Red Dead Redemption (2010)

Red Dead Redemption (2010)

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PS3-Review: GTA im Wilden Westen?

Einsam in den Sonnenuntergang...
Einsam in den Sonnenuntergang... © Entwickler / Publisher

Lange befand sich Red Dead Redemption (RDR) in Entwicklung. Lange Zeit schien der Entwickler Rockstar San Diego ohne Führung und ohne klare Zielvorstellungen für das Spiel, dessen Entwicklung nur so vor sich hin dümpelte. Nach dem Erscheinen von Grand Theft Auto IV nahm die Zentrale in New York die Zügel in die Hand, stellte ein Konzept auf die Beine, schrieb gar die gesamte Story des Spiels um und stellte einen stringenten Terminplan auf. Derart streng waren die Auflagen, dass sich die Ehefrauen der Entwickler in einem offenen Brief über die Arbeitsbedingungen in den Hallen von Rockstar San Diego beschwerten. Heute sieht man die Früchte dieser Arbeit.

John Marston ist ein ehemaliger Outlaw, der inzwischen Familie hat und seinen Namen reinwaschen möchte. Wie es so kommt, holt ihn die Vergangenheit ein. Die amerikanische Regierung möchte der konstanten Gesetzlosigkeit im Westen des Landes ein Ende bereiten und setzt zu diesem Zweck Marston auf seine ehemaligen Kumpanen an. Für die nötige Motivation Marstons sorgt die Entführung seiner Frau und seines Kindes durch die Regierung. So sieht sich John gezwungen, wieder zu den Waffen zu greifen...

Wow. [publisher]Rockstar[/publisher] hat es wieder einmal geschafft, ein Meisterwerk zu erschaffen. Hier stimmt einfach alles. Der Umfang, die Abwechslung, die Technik... Zusammen mit dem gewohnten Humor und der filmreifen Präsentation schnürt Rockstar San Diego ein Gesamtpaket, das locker zwei bis drei Vollpreisspiele wert ist. Dass Red Dead Redemption kein Meilenstein wird, hat es GTA IV zu verdanken. Zwar wurde vieles davon verbessert, doch zwei Jahre später liegt dies im Bereich des Erwarteten. Trotzdem: Es gibt keinen einzigen Grund von einem Kauf abzusehen.

Story

Die Geschichte um den Outlaw, der seine Moral wiedergefunden hat, ist nicht besonders originell; sie wird aber exzellent inszeniert und in wahrhaft filmreifen Videosequenzen erzählt. Die herrlich schräge Charakterzeichnung übertrifft dabei manch einen Hollywood-Streifen. Schade, dass manche der skurrilen Charaktere nur kurz im Spiel auftauchen.

Mit Feuer spielt man nicht!
Mit Feuer spielt man nicht! © Entwickler / Publisher

Doch auch RDR hat mit den üblichen Limitierungen einer offenen Welt zu kämpfen. So muss man die Geschichte in eigener Initiative verfolgen und darauf achten, dass man sich nicht in Nebenbeschäftigungen verliert. Die Hauptmissionen, die die Geschichte vorantreiben, sind etwas linearer als bei GTA IV. Im Gegensatz dazu sind die Nebenmissionen aber ziemlich offen. Innerhalb dieser Nebenbeschäftigungen könnt ihr auf weitere Nebencharaktere stossen und deren Missionen ebenfalls annehmen, was der Spieltiefe zugute kommt.

Gameplay

In Sachen Gameplay schöpfen die Macher aus den firmeninternen Errungenschaften. Viele Elemente kennt man bereits aus GTA IV; die meisten davon funktionieren bis jetzt hervorragend. Positiv anzumerken sind die verbesserten Kämpfe. Marston bewegt sich etwas agiler als Niko Bellic und scheint auch die Waffen etwas besser zu handhaben. Das Schiessen beim Reiten, obschon noch recht fummelig, ist deutlich besser gelöst als das Schiessen aus dem Auto in GTA IV.

