Path of Titans (2022)

Path of Titans (2022)

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PS5-Review: Das Leben findet einen Weg

Schni-Schna-Schnappi
Schni-Schna-Schnappi © Alderon Games

Ein dicht bewachsener Wald, in der Ferne gurgelt ein Bach, die Sonne scheint durchs Blätterdach. Die trügerische Idylle wird jäh von einem bestialischen Gebrüll gestört. Ein ausgewachsener Tyrannosaurus stapft durchs Gehölz, hungrig, zum Kampf bereit. Am Bach trifft er auf ein Rudel Raptoren, das sich am kalten Wasser labt. Die Fleischfresser starren sich an, wägen die Optionen ab. Es kommt zum Kampf.

Szenen wie diese präsentieren sich in Path of Titans oft. Mit dem Unterschied, dass wir als Spieler nicht einen Menschen verkörpern, der in einer prähistorischen Welt um sein Überleben kämpfen muss. Wir steuern die Dinosaurier selbst.

Man kann durchaus seinen Spass mit Path of Titans haben. Besonders im Mehrspielermodus entwickelt das Spiel einen gewissen Reiz. Als schön designter Dino durch die Lande zu streifen, ist ein hübscher Zeitvertreib. Leider gibt es zum aktuellen Zeitpunkt viel zu wenig zu tun in der eher trostlosen Welt von Path of Titans. Vor allem für Solisten. Die Entwickler arbeiten nach wie vor aktiv am Inhalt des Spieles. Das ist dringend nötig, denn wenn nicht bald sinnvolle Quests nachgereicht werden, wird dieses Game wohl den Weg seiner Protagonisten gehen - und aussterben.

Prähistorisches Treffen der anonymen Pflanzenfresser.
Prähistorisches Treffen der anonymen Pflanzenfresser. © Alderon Games

Path of Titans ist ein MMO im Urzeitsetting, das auch einen rudimentären Solo-Modus bietet. Zu Beginn wählen wir einen aus aktuell 26 verschiedenen Dinos aus. Von «Klassikern» wie dem T-Rex oder Triceratops bis zu Exoten wie Amargasaurus oder Metriacanthosaurus ist die Auswahl beachtlich. Schön auch, dass jeder Saurier andere Attribute hat und sich dementsprechend anders spielen lässt. Mit einem Raptor hetzt man zügiger über die weitläufige Map als mit einem Iguanodon, der eher gemütlich durch die Prärie stapft. Ein T-Rex ist zwar eine Kampfsau sondergleichen, dafür aber sehr anfällig auf Stürze.

Für den Mehrspieler-Part erstellen wir einen weiblichen Tyrannosaurus und taufen sie auf den Namen Roberta. Aus verschiedenen Farbmustern wählen wir ihren Look aus und landen wenige Minuten später als frisch geschlüpfter Dino in einer Höhle. Mit uns wuselt noch ein Baby-Spinosaurus durchs Nest. Bald lernen wir die unkomplizierte Steuerung kennen, werden darüber aufgeklärt, dass unsere Zöglinge regelmässig essen und trinken müssen und verlassen dann die Sicherheit des Nests. Jetzt tauchen wir ein in die grosse, weite Welt, genannt Panjura.

Man kann sich jetzt fragen, wie spannend kann ein Simulations-Spiel sein, in dem man einen Dinosaurier in seiner natürlichen Umgebung spielt? Mehr als fressen, rumlaufen, schlafen und kämpfen liegt für eine Riesenechse nicht drin. Oder? Leider richtig. Zwar können wir Erfahrungspunkte sammeln, damit unsere Roberta vom Baby zu einer waschechten, 14 Meter langen Killermaschine heranwächst. Die Quests, die uns diese Erfahrungspunkte bringen, sind aber an Eintönigkeit - und regelrechter Sinnlosigkeit - nicht zu überbieten. Oder warum zum Pteranodon macht es Sinn, dass ein T-Rex 20 Tannzapfen sammeln soll? Oder zu einem bestimmten Punkt auf der sehr weitläufigen Map - mehr als diese eine gibt es bisher nicht - laufen, wo es dann rein gar nichts zu sehen oder tun gibt? Dieses fast schon beschämend öde Questdesign ist denn auch Schuld, dass man selten länger als eine Stunde am Stück spielt.

Es ist angerichtet!
Es ist angerichtet! © Alderon Games

Aufblühen tut Path of Titans, wenn man sich mit anderen Spielern zu einer Gruppe zusammenschliesst. Der Grossteil der Community ist sehr umgänglich - von einigen nervigen Campern, die Spawn-Punkte belagern, einmal abgesehen. Als Rex-Rudel durch die Lande zu streifen hat einen gewissen Reiz, auch wenn ein klares Ziel fehlt.

Path of Titans bietet neben dem Mehrspieler-Part auch eine Einzelspieler-Funktion. Diese eignet sich aber höchstens als Testfläche für die verschiedenen Dinoarten. Denn als Solo-Spieler kriegt man dieselben langweiligen Quests wie im Mehrspieler-Modus - Beeren sammeln, kleine Viecher aus ihrem Bau locken und zu verschiedenen Punkten auf der Map wandern. Ein weiteres grosses Manko: In beiden Modi fehlen KI-Dinosaurier. Beim Einzelspielermodus fällt das aber besonders gravierend ins Gewicht. Denn unsere eigens für den Solo-Modus erstellte Stegosaurus-Dame war der einzige Dinosaurier in ganz Panjura. Ob Himmel, Seen oder Wälder - die Welt von Path of Titans ist leblos und sehr verlassen.

An der Technik hingegen gibt es nur wenig zu meckern respektive brüllen. Die Dinos sind allesamt schön designt, glaubwürdig animiert und bewegen sich mehrheitlich natürlich durch die Spielwelt. Das Sounddesign ist auch gelungen, Musikuntermalung gibt es hingegen kaum. Die Map fühlt sich trotz Details wie Efeuranken und beweglichen Büschen ziemlich steril und leer an. Auch ploppen Texturen, Sträucher und Bäume unschön spät ins Bild. Dafür hatten wir während unserer Sessions nie mit Netzunterbrüchen zu kämpfen.

Chris Bucher [chb]

Chris ist ein Luzerner Filmemacher, Journalist und leidenschaftlicher Gamer. Er mag alles, was mit Horror zu tun hat. Seine Devise lautet: Je morbider, desto besser. Für OutNow schreibt er seit 2019 regelmässig Reviews. Er hat eine Schwäche für alte Dinosaurierfilme.

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