Somerville (2022)

Somerville (2022)

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PS5-Review: Hilfe, die Aliens sind da

Netter Ausblick.
Netter Ausblick. © Jumpship

Als wir zusammen mit unserer Frau, dem Kleinkind und unserem Hund einen netten Abend vor dem TV verbringen wollen, leuchtet und ächzt es draussen plötzlich. Aus dem Nachthimmel hat sich ein merkwürdiges ausserirdisches Konstrukt gesenkt und scheint nun das Gebiet um Somerville zu zerstören. Während Frau und Kind im Keller Schutz suchen wollen, bleiben wir als Protagonist wie versteinert draussen stehen. Was passiert hier? Doch als auch wir in den Keller flüchten, stürzt plötzlich die Decke ein. Eine fremde Person in einem hochtechnisierten Schutzanzug streckt den Arm aus und berührt uns. Wo sind Frau und Kind geblieben? Wir müssen uns auf die Suche nach ihnen machen.

Wer auf der Suche nach einem einzigartigen und kurzweiligen Zeitvertrieb ist, sollte unbedingt in die Welt von Somerville eintauchen. Das Sci-Fi-Abenteuer bietet die perfekte Balance aus mysteriöser Story mit viel Spielraum für Eigeninterpretation, nicht allzu anstrengenden Rätseln und sehr einladendem Grafikstil.

Jumpship Studios präsentieren mit ihrem Erstling Somerville einen Sidescroller, der nicht zufällig an die beiden Indie-Hits Limbo und Inside von Playdead erinnert. Mitgründer und Executive Producer Dino Patti, der früher bei Playdead fungierte, weiss genau, wie er eine Game-Perle produzieren muss. Das Spiel reiht sich daher nahtlos ins Genre der von Playdead zelebrierten Abenteuer und muss sich vor diesen nicht verstecken.

Das Wandern ist des Müllers Lust.
Das Wandern ist des Müllers Lust. © Jumpship

Ohne grosses Vorspiel und minutenlanges Intro schlüpfen wir sofort in die Rolle des namenlosen Vaters, der nach einem mysteriösen Alien-Angriff auf sich alleine gestellt ist und durch die dystopische Gegenwart wandert, um seine Familie wiederzufinden. Gespräche, Beschriebe und Tutorials sind nicht nötig - die Steuerung beschränkt sich auf das Gehen und das Greifen von Objekten, im späteren Verlauf dann auch aufs Tauchen. Die Magie liegt hingegen in den zwei Spezial-Aktionen, die unser Protagonist ausführen kann. Damit werden ausserirdische Materialien, die sich uns in der Welt von Somerville in den Weg stellen, in Kombination mit einer vorhandenen Lichtquelle entweder verflüssigt oder verhärtet.

Wie bei anderen Sidescrollern geht es meistens in die gleiche Richtung (hier lustigerweise nach links), um vorwärts zu kommen. Wir können in Somerville aber auch 3D-mässig nach hinten und vorne gehen, was uns hilft, Dinge zu umgehen oder Schutz vor Gefahren zu suchen. Teilweise ändert sich die Perspektive, was in gewissen speziellen Sequenzen für noch mehr Spannung sorgt. Hat man mal sein Ziel verfehlt, stürzt in die Tiefe oder wird tödlich getroffen, ist der letzte Checkpoint nicht weit entfernt, um sich dem Rätsel gleich wieder zu widmen.

Ist das jetzt diese Klimaerwärmung?
Ist das jetzt diese Klimaerwärmung? © Jumpship

Die schlichte Grafik und das dezente Sounddesign machen Somerville zu einem immersiven Spielspass. Wir wandern durch ein verlassenes Musikfestival, werden von ausserirdischen Maschinen durch düstere Wälder gejagt, tauchen ab in dunkle Wasserhöhlen und bahnen unseren Weg durch labyrinthartige Minen, nur mit einer Leuchtpetarde in der Hand. Inmitten dieser Gebiete knacken wir Rätsel, um weiterzukommen. Diese sind vielfach schnell erlickt, so dass wir ziemlich zügig durch Somerville wandern können, um endlich herauszufinden, was mit unserer Frau und unserem Kind passiert ist.

Bis zum letzten Drittel geizt Somerville mit Erklärungen, was genau passiert ist und was es mit der ominösen Alien-Invasion auf sich hat. Aber das ist völlig okay und treibt uns immer weiter. In den letzten Kapiteln überschlagen sich die Ereignisse, und wir sind gefordert, gewisse Entscheidungen und moralische Aspekte der Story zum Grossen und Ganzen zusammenzufügen. Das ist nicht enttäuschend, sondern macht die Magie des Spiels aus. Selbst nach den vier bis fünf Stunden Spielspass möchten wir am liebsten gleich wieder zurückkehren, um das Abenteuer mit anderen Entscheidungen erneut zu erleben.

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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Trailer: Release Englisch, 01:35