Hogwarts Legacy (2023)

Hogwarts Legacy (2023)

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PS5-Review: Harry, hol schon mal den Zauberstab

Kann einer bitte John Williams' Musik lauter drehen?
Kann einer bitte John Williams' Musik lauter drehen? © Warner Bros. Games

Du wartest noch immer auf deinen Willkommensbrief aus Hogwarts? Dann gibt's in der Zwischenzeit mit Hogwarts Legacy das perfekte Spiel, um die Wartezeit zu überbrücken. (Aber seien wir ehrlich: Der Brief kommt nicht mehr. Die Post-Eule wurde entweder von einem Muggel-Windrad geschreddert oder von einem Hippogreif aus der Luft gepflückt. Oder du bist schlicht und ergreifend zu alt.)

Rund 200 Jahre bevor Harry Potter, der wohl berühmteste Zauberlehrling der Welt, den sprechenden Hut aufgesetzt bekommt, setzt die brandneue Geschichte von Hogwarts Legacy ein. Die magische Welt steht an der Schwelle zum Chaos. Eine blutrünstige Goblin-Armee und dunkle Zauberer drohen, die mittelalterliche Zauberwelt ins Unglück zu stürzen. Und gerade als wir mit unserem Hauptcharakter das fünfte Schuljahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei starten wollen, eskaliert die Lage komplett.

Schnell erkennen wir aber, dass uralte Magie in unseren Adern fliesst. Magie, die selbst in der historischen Welt von Hogwarts als Mythos gilt. Mit Lehrpersonen und befreundeten Mitstudenten an unserer Seite, wagen wir uns nun auf die Suche nach diesem uralten Geheimnis - und dem Schlüssel, um den brutalen Aufstand der Goblins aufzuhalten.

Hogwarts Legacy ist der wahrgewordene Traum von jedem Harry-Potter-Fan. Aber auch ohne Fanbrille liefert das Entwicklerteam hier ein tolles und atmosphärisch dichtes Open-World-Abenteuer ab, das vor allem durch seine Präsentation, die Musik und der schön gestalteten Welt zu begeistern weiss. Zwar gibt es technisch kleinere Mängel wie Pop-ups oder nachladende Texturen. Im Grossen und Ganzen ist der Ausflug nach Hogwarts aber - der Wortwitz muss erlaubt sein - bezaubernd.

Ein falsches Kraut und der ganze Bumms fliegt uns um die Ohren.
Ein falsches Kraut und der ganze Bumms fliegt uns um die Ohren. © Warner Bros. Games

Mit unserem selbst erstellten Charakter landen wir nach einem imposanten Prolog zügig in der titelgebenden Zaubererschule Hogwarts. Und meine Güte, ist das ein toller Moment! Dem Entwicklerteam ist mit der Gestaltung des alten Schlosses ein Meisterstück gelungen. Optisch orientiert sich Hogwarts an der äusserst erfolgreichen Filmreihe, bietet aber dadurch, dass die Geschichte rund 200 Jahre früher spielt, genügend unbekannte Ecken, die es zu erkunden gilt. Ob Geheimgänge, kleine Rätsel oder einfach nur Umgebungsdetails: Im weitläufigen Schloss gibts immer etwas zu entdecken - und für Fans der Reihe so manche »Aha«-Erlebnisse.

In welches der vier Häuser - quasi Studentenverbindungen - wir eingeteilt werden, können wir übriges selbst bestimmen. Landen wir etwa bei den für ihren Ehrgeiz und oft etwas verschlagene Art bekannten Slytherins, lebt unsere Figur fortan im schlangenverzierten Gemeinschaftsraum unter Wasser. Die »Wohnzimmer« der anderen Häuser bleiben uns hingegen verwehrt. Wer also jede Nische des Schlosses sehen will, sollte das Spiel mit verschiedenen Charakteren ausprobieren - das empfiehlt sich sowieso. Denn auf diese Art kann man auch gleich prüfen, wie sich unterschiedliche Dialog-Optionen auf NPC-Freunde und -Feinde auswirken. Nur soviel sei gesagt: Leider nicht so stark, wie wir uns erhofft haben.

