LittleBigPlanet (2008)

LittleBigPlanet (2008)

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PSP-Review: Die ganze Welt in meiner Hosentasche

Kreative Köpfe aufgepasst. Erfindet eine Welt, in der alles nach euren Wünschen und Massstäben gezeichnet ist. Zeigt sie euren Freunden und knackt eure kniffligen Rätsel gemeinsam. Was wäre eine selbst erschaffene Welt, ohne dabei die eigenen Sackhüpfer zu haben?

Ein kleiner grüner Kaktus…
Ein kleiner grüner Kaktus… © Developer / Publisher

LittleBigPlanet ist einfach gestrickt. Auf der kleinen Welt geht es darum, die 7 Könige aufzusuchen und ihnen zu helfen. Dabei wird mehr Wert auf die Kreativität und die Abwechslung gesetzt als auf die Erzählung. So sind die Länder nach Themen aufgelistet. Auf dem Europa ähnlichen Kontinenten werden Burgen bestiegen und Schwerter entzweit. In Afrika geht es durch die Savanne auf Büffeljagd. Die Missionen werden in der Hauptzentrale ausgewählt, das ist ein kleiner, viereckiger Raum, der sich ganz nach dem Gusto des Spielers einräumen lässt. Zuvorderst in ein riesiger PS3-Controller, von dem aus die Missionen gewählt werden. Die eigentliche Geschichte des Spiels ist aber nicht die vorgegebene Erzählung. Vielmehr geht es darum, eine eigene kleine Welt zu erfinden und diese mit den Freunden teilen.

LittleBigPlanet PSP ist grossartig. Man könnte dem Spiel die etwas kurze Kampagne monieren. Spieler, die das grosse LittleBigPlanet hauptsächlich im Mehrspielermodus bestritten haben, werden diesen hier vermissen. Allerdings machen dies der Editor und die damit zusammenhängende Möglichkeit, Levels von anderen Usern herunterzuladen, locker wieder wett. Bastler werden Monate damit verbringen, Levels zu erstellen, andere werden online immer wieder neues Futter für ihre PSP suchen. SCE Cambridge hat die Essenz vom PS3-Spiel nicht nur hervorragend eingefangen, sondern auf Hochglanz poliert. Alles in allem werden PSP-Besitzer kaum um das fröhlich lächelnde Sackgesicht kommen.

Gameplay

Kreativität ohne Ende.
Kreativität ohne Ende. © Developer / Publisher

LittleBigPlanet spielt sich auf der PSP fast genauso wie auf der PS3. Der Mix aus Jump'n'Run und Rätseln ist gewohnt ideenreich. Im Storymodus geht man wieder auf Weltreise, wo etwa dreissig Levels in unterschiedlichen Regionen auf euch warten, wobei jede Region ihren eigenen, unverwechselbaren Stil hat. Hier steckt auch eine kleine Überraschung für Herr und Frau Schweizer. Leider fällt die Kampagne etwas kurz aus.

Die Levels klappert man im klassischen 2D-Stil von links nach rechts und sammelt sowohl Punkteblasen als auch Blasen mit Geschenken, welche man später im Editor benützen kann. Für zusätzlichen Tiefgang sorgen zwei Ebenen. Damit wird auch schon der erste Unterschied zum «grossen Bruder» von Sackboy deutlich, der zwischen drei Ebenen hin und her springen konnte. Ansonsten kann der kleine Sackboy dasselbe wie der grosse: Rennen, Festhalten und Springen. Letzteres ist für eingefleischte Jump'n'Run-Fans etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Physik ist die eigentliche Heldin des Spiels. Alles, was sich in den Levels abspielt, ist abhängig von den Gesetzen der Physik. Steine sind schwer und lassen sich kaum bewegen, Stoff dagegen lässt sich leicht herum schieben. Auch das Springen ist physikabhängig. Sackboy zeichnet eine gewisse Trägheit aus, mit der man zunächst klarkommen muss. Den bei diesem Genre üblichen Doppelsprung beherrscht das Sackgesicht nicht. Somit muss man bei hohen, schwer erreichbaren Geschenkblasen den richtigen Moment abwarten, um mittels einer Feder oder einem anderen Mechanismus in Kombination mit der Sprungtaste die nötige Höhe zu erreichen. Das ist sehr fordernd, aber auch zusätzlich befriedigend, wenn man es einmal schafft.

