Final Fantasy XVI (2023)

Final Fantasy XVI (2023)

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PS5-Review: «Ist das noch Final Fantasy?»

Hat nicht einmal einen Esper… pse!
Hat nicht einmal einen Esper… pse! © Square Enix

Clive Rosfield ist der erstgeborene Sohn des Fürsten von Rosalia. Eigentlich hätte ihn die Gnade des Phönix aussuchen sollen, doch stattdessen traf es seinen kränklichen Bruder, Joshua. Dieser wird sich, sobald seine Kräfte erwachen, in einen mächtigen Phönix verwandeln und sein Land beschützen. Bis dahin ist Clive Joshuas erstes Schild und wichtigster Beschützer.

Als Erstgeborener ohne Segen des Phönix wird er von seiner Mutter verschmäht. Dessen ungeachtet, liebt Clive seinen Bruder über alles, und sowohl in der Armee als auch von seinem Vater wird er für seine Kampffertigkeiten bewundert. Alles scheint in geordneten Bahnen zu laufen, bis sich in einer schicksalshaften und blutigen Nacht alles für immer verändert.

Spielerisch toll, inszenatorisch spektakulär - aber doch irgendwie belanglos. Final Fantasy XVI sitzt irgendwo zwischen Stuhl und Bank. Das Gameplay schlägt eine neue, interessante Richtung ein, kann sich jedoch von Atlasten nicht lösen. Aber auch story-technisch werden viele mutige Sujets eröffnet, nur um sie am Ende in die Irrelevanz zu führen. So fehlt es dem Spiel an Konsequenz. Dass man dennoch sehr viel Spass an XVI hat, steht ausser Frage.

Clive Snow
Clive Snow © Square Enix

Der Beginn von Final Fantasy XVI ist vielversprechend. Vor dem Hintergrund eines High-Fantasy-Szenarios lernen wir den Protagonisten Clive Rosfiled kennen. Clive kann man sich in etwa als Jon Snow von Game of Thrones vorstellen, nur mit besserer Frisur. Allgemein werden viele Parallelen zur TV Show schnell offensichtlich. Da gibt es etwa politische Intrigen, Verrat sowie auch die Behandlung schwieriger Themen. Das fesselt! Ärgerlich, fehlt es der Story letztlich an Konsequenz, denn alle in den Anfangsstunden eröffneten Erzählfäden sind zum Ende hin irrelevant.

Fürs Kampfsystem hat man sich Verstärkung aus der Devil-May-Cry-Reihe geholt. Rundenkämpfe gehören der Vergangenheit an, nun sind Echtzeitkämpfe im Stil eines Bayonetta, oder eben Devil May Cry angesagt. Anfangs noch wenig beeindruckend, entwickelt sich die Kampfmechanik mit zunehmender Spielzeit weiter, sodass immer mehr Kombos aneinandergereiht werden können. Seltsam unbalanciert bleibt es dennoch: Die herkömmlichen Schläge mit dem Schwert erzielen fast keinen Schaden. Überspitzt gesagt bestehen die Kämpfe somit aus Abwarten der Cooldowns, um die spektakuläreren Spezialfähigkeiten auszuführen. Liest sich schlimmer an als es ist: Die Kämpfe machen jederzeit einen Heidenspass, und sobald die übergrossen Viecher - genannt Esper - in Aktion treten, verliert man die Kontrolle über die eigene Kinnlade.

Das Effektgewitter ist schöner als der 1. August am Zürisee.
Das Effektgewitter ist schöner als der 1. August am Zürisee. © Square Enix

Final Fantasy XVI beweist viel Mut, zieht aber letzten Endes doch den Schwanz ein. Möglicherweise aus Angst vor Backlash aus den Reihen der Fans wurden manche Altlasten der Rollenspielvergangenheit beibehalten. Von den etwa 70 Nebenquests sind beispielsweise nur um die 20 wirklich interessant. Es empfiehlt sich, einen Guide zu Rate zu ziehen und sich die guten rauszupicken. Ausserdem ist das Lootsystem eine Katastrophe. Gute Ausrüstung gibt es beim Weiterspielen der Story (nicht, dass ein neues Schwert in irgendeiner Art für den Unterschied im Kampf sorgen würde - das macht eh kaum Schaden). Was es unterwegs in der Spielwelt zu finden gibt, ist belangloser Schrott. Zu allem Überfluss gibt es ein Levelsystem, das man nicht selbst beeinflussen kann und auch null spielerischen Mehrwert bringt.

Wenn es Final Fantasy XVI an etwas fehlt, dann ist das eine grosse, kräftige Schere. Oder halt einfach mehr Mut. Richtiger Mut. Kein «Ha-ha-war-nicht-so-gemeint» nach der Hälfte des Spiels. Die neue Ausrichtung gefällt, aber es fehlt überall an Konsequenz. Umso erstaunlicher ist es, dass das Spiel trotzdem unheimlich viel Spass macht. Das Kampfsystem, die herrlich übertriebenen Showdowns und die tollen Zwischensequenzen machen vieles wieder gut. Der Mahnfinger muss jedoch bleiben.

Alejandro Garcia [ale]

Alejandro schreibt und redigiert im Games-Bereich seit 2009 für OutNow. Sein Einflussbereich ist die Konsole, wo er Militär-Shooter und Racer mit Erfolg vermeidet. Dafür verschlingt er alles, was FromSoftware ihm vorsetzt.

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Trailer: Ascension Englisch, 1:39 © Square Enix