollte man sterben. Es gibt nur wenige Momente, in denen es brenzlig wird, aber diese haben es in sich.

High five, Alter.
High five, Alter. © Rat Cliff Games

Among Ashes bietet ein einzigartiges Erlebnis, was aber nicht immer Freude bereitet. Es kommt regelmässig vor, dass das Spiel keine genauen Wegweisungen gibt, man lange einfach herumgurkt und versucht, alles Erdenkliche zu machen. Zudem gibt es Passagen, bei denen «Trial and Error» zu ganz viel Frust führt. Und dann, wenn man es am wenigsten erwartet, führen uns (gewollte) Glitches zum Wahnsinn. Trotz der relativ kurzen Spielzeit von wenigen Stunden kann das schon zu Zähneknirschen führen.

Grafisch und soundtechnisch tanzt der Horrortrip im Durchschnittsbereich. «Night Call» ist gewollt im Stil der 1990er-Horrorgames designt, die reale Dimension wirkt eher steril. Kopfhörer verstärken das Erlebnis, auch wenn einige Sounds - von Effekten bis zu Gegnern - vielfach billig wirken. Aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt und verzeiht dem Game ganz viel, dem neuartigen Konzept sei Dank.

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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Trailer: Launch Englisch, 01:05