Wo sind Helm und Knieschoner?
Wo sind Helm und Knieschoner? © Developer / Publisher

Fans, denen das erste Spiel an gewissen Stellen zu schwierig vorkam, werden sich über die zweite Neuerung in LittleBigPlanet sicherlich freuen: Die Checkpoints sind nun nicht mehr auf vier Leben beschränkt. Man kann somit schwierige Fallen immer wieder versuchen zu überwinden, ohne, dass man an den Anfang zurück geworfen wird. Hardcore-Jump'n'Runner werden aber das zusätzliche Schwierigkeitselement vermissen.

Der dritte grosse Unterschied zum PS3-Spiel ist der fehlende Multiplayermodus. Das ist sehr schmerzlich, denn es war ein wichtiger Bestandteil auf der grossen Konsole. Auf dem Handheld vermisst man das Gemeinschaftsgefühl, welches auf der PS3 so gut rübergebracht wurde. Beibehalten wurde allerdings der Community-Aspekt und die Möglichkeit, eigene Levels auf das Playstation Network zu laden und die von anderen Usern hochgeladenen Levels selber zu spielen. Das ist eine grossartige Nachricht, denn das bedeutet, dass der Editor wieder an Bord ist.

Die schiere Anzahl an Möglichkeiten, eigene Objekte und Levels zu erschaffen, ist unglaublich. Dabei hat der Editor fast nichts von seiner einfachen Bedienbarkeit eingebüsst, die er schon auf der grossen Konsole hatte. Man muss lediglich ein wenig umdenken, da man den zweiten Ministick auf der PSP vermisst. Jedoch ist alles sehr gut erklärt, und jedes Mal, wenn ihr ein zuvor nicht benütztes Werkzeug öffnen möchtet, werden euch die Funktionen humorvoll und akkurat geschildert. Leider wird einem nicht auf Anhieb klar, welches Werkzeug man wann benutzen muss und warum eine Modifikation eines Objekts gerade nicht funktioniert.

Technik

Hat er eine Baulizenz?
Hat er eine Baulizenz? © Developer / Publisher

Die Grafik von LittleBigPlanet PSP ist im Vergleich zur PS3-Version logischerweise heruntergeschraubt. Das Resultat ist aber beachtlich. Nicht nur wird das technische Potenzial der PSP ausgereizt, auch die niedliche Optik erzielt die gleiche Wirkung wie der «grosse» Sackboy. Die Levels sind äusserst detailreich, und man merkt dem Spiel die Liebe an, mit welcher der Entwickler SCE Cambridge die einzelnen Regionen gestaltet haben. Die Levels der PSP-Version sind sogar noch etwas ideen- und abwechslungsreicher.

Der Sound verdient einen eigenen Abschnitt. Die Musikauswahl ist zum grössten Teil einfach nur hervorragend. Fast jedes Lied passt perfekt zum jeweiligen Szenario. Man könnte fast meinen, dass zunächst die Musik gewesen ist und erst dann mit der Levelkonstruktion begonnen wurde. Hinzu kommen die zahlreichen Soundeffekte, die das Geschehen zum Leben erwecken. Die gesamte Welt von LittleBigPlanet ist derart stimmig aufgebaut, dass man gewisse Schwächen im Soundtrack - die es auch hat - kaum bemerkt.

Alejandro Garcia [ale]

Alejandro schreibt und redigiert im Games-Bereich seit 2009 für OutNow. Sein Einflussbereich ist die Konsole, wo er Militär-Shooter und Racer mit Erfolg vermeidet. Dafür verschlingt er alles, was FromSoftware ihm vorsetzt.

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