Nach der siegreichen Schlacht in Breath of the Wild und dem Sieg über Ganon ist einige Zeit vergangen. Das Königreich ist wieder zum normalen Leben zurückgekehrt und hat mit dem Wiederaufbau begonnen. Doch unter dem Schloss von Hyrule scheint eine mysteriöse Kraft zu herrschen.
Prinzessin Zelda und Link machen sich in der Höhle unter dem Schloss auf, um diesem Spuk nachzugehen. Dabei werden sie Zeugen einer bösartigen Gestalt, die zum sofortigen Angriff ansetzt. Zelda und Link werden abermals getrennt, und zu allem Übel wird das Master-Schwert zerschmettert. Als wäre dies nicht schon genug, schwebt das Schloss Hyrule in den Himmel.
Getreu dem Namen dieses Titels bekommt man in diesem Königreich tatsächlich Tränen in den Augen: Entweder als Hardcore-Zelda-Fan vor Freude oder sonst aber vor Frust. Denn Tears of the Kingdom bringt mit seiner riesigen offenen Welt die Reihe zwar auf ein neues Level, sorgt aber gleichzeitig mit seiner zu Beginn wenig verständlichen Spielmechanik für Kopfschütteln. Wer sich auf das Game einlässt und bereits schon viele Abenteuer mit Link verbracht hat, wird hier seine wahre Freude haben. Für Neulinge und Gelegenheitszocker ist das neuste Zelda-Abenteuer aber ein schwieriges Pflaster.
So gross und lang dieses Game auch ist, so kurz ist der Einstieg ins Geschehen. Wir bekommen keinen Rückblick oder Ähnliches vom Vorgänger, sondern werden relativ schnell ins kalte Wasser geschubst. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn Link läuft die ersten zwei Stunden quasi nackt im Zeug umher. Dies, weil wir in einem sehr umfangreichen, aber teilweise unklaren Tutorial das (nackte) Überleben erlernen müssen.
Tears of the Kingdom startet sehr harzig. Ohne grosse Informationen befinden wir uns auf schwebenden Inseln und müssen viele Fähigkeiten anlernen, bevor es dann ans eigentliche Abenteuer geht. Dabei werden wir kaum geleitet, sondern müssen den Weg durch die sehr unterschiedlichen Gebiete selber rausfinden. Dadurch geht viel Zeit verloren, bis es ans eigentliche Abenteuer und den Story-Fortschritt geht. Gerade für Personen, die neu in das Zelda-Universum eintauchen wollen, ist dies schlicht zu schwierig. Man hat das Gefühl, dass die Macher mit der Vorfreude der Fans spielen wollten. Leider geht dies nicht auf.
Hat man aber erstmal die drei Schreine im Tutorial gefunden, gelangt man zum eigentlichen Spiel. Und dieses bietet dann jede Menge. Egal, ob mit dem Segel durch die Lüfte gleiten, mit Rezepten Lebenspunkte kochen oder mit modifizierten Waffen die Gegner ausschalten: Ab hier macht Tears of the Kingdom dann tatsächlich Spass. Auch weiss man dann jeweils, wo die nächsten Neben- oder Hauptmissionen zu finden sind und irrt nicht minutenlang umher. Umso unverständlicher also, dass die Einführung nicht schlichter und kürzer gehalten ist.
Technisch ist dieses Game grundsolide. Am besten spielt sich dieses Open-World-Game mit einem Pro Controller am grossen Fernseher. Da bei den Kämpfen auch mal schnelle Tastenkombinationen notwendig sind, hat man mit dem griffigen Eingabegerät und seinen gut bedienbaren Knöpfen das einfachere Mittel. Ausserdem behält man auf dem grossen Bildschirm an der Wand stets die Übersicht. Zockt man das Spiel hingegen unterwegs, gehen wegen der niedrigeren Auflösung doch einige Details verloren. Auch die etwas klein geratene Schrift in den Menüs sorgt ab und zu für kneifende Augen.
Während der Sound mit seiner Musik und den Effekten einmal mehr Zelda-typisch gross auftrumpft, bringt die Optik die Switch-Konsole an ihre Grenzen. Zwar selten, aber doch spürbar, gibt es kleinere Ruckler wegen unkonstanter Bildwiederholrate. Ausserdem scheint Tears of the Kingdom auf den ersten Blick zwar farbenfroh, doch wirken die Bilder mit der Zeit zu kontrastreich.
Die an Cel-Shading erinnernde Machart sorgt gerade beim Zocken auf dem modernen Fernseher für ein unnatürliches Bild. Da haben die Macher bei Bowser's Fury bessere Arbeit geleistet. Nintendo wäre also gut beraten, endlich ein neues Modell seiner Konsole auf den Markt zu bringen. Nur so und mit einem besseren Tutorial könnte das Potenzial des neusten Zelda-Abenteuers viel besser ausgeschöpft werden.
Daniel Wick [daw]
Dani liebt Action- und Thriller-Filme. Aber hauptsächlich zockt er auf der Konsole, und zwar alles, was ihm in die Hände kommt. Obwohl schon seit 2007 für OutNow tätig, beschreibt er sich immer noch als schlechten Gamer.