Spielzeug-Freunde aufgepasst! In Tin Hearts gibt es ganz viele davon zu entdecken. Doch ganz ohne Arbeit geht es nicht. Wir führen nämlich eine Zinnsoldaten-Truppe durch eine Welt voller Schönheit und Magie und müssen einen Weg finden, die kleinen Figuren ans Ziel zu bringen. Dabei müssen ausgeklügelte Vorrichtungen verwendet werden, um die stets aufgeladenen Zinnsoldaten über diverse Hindernisse zu bringen.
In mehr als 40 Leveln erschaffen wir also neue Wege für unsere kleinen Spielsachen und lösen gleichzeitig immer schwieriger werdende Rätsel. Dabei enthüllen wir eine emotionale, zum Nachdenken anregende Geschichte von Albert Butterworth. Hinter diesem genialen Erfinder des Viktorianischen Zeitalters stecken nämlich so manche Geheimnisse.
Es braucht einen Moment, bis man in Tin Hearts so richtig angekommen ist und auch wirklich gefordert wird. Mit der Zeit und spätestens am Ende erhält man aber ein sehr schön gemachtes Spiel mit viel Liebe zum Detail. Zwar hinterlässt es spielerisch nur bedingt einen nachhaltigen Eindruck, beeindruckt dafür aber mit der Machart. Technisch hat das Game mit dem Controller so seine Mühe, kann aber umso mehr mit der Atmosphäre punkten. Kurzum: Der Erstling von Entwickler Rogue Sun ist gelungen - bitte weiter so.
Auf den ersten Blick sieht man es nicht, doch die drei Gründer von Rogue Sun haben sich seinerzeit bei den Lionhead Studios kennengelernt und gemeinsam an dem Fable-Franchise gearbeitet. Nach einigen Spielmomenten merkt man es dann aber: Die Magie und Fantasie in diesem Puzzle-Game ist definitiv vorhanden und macht es gerade deswegen so besonders.
Wer jetzt denkt, dass bei diesem Zinnsoldaten-Rätselspass ein permanentes Wow-Gefühl herrscht, befindet sich auf dem Holzweg. Dafür muss das Spiel zu viele Abstriche beim Gameplay machen. Zumindest dort, wo man aktiv mit dem Controller eingreifen muss. Denn die Führung der verschiedenen Objekte ist teilweise etwas fummelig und geht nicht ganz so einfach von der Hand. Eine gewisse Zeit und Geduld sind nötig, bis man sich damit abgefunden hat, wie beispielsweise die Klötze auf ihren richtigen Positionen zu platzieren sind. Zum Glück verzeiht das Spiel aber auch viel und hilft hie und da, wenn Gegenstände nicht zu 100 Prozent korrekt platziert werden.
Auch sonst dauert es ein wenig, bis die Herausforderungen kommen. Spätestens aber beim achten Level im ersten von vier Akten kommt man mit dem eigentlichen Spielprinzip in Berührung. In Tin Hearts gibt es nämlich viel zu entdecken, zu überlegen und stellenweise auch auszuprobieren. Mit neu dazugewonnen Fähigkeiten und vielen verschiedenen Spielzeuggegenständen muss man passende Wege finden, um die sich immer bewegenden Soldaten an ihr Ziel zu bringen.
So können wir entweder die Zeit anhalten und zurückdrehen, oder aber nachschauen, wie sich die Laufwege beim Umplatzieren von Objekten ändern würden. Personen, die gerne knifflige Rätsel lösen, wird es je länger, desto wärmer ums Herz werden. Denn mit der Zeit sind echt fordernde Spielwege zu knacken, und dies jeweils in einer sehr schön gemachten Welt voller Details. Auch wenn die enthaltene Story um den Spielzeugmacher Albert Butterworth und seiner Familie nicht gerade aus den Socken haut, bietet Tin Hearts eine sehr schöne Umgebung.
Optisch hinterlässt das Game einen soliden Eindruck, auch wenn etwas flüssigere und kontrastreichere Bilder wünschenswert gewesen wären. Auf eine deutsche Sprachausgabe muss man ebenfalls verzichten, kann dafür auf gut leserliche Untertitel zurückgreifen. Die Akustik überrascht mit passenden Melodien und einfachen, aber stimmigen Soundeffekten. Wer also Puzzlespass in toller Kulisse mag und sich nicht vor kleineren Gameplay-Mängeln scheut, kann hier getrost zugreifen.
Daniel Wick [daw]
Dani liebt Action- und Thriller-Filme. Aber hauptsächlich zockt er auf der Konsole, und zwar alles, was ihm in die Hände kommt. Obwohl schon seit 2007 für OutNow tätig, beschreibt er sich immer noch als schlechten Gamer.