Als Abwechslung zum Monster-Murksen müssen wir neue Zaubersprüche lernen - um Monster noch kreativer zu murksen.
Als Abwechslung zum Monster-Murksen müssen wir neue Zaubersprüche lernen - um Monster noch kreativer zu murksen. © Warner Bros. Games

Hogwarts Legacy entführt uns aber nicht bloss ins verwinkelte Schloss der titelgebenden Zauberschule, sondern auch ins weitläufige Umland. Nebst bekannten Adressen wie dem Verbotenen Wald oder dem pittoresken Dorf Hogsmeade, wo wir nach Lust und Laune Klamotten, Tränke und Besen einkaufen können, bietet das schottische Umland eine Vielzahl von kleinen Weilern, Ruinen und Landschaften. Alles detailreich und liebevoll gestaltet und vor Atmosphäre nur so funkensprühend. Dank Besen, Reit- und Flugviecher und einem grosszügigen Schnellreisesystem kommt man in der Welt auch angenehm flott von A nach B. Ein kleiner Dämpfer hingegen gibt es: viele Innenräume von Dungeons oder Häusern sehen sich sehr ähnlich.

Wie für ein Open-World-Spiel üblich, gibt es abseits der Hauptstory, die durchaus spannend erzählt und inszeniert ist, eine Menge Beigemüse. Leider bewegt sich Hogwarts Legacy gerade hier in längst ausgetretenen Pfaden. Zwar gibt es eine Handvoll spannende Nebenquests mit eigenen kleinen Stories, dafür aber auch klassischen Einheitsbrei wie Sammelaufgaben, zigfach wiederholende Umgebungsrätsel, Feindlager, versteckte Schatzkisten und Kampfarenen. Nichts davon ist schlecht implementiert oder zieht das Spiel runter. Es ist nur nicht wirklich innovati, bietet aber bei der Erfüllung immerhin nützliche Perks wie zusätzliche Inventarplätze.

Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit geht auch das erstaunlich vielseitige Kampfsystem gegen allerhand Getier und finsteren Magier gut von der Hand. Mit verschiedenen Zauber-Angriffen, die sich auch kombinieren lassen, schleudern wir Gegner in die Luft, entwaffnen sie, setzen sie in Brand oder - und das dürfte sadistische Naturen besonders freuen - pulverisieren wir sie mit einem der unaussprechlichen Flüche. Lord Voldemort wäre stolz.

Bei der Aussicht macht Schule schwänzen gleich doppelt Spass.
Bei der Aussicht macht Schule schwänzen gleich doppelt Spass. © Warner Bros. Games

Mit dem Erledigen von Aufgaben und dem Besiegen von Gegnern verdient unsere Heldenfigur ausserdem Erfahrungspunkte. Diese können in verschiedene Talente investiert werden, die unsere Zaubereifähigkeiten noch mächtiger machen. Auch eine Unmenge von Ausrüstung und Kleidungsstücken ermöglichen uns viel Spielraum bei der spielerischen und optischen Gestaltung unseres Zauberei-Azubis.

Noch ein paar Worte zur Technik: Während uns wunderschöne Orchestermusik - die hin und wieder Melodien aus den Filmen aufgreift - die Gehörgänge verwöhnt, kriegen wir optisch kein herausragendes, aber dennoch sehr stimmiges und schönes Spiel geboten. Einzig grobe Pop-ups und das gelegentliche Nachladen von Texturen trüben den visuellen Gesamteindruck ein wenig.

Chris Bucher [chb]

Chris ist ein Luzerner Filmemacher, Journalist und leidenschaftlicher Gamer. Er mag alles, was mit Horror zu tun hat. Seine Devise lautet: Je morbider, desto besser. Für OutNow schreibt er seit 2019 regelmässig Reviews. Er hat eine Schwäche für alte Dinosaurierfilme.

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Kommentare Total: 2

goe

Riesig! «Nur fliegen ist schöner»? In diesem Falle ist virtuelles fliegen eindeutig das Mass aller Dinge. Kleiner Minuspunkt: Der Besen ist schneller als der Hippogreif/Thestral. Optisch sind die Tiere viel anmutiger als das Stück Holz zwischen den Beinen, dennoch will man lieber den Besen nutzen.

Das Spiel läuft flüssig und ohne grössere Bugs.
Mehr spezifische Nebencharaktere und Nebenquests pro «Haus» wären toll gewesen.
Das ist Jammern auf der allerhöchsten Ebene.

chb

PS5-Review: Harry, hol schon mal den Zauberstab

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