Immortals of Aveum (2023)

Immortals of Aveum (2023)

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PS5-Review: Abrakaboom!

Aveum hat auch schon bessere Zeiten gesehen.
Aveum hat auch schon bessere Zeiten gesehen. © Electronic Arts

Es ist Krieg und alle machen mit. Seit Ewigkeiten. So lange sogar, dass die beteiligten Königreiche der Fantasy-Welt Aveum gar nicht mehr wissen, wann das Gemorde eigentlich angefangen hat. Immerhin wissen sie noch, warum sie kämpfen: Magie. Die mächtige Ressource durchfliesst den Planeten, und wer sie kontrolliert, kontrolliert Aveum.

Davon kriegt unser Held Jak zu Beginn nur wenig mit. Zusammen mit Freunden fristet er als Strassenjunge ein Dasein in den Slums - bis die Stadt angegriffen wird und Jak erkennt, dass er über magische Kräfte verfügt. Unter der Fuchtel von General Kirkan wächst Jak zu einem mächtigen Kriegsmagier heran - und wird zum entscheidenden Puzzlestück dieses Krieges, der die Welt in den Abgrund zu stossen droht.

Immortals of Aveum ist ein temporeicher Ego-Shooter in einem erfrischenden Fantasy-Gewand, der mit einer tollen und knallbunten Grafik auch optisch überzeugt. Die filmisch erzählte Story und die Charaktere gewinnen zwar beide keinen Innovationspreis, sorgen aber für kurzweilige Unterhaltung. Abzüge gibt es für die überladene Steuerung, einige Lücken im Storytelling und die gegen Ende ermüdend zahlreichen Gegnerhorden.

Blitzlichtgewitter wie früher in der Dorfdisco.
Blitzlichtgewitter wie früher in der Dorfdisco. © Electronic Arts

In erster Linie ist Immortals of Aveum ein Ego-Shooter. Statt jedoch mit Maschinengewehr und Raketenwerfer durch die Gegend zu stolpern, erwehren wir uns mit Zaubersprüchen der zahlreichen Gegner. Als Triarch kann Jak alle drei Farben der Magie nutzen, die durch Aveum fliesst. Grüne Magie entspricht dabei am ehesten einem Sturmgewehr: Sie feuert schnelle Projektile ab, dient aber auch als Unterstützungsmagie. Rote Magie donnert wie eine Schrotflinte mächtige Zauberwellen raus, die auf kurze Distanz für ordentlich Chaos sorgen. Blaue Magie hingegen dient für präzise Distanzschüsse - also ähnlich einem Gewehr. Dazu können wir Rüstungen und Amulette anlegen und mit Totems Waffeneigenschaften wie Ladungen - sprich: Magazingrösse - oder Schadenshöhe verändern.

Die Kämpfe laufen schnell und actionreich ab und erinnern bisweilen an die Scharmützel eines Doom. Man hüpft und rennt durch einzelne Gebiete, passt die Waffenfarbe auf die Schnelle den Schwächen der jeweiligen Gegner an, schützt sich mit Schilden oder haut den Fieslingen mit magischen Gadgets wie Zeitlupen-Bomben einen Knüppel zwischen die Beine. Im Eifer - und der Hektik - der zahlreichen Gefechte geht die Übersicht leider schnell flöten. Dass die Steuerung ziemlich überladen ist, vereinfacht die Sache nicht gerade. Schade finden wir auch, dass die ohnehin knackigen Kämpfe gegen Ende enorm in die Länge gezogen und durch ganze Wellen von Gegnernarmeen irgendwann ermüdend werden.

Für Stirnrunzeln sorgt ausserdem die Steuerung. Zum einen ist sie ziemlich vollgepackt mit Spezialattacken und Gadgets. Schwerer wiegt jedoch, dass es notwendig ist, in den Kämpfen zwischen unseren drei Magie-Waffen hin und her zu wechseln - wobei wir diese aber nur in einer fix festgelegten Reihenfolge durchschalten können. Das sorgt gerade bei späteren Kämpfen für genervtes Knöpfe-Hämmern, um der Gegnerflut Herr zu werden.

«Wingardium Leviosa» für Fortgeschrittene.
«Wingardium Leviosa» für Fortgeschrittene. © Electronic Arts

Der grosse Pluspunkt von Immortals of Aveum ist die Spielwelt. Der Mix aus Fantasywelt, in der Drachen und Magie eine tragende Rolle spielen, und Science-Fiction-Elementen sorgt für ein spannendes Setting und abwechslungsreiche Levels. Hier reihen sich idyllische Mittelalter-Dörfer an futuristische Städte und knallbunte Wildnis mit Schluchten, Wäldern und Wasserfällen. In den jeweiligen Levels gibt es mit Herausforderungen und Schatztruhen ausserdem noch einiges zu entdecken. Vieles davon erfordert jedoch Fähigkeiten, die erst im späteren Spielverlauf freigeschaltet werden. Gelegentliches Aufsuchen früherer Abschnitte lohnt sich also.

Die Welt fühlt sich in vielen Bereichen dank zahlreicher Umgebungsdetails angenehm lebendig an. Ganz darüber hinwegtäuschen, dass wir inhaltlich nur Standard-Kost geboten bekommen, vermag sie allerdings nicht. Obwohl sich die Sprecherinnen und Sprecher Mühe geben, ihren Figuren Leben einzuhauchen, wirken die Charaktere und auch die Story arg generisch. Die bärbeissige Ausbildnerin, der sprücheklopfende Kollege und ein grossmauliger Held, der bald auf die Fresse fliegt und den Ernst des Lebens zu spüren bekommt - nichts davon ist wirklich neu. Die Story gibt sich Mühe, neue Anreize zu setzen, ist letztlich aber etwas überraschungsarm geworden. Einige Offenbarungen sind dadurch sehr voraussehbar.

Dafür gefällt Immortals of Aveum mit seiner bunten und sauberen Grafik, flüssiger Bildrate und einem Soundtrack, der klassische Orchesterklänge mit elektronischen Beats vermischt.

Chris Bucher [chb]

Chris ist ein Luzerner Filmemacher, Journalist und leidenschaftlicher Gamer. Er mag alles, was mit Horror zu tun hat. Seine Devise lautet: Je morbider, desto besser. Für OutNow schreibt er seit 2019 regelmässig Reviews. Er hat eine Schwäche für alte Dinosaurierfilme.

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