Far Cry 3 (2012)

Far Cry 3 (2012)

  1. ,
  2. , ,

PS3-Review: Drogentrip in den Tropen

Der Gärtner war gestern krank.
Der Gärtner war gestern krank. © Developer / Publisher

Das Hotelzimmer ist wider Erwarten ohne Meerblick. Der Strand ist weiter entfernt als angegeben… Es gibt viele Dinge, die einem die Ferien vermasseln können. Doch kaum etwas ist schlimmer, als von Piraten gefangengenommen zu werden, um wie ein Stück Fleisch veräussert zu werden. Genau dies ist Jason und seinen Freunden passiert. Aus dem Abenteuerurlaub wurde ein Todestrip. Mit viel Glück entkommt Jason dem grenzdebilen Vaas, dem Leader der Freibeuter, der sich gerne selbst reden hört. Doch damit beginnt Jasons Albtraum erst recht. Beim Versuch, seine Freunde zu befreien, gerät er immer mehr in einem Sumpf aus Blut, Drogen und Wahnsinn.

Nach dem technisch beeindruckenden, aber spielerisch eintönigen Far Cry 2 schöpft Ubisoft aus dem Vollen, um im dritten Teil die wohl dichteste Open World der Publishergeschichte zu erschaffen. Mehr Story, mehr Nebenaufgaben und mehr Abwechslung versprechen die Franzosen. Heisst mehr in diesem Fall besser?

Far Cry 3 ist trotz seiner Macken ein äusserst unterhaltsamer Open World Shooter. Ubisoft gelingt dies, indem sie es nie zulassen, dass es dem Spieler langweilig wird. Überall gibt es etwas zu tun, und meistens ist es etwas anderes als das, was wir gerade gemacht haben. Die spannende Geschichte wurde grösstenteils sehr gut umgesetzt, auch wenn man auf gewisse Pathetismen getrost hätte verzichten können. Die vielen abwechslungsreichen Aufgaben kratzen an der Stimmigkeit des Gesamtbilds, doch spieltechnisch ist dies eine gute Entscheidung für eine offene Welt. Letztendlich ist es aber der dynamische und vielfältige Shooteraspekt, der aus Far Cry 3 ein sehr gutes, motivierendes Spiel macht.

Story

…und alle sitzen um das Lagerfeuer
…und alle sitzen um das Lagerfeuer © Developer / Publisher

Ein Traumurlaub der zum Albtraum wird, nahm früher in diesem Jahr bereits Dead Island als Basis, um das Zombieballern zu eröffnen. Doch die Story von Far Cry 3 ist wesentlich profunder und besitzt deutlich markantere Charaktere. Nicht alle sind so gelungen wie Vaas oder Hoyt, doch bereits dies ist ein grosser Fortschritt gegenüber dem Vorgänger. Die Verwandlung Jasons von einem hilflosen Sonnyboy zu einem eiskalten Killer kann man leider nur als guten Versuch werten. Die Ansätze sind da. Jason kämpft spürbar mit der Idee, jemanden abzuschlachten, doch schliesslich geht es sehr schnell von «Oh mein Gott, ich habe ihn umgebracht!» zu «Ein gesamtes Camp ausgeräuchert». Hinzu kommt der verfehlte Mystizismus, der Jason als legendären Krieger ausmacht - unnötig!

Gameplay

Wenn es ein Rezept für Open-World-Spiele gibt, dann hat in Ubisoft sehr genau nach diesem gekocht. Alle Zutaten sind da: eine starke Geschichte, obskure Charaktere, viele Nebenmissionen und eine prall gefüllte Spielwelt. Doch wie auch beim Kochen kommt es nicht nur auf die richtigen Zutaten an, sondern darauf, dass man sie richtig einsetzt. Far Cry 3 gelingt diese Aufgabe zu grossen Teilen, doch hin und wieder trifft man auf Ungereimtheiten. Die überall herumstehenden Autos machen spielerisch Sinn, sind aber alles andere als Bestandteile einer authentischen Spielwelt. Genauso riecht das Besteigen der Funkantennen, um Kartenteile zu öffnen, viel zu stark nach Assassin's Creed.