Was los, hombre!
Was los, hombre! © Entwickler / Publisher

Auf der Map findet ihr eure Missionen. Die Hauptmissionen sind jeweils mit einem Buchstaben markiert und führen die Geschichte weiter. Meistens geht es darum, jemanden zu helfen, damit dieser wiederum Marston hilft. Dass John dabei meistens Kopf und Kragen riskiert, scheint ihn nicht zu kümmern. Die Nebenmissionen sind dann sehr variantenreich. Viele findet ihr zufällig irgendwo auf der Karte. Es ist daher vorteilhaft einfach mal drauf los zu reiten und zu schauen, was sich ergibt. Andere Nebenaktivitäten finden an gewissen Punkten in den Städten statt. So muss man mal einem Ladenbesitzer helfen, einen Dieb zu fangen, oder vermisste Personen suchen, um die sich die Polizei nicht kümmern will. Dazu kommen noch diverse Minispiele wie Five-Finger-Fillet, Poker oder Hufeisenwerfen.

Red Dead Redemption beinhaltet ein durchdachtes Moralsystem. Löst ihr Aufgaben, bekommt ihr Ruhm und Ehre. Je nachdem ob ihr einen friedlichen oder einen bösartigen Weg verfolgt, bekommt ihr mehr oder weniger Ehre. Mit dem Ruhm steigt auch euer Bekanntheitsgrad. Je bekannter und bösartiger eure Taten sind, desto mehr Kopfgeld wird auf euch ausgesetzt, was viele Bürger dazu veranlasst, euch zu jagen. Eure Taten können aber auch ehrenvoll sein. Wenn ihr zum Beispiel einen Verbrecher jagen müsst, könnt ihr ihn mit dem Lasso fangen und fesseln, anstatt ihn einfach mit Blei vollzupumpen. Das Lasso ist generell ein nützliches Werkzeug. So könnt ihr unter anderem auch wilde Pferde damit fangen, um sie zu bereiten und zu zähmen.

Bloss weg hier!
Bloss weg hier! © Entwickler / Publisher

Der grösste Pluspunkt und wahrscheinlich auch eine der grössten Herausforderungen für Rockstar San Diego ist die weite Prärie mit Leben zu füllen. Im Gegensatz zum "toten" Far Cry 2 beinhaltet die Landschaft von Red Dead Redemption über 30 Tierarten. Überall in der Wüste tauchen ausserdem zufällige Nebenmissionen auf.

Multiplayer

Rockstar San Diego spendiert RDR einen vollwertigen Multiplayerpart. Nebst dem "Freien Modus", wo man in der ganzen Map herumreiten und sich mit anderen Spielern zu Banden schliessen kann, um Missionen zu erledigen, gibt es einen Wettbewerbsmodus mit den üblichen Spielmodi wie "Deathmatch" und "Capture the bag". Die Modi sind zwar nicht weltbewegend, aber sie spielen sich alleine schon durch das Setting erfreulich anders.

Technik

Ein echter Cow...boy.
Ein echter Cow...boy. © Entwickler / Publisher

Die Kulisse von Red Dead Redemption ist einfach Klasse. Das Western-Feeling wurde nicht nur perfekt eingefangen, die Landschaften sehen in Verbindung mit den grandiosen Lichteffekten sogar traumhaft aus. Zugute halten muss man Rockstar zudem, dass sie es geschafft haben, die Welt mit Leben zu füllen, was eine hohe Immersion erlaubt.

Leider wurde diese Schönheit mit mehreren kleineren Imperfektionen erkauft. Pop-ups beschränken sich zwar auf kleine Objekte wie Büsche oder Gräser, sie sind aber dennoch bemerkbar. Zudem scheint es, als sei das Spiel grafisch ein wenig unsauber fertiggestellt worden. Das ist zwar nicht gravierend, aber im Vergleich zur etwas schärferen Xbox 360-Version doch ärgerlich.

Der Sound in Red Dead Redemption bewegt sich auf einem [publisher]Rockstar[/publisher]-üblichen, konstant hohen Niveau. Die Sprecher sind spitzenmässig besetzt und die Musik könnte beinahe von Ennio Morricone höchst persönlich stammen. Genial.

Alejandro Garcia [ale]

Alejandro schreibt und redigiert im Games-Bereich seit 2009 für OutNow. Sein Einflussbereich ist die Konsole, wo er Militär-Shooter und Racer mit Erfolg vermeidet. Dafür verschlingt er alles, was FromSoftware ihm vorsetzt.

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