Song in the Smoke (2021)

Song in the Smoke (2021)

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PS5-Review: Poetisch anmutender Survivaltrip in VR

Der Braten fürs Znacht muss nur noch erlegt werden.
Der Braten fürs Znacht muss nur noch erlegt werden. © 17-Bit

Wem es nicht mehr reicht, auf der Couch sitzend «7 vs Wild» zu gucken, die oder der kann sich dank VR in Song in the Smoke gleich selbst in den Überlebenskampf stürzen. Doch Vorsicht, hinter der märchenhaft anmutenden Fassade mit ihrem träumerisch-poetischen Grafikstil verbirgt sich ein waschechtes Survivalspiel, das einem das Überleben gnadenlos schwer macht. Denn die Köpfe hinter dem Entwicklerstudio 17 Bite lassen dabei ihre Spielerinnen und Spieler in die Rolle eines namenlosen Jägers schlüpfen, der irgendwo in einer mysteriösen prähistorischen Welt aufwacht und fortan um sein Überleben kämpfen muss.

Wahlweise als Jäger oder Jägerin kriegt man es im Spielverlauf natürlich mit allerhand gefährlichen Kreaturen zu tun. Insgesamt gibt es acht Welten, in denen erst einige Ziele erfüllt werden müssen, bevor das Spiel zuletzt jeweils zur Jagd auf eine besonders gefährliche Bestie bläst. Das heisst allerdings nicht, dass einem auf dem Weg dahin nicht schon so manche andere, mal mehr mal weniger gefährliche Kreatur begegnet. Die Welten in Song in the Smoke werden von einer reichen Flora und Fauna zum Leben erweckt. Und dank VR ist man mittendrin.

Die traumartige Welt von Song in the Smoke zieht dank des poetischen Grafikstils in Kombination mit der stimmigen akustischen Untermalung sofort in den Bann. Mit den acht Welten gibt es zudem einiges zu tun, so dass man weit über zehn Stunden beschäftigt ist, will man auch die letzte mächtige Kreatur erlegen. Dank gelungener VR-Umsetzung entsteht so ein immersives Spielgefühl, dessen Langzeitmotivation allerdings davon abhängt, wie sehr man sich für den genreüblichen Gameplay-Loop aus Erkunden, Sammeln, Craften, Kämpfen und Inventarmanagement erwärmen kann.

Endlich ein Spiel, in dem man mit offenen Armen empfangen wird.
Endlich ein Spiel, in dem man mit offenen Armen empfangen wird. © 17-Bit

Aufgewacht in der prähistorischen Welt von Song in the Smoke, folgt man in den ersten Spielminuten einem mysteriösen dreiköpfigen Raben, der einen mit den Grundmechaniken des Spiels vertraut macht. So lernt man schnell die wichtigsten Ressourcen kennen, erfährt, wie man Waffen, Fackeln und Tränke herstellt und wie man an Feuerstellen sicher rasten kann.

Ist dieses Tutorial erst mal abgeschlossen, ist man allerdings auf sich selbst gestellt. Spielerinnen und Spieler haben zwar stets eine Steinplatte bei sich, auf der eine Karte mit Markierungen aufgemalt ist, und Lichtkegel weisen auf wichtige Orte hin. Doch daraus schlau werden muss man schon selbst. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Es fördert einerseits den Erkundungs- und Forscherdrang, kann aber andererseits auch schnell ermüden, wenn man erst einmal nicht mehr weiter kommt.

Auch auf eine stringente Rahmenhandlung wurde weitestgehend verzichtet. Es gibt zwar ab und an traumartige Sequenzen, die auf eine Art spirituelles Ritual hindeuten und nach und nach dem Geschehen einen gewissen Sinn verleihen. Doch eine motivierende, geschweige denn packende Handlung entsteht daraus nicht.

Besonders gelungen ist die eigentliche Spielwelt und ihre audiovisuelle Umsetzung. Der Kontrast aus träumerisch-poetischem Grafikstil und rauem Survivalalltag weiss gerade anfangs zu faszinieren. Die rätselhafte Welt mit ihren Geheimnissen lädt zum Erkunden ein, und gerade auch die anfangs steile Lernkurve motiviert enorm.

Adieu, König der Löwen!
Adieu, König der Löwen! © 17-Bit

Oberflächlich betrachtet bietet das Gameplay die für das Genre üblichen Mechaniken. Aufgewertet werden sie hier allerdings durch den Sprung in die virtuelle Realität. Für das Ausführen von Aktionen reicht es nicht aus, ein paar Knöpfe zu drücken. Waffen und Werkzeuge müssen mit den entsprechenden «Schnitz-Bewegungen» aus herumliegendem Holz hergestellt werden; und um Pfeile zu verschiessen, muss man den Bogen händisch spannen.

Heilsame Tränke stellt man her, indem man entsprechende Beeren aufnimmt und in einer Steinschale mit einem Stössel zerstampft. Um den gewonnen Saft zu trinken, muss die Schale an den eigenen Mund geführt werden. Diese «Bewegungs-Mechaniken» klappen richtig gut, gehen schnell intuitiv von der Hand und fördern die Immersion enorm.

Und trotz dieser gelungenen Umsetzung kann sich der fortwährende Gameplay-Loop aus Erkunden, Sammeln, Craften und Kämpfen nach einigen Stunden dann doch mal mehr nach der Verrichtung von Arbeit denn als eigentliches «Spielen» anfühlen. Insbesondere das Inventarmanagement nimmt dabei viel Zeit für sich in Anspruch. Dass man dann das Spiel nur an den vereinzelt vorhandenen Feuerstellen speichern kann, erhöht zwar den Survival-Aspekt, sorgt aber auch für viel unnötiges Herumgelaufe und Frust. Auch die Faszination für die Welt nimmt mit fortschreitender Spielzeit spürbar ab. An dessen Stelle tritt eine gewisse Übersättigung und der Wunsch nach etwas mehr optischer Abwechslung.

Die Natur: Schön und dabei unbarmherzig tödlich.
Die Natur: Schön und dabei unbarmherzig tödlich. © 17-Bit

Klassische Survivalspiele sind nicht jedermanns Sache. Das Gameplay wirkt auf die einen herausfordernd und deswegen spannend, während andere den ständigen Überlebenskampf schnell als ein mühsames Verrichten von immer gleichbleibenden Arbeiten empfinden. Mit Song in the Smoke verhält es sich nicht anders. Zwar versprüht das Spiel durch seine VR-Mechaniken und seinen eigenwilligen audiovisuellen Stil einen besonderen Charme, der auch weniger angefressene Survivalists zumindest für die ersten Stunden zu fesseln vermag. Doch dann setzt irgendwann eben doch diese genretypische Routine ein. Wer dieser etwas abgewinnen kann, darf bedenkenlos zugreifen, alle anderen müssen damit rechnen, dass ihnen womöglich die Ausdauer ausgeht, bevor sie die letzte der acht Welten erblickt haben.

Pascal Gut [gut]

Pascals Faszination gehört seit jeher dem Geschichtenerzählen in all seinen mannigfaltigen Formen und Ausprägungen. Schon früh hat er eine Leidenschaft fürs Schreiben entwickelt und tobt sich seither in unterschiedlichsten Projekten als freier Autor aus.

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