Ferienbuchung stornieren: ab nach Far Cry 3!
Ferienbuchung stornieren: ab nach Far Cry 3! © Developer / Publisher

Demgegenüber stehen aber auch viele Dinge, die die Entwickler richtig gut gemacht haben. In der Spielwelt ist nämlich immer etwas los, auch ohne die ewig gleichen Wachposten des Vorgängers, die auf einen schiessen. Jederzeit können wir die uns freundlich gesinnten Rebellen unterstützen, indem wir Verbrechercamps einnehmen und das Gebiet unter Kontrolle bringen. Was eintönig klingt, wird durch das offene Spielsystem interessant. Anstatt durch den Vordereingang hineinzuplatzen und alles niederstrecken, was sich bewegt, können wir klangheimlich und leise Gegner um Gegner erledigen. Das Stealthsystem funktioniert in Far Cry 3 recht gut und ist vor allem zu Beginn meist die bessere Wahl, da wir kaum Waffen, Munition oder Heilspritzen tragen können.

Dies können wir ändern, indem wir ausserhalb der Haupthandlung einen stärkeren Waffengürtel anfertigen oder unseren Rucksack vergrössern. Hierzu müssen wir in einer moralisch fragwürdigen Designentscheidung Tiere jagen und häuten, um dann via Optionsmenü verschiedene Dinge herzustellen. Auch die lebensspendenden Spritzen können wir durch Sammeln von Pflanzen und Blüten präparieren. Dieser Aspekt ist weitaus wichtiger als das Horten von Geld, da wir damit hauptsächlich Waffen und Munition kaufen können, die jedoch auch so schon leicht erhältlich sind.

Multiplayer

Hier gehörst du hin!
Hier gehörst du hin! © Developer / Publisher

Der interessanteste Mehrspielermodus ist wohl die kooperativ spielbare Kampagne, die eine Nebengeschichte erzählt. Hier können wir mit drei weiteren Mitspielern losziehen. Leider ist der Spielverlauf enger, als es bei einer offenen Welt wünschbar wäre, allerdings ergibt es in diesem Fall auch wirklich Sinn. Die übrigen Modi bieten weitgehend Standardkost an, die sich trotz Map Editor kaum von anderen Multiplayerspielen unterscheidet.

Technik

Bereits Far Cry 2 war ein wunderschöner Anblick, der stimmig Wüste, Dschungel und Steppe vereinen konnte. Far Cry 3 toppt dies, indem es atemberaubende Traumstrände herbeizaubert und eine üppige, spielerisch sinnvolle Vegetation bietet. Zwar ist die Welt nicht ganz so stimmig und abwechslungsreich wie im Vorgänger, sie wirkt aber ungemein lebendiger. Die Nachteile in Form von Bildratenschwankungen und teils groben Pop-ins sind störend, beeinflussen aber selten das Spielgeschehen.

Das war die letzte Packung Doritos…
Das war die letzte Packung Doritos… © Developer / Publisher

Die Vertonung ist insgesamt sehr gut ausgefallen. Insbesondere die Hauptcharaktere Vaas und Hoyt - doch auch Jason - geben hin und wieder ihren Senf dazu. Zudem hat Jason einen guten Sprecher spendiert bekommen. Die Musik hält sich dezent im Hintergrund, um die tollen Soundeffekte nicht zu beeinträchtigen. Wirklich störend ist nur das ständige Brummen in den Menüs. Das muss nicht sein.

Alejandro Garcia [ale]

Alejandro schreibt und redigiert im Games-Bereich seit 2009 für OutNow. Sein Einflussbereich ist die Konsole, wo er Militär-Shooter und Racer mit Erfolg vermeidet. Dafür verschlingt er alles, was FromSoftware ihm vorsetzt.

  1. Artikel
  2. Profil